Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Die Feuer für die Bratspieße, die an einem Winternachmittag so heimelig gewesen waren, verbreiteten jetzt infernalische Hitze und erstickenden Gestank in den Sommerabend, und Mr. Thomas und seine Familie knisterten und glänzten derartig vor Schweiß, dass sie von den Fleischbatzen kaum noch zu unterscheiden waren. Douglass blinzelte in die heiße Düsterkeit hinten im Raum und sah, dass M. Dupont, der Sklavenhändler, dort auf ihn wartete.
Douglass setzte sich und bestellte bei einer ermatteten Polly Thomas einen Krug Bier.
Sobald sie ihn gebracht hatte, legte Dupont los: »So, Ihr Mann hat also die Nerven verloren«, sagte er. »Aber was ist mit den Banknoten?«
»Auf und davon«, erwiderte Douglass wütend. »Und der Baron mit ihnen. Ich vermute, sein Part bei der Verschwörung muss entdeckt worden sein. Die ganze Aktion wird abgeblasen werden.« Dupont jedoch interessierten die Angelegenheiten der Jakobiten herzlich wenig.
»Sie haben also kein Geld für mich«, stellte er nüchtern fest.
»Kein Geld«, wiederholte Douglass und nahm einen kräftigen Schluck Bier. »Und keine Aussicht, welches zu bekommen. Mein Rat für Sie, Dupont, ist: Vergessen Sie die fünfhundert Pfund und verlassen Sie England augenblicklich.«
»Als ich Sie auf meinem Weg nach Liverpool dort auf diesem Kutschen-Halteplatz traf, da haben Sie mir doch gesagt, der sei gut für zweitausend. Was zum Teufel ist denn schiefgelaufen?«
»Kann ich nicht sagen. Der Plan war grundsolide, er unterstützte die Sache leidenschaftlich – und hatte mir gegenüber nicht den leisesten Verdacht gehegt.«
Dupont lachte bei der letzten Beteuerung. »Dann war Ihr Mann ein Schwachsinniger«, spottete er. »Denn schließlich, wer außer einem Schwachsinnigen würde einer Gruppe Verrückter, die er nie kennengelernt hat, zweitausend Pfund geben, um einen König zu retten, den er nie gesehen hat?«
»Sie wissen eben nichts über die Sache der Jakobiten«, fauchte Douglass als Antwort.
»Und Sie auch nicht, würde ich sagen.«
In aufgebrachtem Flüsterton sagte Douglass: »Sie hätten kein bisschen Geld von ihm gekriegt, wenn er nicht geglaubt hätte, ich stünde treu zu dieser Sache. Aber hüten Sie sich, Dupont – ich habe gehört, dass Francis Gerrard sein Geheimnis gelüftet hat, ehe er starb.«
Dupont zuckte die Schultern. »Tja, unser Projekt ist gescheitert. Der kleine Priester hat an dem Abend damals nicht gelogen, als er uns warnte, wir wären zu spät. Sie haben den ganz umsonst umgebracht.«
»Sie haben Gerrard umgebracht, Dupont«, erinnerte Douglass ihn.
» Sie haben mir das Messer gegeben«, erwiderte Dupont schnurstracks.
Douglass stand auf. »Sie müssen England verlassen. Ich fahre heute Abend nach Liverpool.«
»Sie schiffen sich nach Jamaica ein?«, fragte Dupont.
Douglass nickte.
Während er das Wirtshaus verließ, überlegte er, dass er seinen französischen Freund wohl nicht zum letzten Mal gesehen hatte. Schließlich war ihr Projekt äußerst raffiniert – seine eigene Idee natürlich! -, aber ohne Dupont lief es nicht. Douglass fehlte es an Verbindungen, es auf eigenen Faust durchzuziehen. Und Dupont kannte keine Skrupel. Wieder dachte er an den Abend zurück, als sie Gerrard umgebracht hatten. Dupont hatte ihm die Kehle aufgeschlitzt, als öffne er einen Sack Mehl.
Die Schwierigkeit bei Dupont war nur, dass er nicht sonderlich intelligent war. Er, Douglass, war es gewesen, dem der Einfall mit der Eintrittskarte für den Maskenball gekommen war. Er wusste noch, wie er den Weg zurückgerannt war zu Gerrards blutiger Leiche, nachdem Dupont in die entgegengesetzte Richtung abgehauen war. Er hatte die Eintrittskarte aus seiner eigenen Tasche gezogen und sie so sorgfältig wie möglich in Gerrards geschoben. Das war nicht einfach gewesen mit dem Gewicht des toten Körpers, das ihm gegen die Beine sackte. Aber es hatte ihnen Zeit verschafft. Immer noch war er für die meisten der arme Teufel vom Maskenball.
Douglas zog die Schultern hoch, während er so durch die Nacht ging. Es machte ihm nicht viel aus, dass der Plan mit Lord Petre schiefgegangen war. Er hatte es satt, in England zu sein, er sehnte sich danach, wieder nach Übersee zu flüchten.
17. Kapitel
»Dein Haar zur Beute ward dem frechen Stahl?«
Weniger als eine Woche später kam der Tag, der für Queen Annes Empfang im Hampton Palace vorgesehen war. Es würde das krönende Ereignis der Saison sein, dem Teresa so erwartungsvoll entgegensah, und um
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