Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
deshalb, sich hinter Arabella hindurchzuzwängen, um wenigstens in Gesellschaft von Lord Petres Freund abzuwarten. Doch der hatte sich davongemacht, und an seiner Stelle stand jetzt ein kleiner Zigeunerakrobat mit einem Affen auf der Schulter, der ihre Gruppe mit lauerndem Grinsen beäugte. Teresa fuhr heftig zurück und stolperte dabei in die Apfelauslagen.
»Passen Sie doch auf!«, schrie der Besitzer, und ein Dutzend Damen und Herren drehten sich nach Teresa um. Sie wurde glutrot und deutete wortlos auf den Affen. Lord Petre scheuchte den Mann mit einem Wedeln der Hand fort, während die andere auf dem Heft seines Schwertes ruhte.
Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von Heiterkeit zu Ärger, als er sah, dass sein Freund fort war. »Wo ist Douglass?«, fragte er. Arabella sah, dass sich anstelle lässigen Amüsements jetzt wachsende Anspannung darauf abzeichnete. »Wir waren noch keine fünf Minuten beisammen, bevor ich Sie sah«, setzte er hinzu. Er blickte sich um, aber sein Begleiter war verschwunden.
»Haben Sie gesehen, wohin mein Freund Douglass gegangen ist, Miss Fermor?«, fragte er wieder. Arabella schüttelte kühl den Kopf, befremdet durch den plötzlichen Wandel in Lord Petres Gebaren. Er stand da und blickte schweigend zu Boden, dann schaute er sich erneut suchend um, und einen Moment sah es so aus, als werde er einfach davongehen.
Aber plötzlich fing er sich wieder. »Da kann man nichts machen; ich nehme an, er musste sich mit einem Bekannten treffen«, meinte er und lächelte bemüht. Aber Arabella war überzeugt, dass er Douglass nicht aus seinen Gedanken verdrängt hatte.
»Erweisen Sie mir die Ehre, mich mit Ihrer Begleiterin bekannt zu machen?«
Arabella war enttäuscht. Vielleicht war sie für ihn ja gar nichts Besonderes. Wenn er nun ihre Cousine genauso anlächelte, wie er sie angelächelt hatte? In beherrschtem Ton sagte sie: »Ich stelle Ihnen meine Cousine vor, Miss Teresa Blount von Mapledurham.«
Lord Petre blickte mit echtem Interesse auf und rief: »Mapledurham! Ein wundervoller Ort, in der schönsten Biegung des Flusses. Ich beneide Sie, dass Sie an solch einem Ort aufgewachsen sind, Madam.«
Arabella blickte missbilligend drein. Mapledurham hatte sie ganz vergessen. Natürlich kannte Lord Petre es. Am liebsten hätte sie ihm jetzt erzählt, dass Mapledurham nunmehr Teresas Bruder gehörte – dass ihre Cousine also keinerlei eigenes Geld besaß -, und war selbst erstaunt über ihren plötzlichen Neid.
Teresa ihrerseits spürte, dass endlich ihr Moment gekommen war.
Sie lachte hell auf, aber weil sie so lange still gewesen war, klang es viel lauter, als sie beabsichtigt hatte. »Aber Sie sind doch auf Ingatestone aufgewachsen, Mylord«, sagte sie. »Ein Ort, von dem die Welt sehr viel gehört hat. Was für einen wundervollen Park Sie dort haben!«
Lord Petre nickte zustimmend und meinte: »Ihr Bruder hat meine Familie dort besucht, nicht wahr? Erinnere ich mich recht, dass er ein ausgezeichneter Sportsmann ist?«
»Oh ja, das ist er!«, sagte sie. »Ein großartiger Reiter.«
»Ich sehe, Sie sind eine liebevolle Schwester«, erwiderte er freundlich. »Und Sie? Reiten Sie auch gerne?«
»In Mapledurham bin ich oft mit Michael geritten.«
»Teresa gibt sich zu bescheiden«, unterbrach Arabella die Unterhaltung. »Sie ist eine exzellente Reiterin. Ich hoffe, wir werden dich auch in der Stadt reiten sehen, Teresa.«
Dieser Einwurf war wohlgezielt, denn Arabella wusste sehr wohl, dass Teresa in London kein Pferd hatte.
»Und reiten Sie, Miss Fermor?«, fragte Lord Petre schließlich.
»Ich reite, wenn ich auf dem Lande bin, aber in der Stadt reite ich nur als Begleiterin auf der Kruppe«, sagte sie. »Wenn eine Frau in London allein auf einem Pferd sitzt, dann signalisiert sie der Welt doch, dass es sie entweder nach einer Kutsche oder nach einem begleitenden Kavalier verlangt. Zu zweit ist das etwas ganz anderes. Es ist so herrlich, um die Mittagszeit durch den grünen Schatten des Parks zu reiten, behaglich hinter seinem Begleiter sitzend, gerade so, als säße man zu Hause auf dem Sofa und tränke Tee.«
Petre nickte. »Sie malen da so eine verlockende Szene, eine, die mich verführen könnte, Ihnen mich selbst als Kavalier anzubieten. Aber da Sie wohl kaum einen Mann bewundern könnten, der in eine Falle stolpert, die er selbst hat aufstellen sehen, mache ich mich lieber davon und lasse die Falle offen für einen anderen Gentleman.«
Arabellas Stimmung war erneut
Weitere Kostenlose Bücher