Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
wie dieser bei weitem nicht so charmant sein könnte wie die Damen, die dazugehörten: Miss Teresa und Miss Martha Blount.«
Martha blickte ihre Schwester besorgt an, fürchtete, sie werde auf diese neuerliche Schmeichelei mit hingerissenem Entzücken reagieren. Aber sehr zu ihrer Überraschung begrüßte Teresa den Baron mit einem abschätzigen Lächeln.
»Man kann wohl kaum behaupten, dass wir noch dazugehörten, Mylord«, erwiderte sie. »Mapledurham ist jetzt der Besitz meines Bruders.«
Martha nahm Teresas Antwort als Zeichen, dass ihre Schwester endlich einsah, dass ihr Interesse an dem Baron niemals erwidert werden würde. Sie wünschte sich, Alexander wäre hier, um dieses Spektakel zu beobachten, und sie überlegte, was er wohl daraus machen würde. Alexander hatte Lord Petre immer sehr genau durchschaut.
Teresa wartete Lord Petres Antwort auf ihre letzte Bemerkung nicht ab, sondern sagte: »Es ist so ungewohnt, Sie ohne Miss Fermor zu sehen, Mylord, ich fürchtete schon, sie sei krank geworden – aber da steht sie ja, kaum ein paar Meter entfernt!« Und sie ließ ein kleines silbernes Lachen verlauten, nicht unähnlich dem Arabellas.
Lord Petre wirkte nervös. »Oh, Miss Fermor und ich sind so gute Freunde, da wäre es aufdringlich, würde ich bei einer Gelegenheit wie dieser dauernd um sie herumscharwenzeln«, meinte er. »Niemand mag ja von alten Bekanntschaften behindert werden, wenn er gerade dabei ist, sich neue zu erschließen.« Hier starrten ihn die Mädchen mit unverhohlener Verblüffung an.
Lord Petre sah ihre Verlegenheit und schwadronierte weiter: »Sie haben heute ja Ihren Freund, Mr. Pope, gar nicht dabei«, sagte er. »Wie schade – ich hätte so gerne meine Bekanntschaft mit ihm vertieft. Ich könnte mir vorstellen, dass es ihm leidtäte, eine Gelegenheit verpasst zu haben, die ihm so viel unterhaltsamen Stoff für seine Feder liefern könnte.« Er lachte glucksend vor sich hin und schien nicht zu merken, dass die Mädchen immer noch nichts sagten. Martha fragte sich, ob er vielleicht betrunken war.
Als Petre davonging, warf Martha einen verstohlenen Blick auf Arabella. Die aber drehte ruckartig den Kopf weg, als sie ihre Cousine sah, und dennoch erhaschte Martha ihren verstörten Blick.
Wieder zog Lord Petre die Aufmerksamkeit der Mädchen auf sich, als sich Lady Mary mit klarer, unüberhörbarer Stimme an ihn wandte.
»Ich bin überrascht, zu hören, dass Sie Miss Fermor als eine gute Freundin bezeichnen, Mylord«, sagte sie. »Der allgemeinen Meinung nach ist ihre Bekanntschaft von gänzlich anderer Art.«
Teresa lächelte beim Anblick von Lord Petres Gesicht, als Mary Pierrepont ihre ungenierte Feststellung kundtat, und wünschte sich nicht zum ersten Mal, auch die Tochter eines Earls zu sein. Lord Petre blickte um sich, um festzustellen, ob jemand zugehört hatte, riss sich dann zusammen und entgegnete mit einer Miene, die seinem früheren Selbstbewusstsein nahe kam: »Miss Fermor wäre entsetzt, wenn sie wüsste, dass ein so skandalöses Gerücht im Umlauf ist. Eine Dame, so unvergleichlich an Schönheit und Liebreiz, würde doch eine Verbindung mit einem Menschen wie mir, so unbeständig und wankelmütig, niemals eingehen.«
Lady Mary blickte ihn unbeirrt an. »Aber die allgemeine Erwartung zielt auf eine Verlobung zwischen ihnen«, sagte sie kühn. Und wieder fuhr er sichtlich zusammen.
»Der Mann, der Miss Fermor heiratet, muss ein verdienstvollerer Gentleman sein als ich«, konstatierte er knapp und entzog sich hurtig einem weiteren Gespräch.
Er gesellte sich zu einer Schar Mädchen in blassblauer und violetter Seide, denen Teresa noch nie begegnet war. Sie waren etliche Jahre jünger als sie und Arabella. Eine von ihnen hatte sie einmal bei einem Morgenempfang gesehen, den sie mit ihrer Mutter besucht hatte. Die hatte damals höchst albern gewirkt. Bald, nachdem Lord Petre sich zu ihnen gesellt hatte, hörte man die Mädchen in schrilles, aufgeregtes Gelächter ausbrechen, und wenig später ertönte Lord Petres eigener, charakteristischer Bariton.
»Lord Petres Äußerungen geben mir zu denken«, sagte Martha zu Teresa, während sie sein Gebaren verfolgten. »Arabella war sich ihrer Sache so sicher, und ich kann mir nicht denken, dass sie sich so völlig getäuscht hat. Vielleicht ist dies ja die Strategie, die sie Lord Petre aus Rücksicht auf ihre Person nahegelegt hat, bis sie öffentlich verlobt sind?«
»Wohl kaum!«, erwiderte Teresa. »Nicht einmal
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