Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
beflügelt. »Sollte die Welt Sie jemals in einer Falle sitzen sehen, Mylord, dann werde mindestens ich wissen, dass sie sehr gut getarnt gewesen sein muss«, versetzte sie und biss sich auf die Lippen, um ein Lächeln zu unterdrücken.
»Aber ich fürchte, Teresa hat es jetzt eilig, weiterzukommen«, setzte sie hinzu, sich an ihre Cousine wendend. »Wir sind eigentlich bloß hergekommen, um Handschuhe zu kaufen. Wollen wir jetzt nach oben gehen zu Fowler’s, Teresa?«
»Wir brauchen überhaupt nicht länger hier in der Börse zu bleiben«, antwortete Teresa spöttisch, verstimmt, weil Arabella ihr bei ihrem Flirt mit Lord Petre einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. »Warum gehen wir nicht in das Geschäft in der Cheapside, wo meine Mutter ihre Handschuhe kauft?«
Aber Arabella wusste es auch diesmal besser als ihre Cousine. »Oh, ich ziehe Fowler’s bei weitem vor«, meinte sie. »Die Handschuhe dort sind schicker, sie haben immer die neueste Mode. Dieser andere Laden wirkt doch ziemlich heruntergekommen, meinst du nicht?«
Lord Petre erbot sich, sie zu begleiten und reichte beiden Mädchen einen Arm. Aber er sah sich immer abgelenkt um, während sie die Treppe zu den Geschäften in der oberen Galerie hinaufstiegen.
»Du bist so zum Verrücktwerden diskret, Teresa«, sagte Arabella, an Lord Petre vorbeiblickend. »Ich bin versessen darauf, zu wissen, welche jungen Männer in der Stadt zurzeit deine Verehrer sind. Ich finde, es wäre nur fair, wenn du mich vorwarnst, welche Bewunderer du vor allem meiden möchtest.«
Teresa antwortete ihrer Cousine schnippisch: »Ich möchte sie alle meiden, Arabella«, sagte sie.
»Ich preise deine Diskretion«, spöttelte Arabella, »aber bedenke, wenn eine Dame zu diskret ist, dann beginnen die Leute zu argwöhnen, dass sie nichts zu verbergen hat.«
»Es gibt nur einen unter meinen Bekannten – erst seit Kurzem in der Stadt -, bei dem ich wohl eine Ausnahme machen werde«, sagte Teresa, und Arabella sah, dass sie flüchtig Lord Petre ansah, um sicherzugehen, dass er zuhörte. »Ein alter Freund und auf dem Wege, berühmt zu werden. Er ist ein Dichter.« Teresa wurde rot, als sie das sagte.
Arabella antwortete: »Ha! Ich wusste doch, dass du ein Geheimnis hattest. Ein Dichter! Vielleicht wird er dich unsterblich machen.«
»Ich glaube, er hat wirklich alle Chancen, in seinem Beruf Erfolg zu haben«, beharrte Teresa. »Tonson hat ihn bereits publiziert, und ein viel längeres Opus von ihm wird demnächst gedruckt. Der Tatler hat ihn als den neuen Denham bezeichnet.«
»Wie ist denn der Name dieses Gentlemans?«, fragte Arabella.
»Alexander Pope«, erwiderte Teresa mit neuem Selbstvertrauen.
»Pope?«, fragte Arabella, und sofort schwang Belustigung in ihrer Stimme. »Du meinst diesen komischen kleinen Mann, den du vom Lande her kennst?« Teresa warf ihr einen finsteren Blick zu. Natürlich erinnerte sich Arabella an seinen verkrüppelten Rücken.
»Ja … Vermutlich ist er das«, erwiderte Teresa.
»Ich dachte, du hättest gesagt, er sei kränklich«, versetzte Arabella.
»Mr. Pope ist nicht mein Verehrer, Arabella. Ich erwähne ihn als alten Freund meiner Familie.«
»Mr. Alexander Pope ist ein junger Dichter von einigem Ansehen«, bestätigte Lord Petre.
Aber Arabella hörte nicht zu. »Es müsste großen Spaß machen, die Heroine des Dichtwerkes einer echten Berühmtheit zu sein«, spottete sie. »Suckling oder Lovelace – oder Rochester, auch wenn der reichlich niederträchtig war. ›Pope‹ … Das hört sich so morbide an.«
»Hören Sie nicht auf Miss Fermor«, intervenierte Lord Petre. »Die täte gut daran, sich ihr Urteil über einen Mann zu verkneifen, dessen einziger Fehler in einem Unglück besteht, dass er als Kind erlitten hat. Denken Sie an das wunderbare Sprichwort, Miss Fermor: ›Charme betört den Blick, aber Persönlichkeit gewinnt die Seele‹.«
»Das ist eine von den typischen, absurden Unwahrheiten, die von Zeit zu Zeit in Umlauf gesetzt werden, die aber kein Mensch wirklich glaubt«, wandte Arabella ein. »Und ausgerechnet Sie klingen hier wie ein Tugendbold! Ein Mann in Ihrer Position, Mylord, wäre wohl kaum erpicht darauf, zu entdecken, dass Persönlichkeit die wahre Quelle menschlichen Glücks ist.«
Lord Petre sah aus, als läge ihm eine Antwort auf diese Bemerkung auf der Zunge, aber durch die Ankunft bei Fowler’s Handschuhboutique wurde ihm versagt, sie auszusprechen. Die beiden Mädchen traten an den
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