Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
dessentwillen sie und Martha noch in der Stadt geblieben waren. Der Tag würde mit Teetrinken, Kartenspiel und Plaudereien über die Freuden der Saison zugebracht werden. Am Nachmittag dann würde es einen kurzen Auftritt ihrer Majestät geben, umgeben von den Höflingen, die sich am sichtbarsten in ihrer Gunst sonnten. Hofkleidung war zu diesem Anlass ein Muss. Teresa und Martha hatten sich neue Gewänder aus rosa und blassgrüner Seide machen lassen, den Farben eines Magnolienbaums im Triumph seiner Frühlingspracht. Arabellas Kleid war aus weißem Damast, die Rockschöße und Ränder mit goldenen Vögeln und Blumen bestickt. Ihre Schuhe waren mit einem Geflecht aus Goldfäden verziert, und sie trug einen Muff aus Straußenfedern, den sie schon vor Monaten bei Molly Walker bestellt hatte.
Die Gäste würden zu Wasser am Palast ankommen. Arabella fuhr mit Henrietta Oldmixon und Lady Salisbury, mit denen sie sich früh am Morgen am Ufer des Strands getroffen hatte, in einem Boot die Themse aufwärts. Es war sonnig, aber noch nicht heiß, und alle drei Damen hatten leichte Sommerschals um die Schultern gelegt. Die Sitze des Kahns waren mit Seidenkissen ausgelegt, um die Kleider der Damen zu schonen, zusätzliche Kissen und Decken lagen bereit. Ein leichtes Sonnensegel war wie ein Baldachin über ihnen ausgespannt, um die zarte Haut der Damen vor der Helligkeit des Tages zu schützen.
Sobald sie sich niedergelassen hatten, fragte Henrietta: »Wie stellen wir es an, Mylord Petre auf den Punkt zu bringen? Er zögert schon viel zu lange herum.«
»Auf welchen Punkt muss er denn gebracht werden?«, fragte Lady Salisbury gelangweilt statt einer Antwort.
»Er muss Arabella einen Heiratsantrag machen«, erklärte Henrietta. »Ich finde, es wäre ganz passend, wenn er das heute täte.«
Arabella wollte von einer solchen Unterhaltung nichts wissen. Sie war noch immer bestürzt durch Lord Petres merkwürdiges Verlangen in der Kutsche. »Flirten ist doch viel zu schön, um dabei gleich ans Heiraten zu denken«, warf sie deshalb ein. »Der Baron wäre ein Mann von wenig Feinsinn, wenn er seinen Antrag gerade jetzt machte, wo wir zu einer unbeschwerten Vertrautheit gelangt sind.«
Lady Salisbury klappte ihren Fächer auf. »Ah! Sie erwarten also, diesbezüglich von ihm zu hören«, meinte sie.
Lebhaft mischte sich Henrietta ein: »Natürlich tut sie das. Sie sind doch dauernd zusammen.«
Arabella, die sich in ihrem Sitz so weit vorbeugte, wie es die Neigung des Bootes erlaubte, korrigierte sie. »Wir leisten einander lediglich alle vierzehn Tage einmal Gesellschaft.«
»Na ja, das ist in der Öffentlichkeit, meine Liebe«, meinte Lady Salisbury süßlich. »Henrietta spricht von Ihren privaten Stunden.«
Arabella war stumm, unsicher, was für eine Antwort sie hierauf geben sollte, und Lady Salisbury, die ihr Schweigen für ein stummes Eingeständnis hielt, redete weiter.
»Nun, Arabella«, fuhr sie fort und wedelte mit ihrem Fächer hin und her, »ich bin froh zu hören, dass Sie noch auf einen Antrag warten, denn ich habe gerade gehört, Lord Petre werde Catherine Walmesley heiraten – und die würde natürlich keine von uns gerne zur Freundin haben.«
»Sie meinen William Dicconsons Mündel?«, unterbrach Henrietta mit verblüffter Stimme. »Aber die kann doch nicht älter als sechzehn sein! Dann muss Lord Petre sie wegen ihres Vermögens wollen!«
Sie blickte verstohlen zu Arabella hinüber, die ziemlich bleich geworden war. »Regen Sie sich nicht auf, Arabella«, sagte sie. »Miss Walmesley mag ihre siebentausend pro Jahr wert sein, aber in jeder anderen Hinsicht sind Sie ihr überlegen.«
Arabella hatte darauf keine Antwort, und sie war froh, als Lady Salisbury wieder anhub: »Ich hoffe, er heiratet Sie, Arabella«, sagte sie. »Sie sind in diesem Jahr so ein entzückendes Mitglied unseres Zirkels gewesen, und wir wären traurig, Sie zu verlieren.«
Arabella antwortete durch ein Lächeln, aber kein sonniges – ihr Lächeln war mehr brillant als warm. Sie sah, wie Henrietta und Lady Salisbury einen vertraulichen Blick wechselten. Um zu demonstrieren, wie gleichgültig ihr war, was sich ereignet hatte, hängte sie lässig den Arm über den Rand des Bootes, um ihre Finger durchs Wasser gleiten zu lassen. Aber die Wasseroberfläche war weiter entfernt, als sie angenommen hatte, und sie war gezwungen, die Hand mit einer abrupten, zuckenden Körperbewegung zurückzuziehen. In hilflos unwürdiger Pose umklammerte sie
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