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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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ungekünstelten Schönheit einen Hauch von Unsicherheit. Es traf sie wie ein Schock, und sie riss sich zusammen. Sie war fest entschlossen: Die Welt sollte Miss Fermor nicht unsicher sehen.
    Sie wandte sich Betty zu und sagte: »Ich habe beschlossen, das Kleid zu tragen, das für Lady Seaforth’ Ball am Anfang der Saison angefertigt worden ist. Ich gehe als Diana, die Göttin der Jagd – mit einem Bogen über der Schulter. Mein Vater hat solch einen in seinen Ställen. Wir werden mein Haar so aufstecken, dass es ländlich wirkt. Lass ein bisschen sauberes Stroh kommen, das flechten wir dann in meine Zöpfe.«
    Betty, die am Morgen drei Stunden damit zugebracht hatte, die Daunen des Schwanenkostüms unter Dampf glatt und glänzend zu machen, war einigermaßen verärgert über diesen Gesinnungswandel.
    »Aber Sie haben den Schwan doch extra für diesen Abend machen lassen!«, protestierte sie. »Ihre Mutter wird wütend sein auf Sie. Wochenlang wird es in diesem Hause wieder Verstimmung geben.«
    »Ich kann es mir selbst kaum richtig erklären, Betty«, erwiderte Arabella hochmütig und wich dem Blick ihrer Zofe aus. »Aber der Schwan ist nicht für heute Abend. Ich werde ihn zu einem anderen Ball tragen, später in der Saison. Und meine Mutter wird mit der Veränderung völlig einverstanden sein. Ich werde es ihr selbst sagen.« Sie wusste, dass es ihrer Mutter vollkommen egal war. Sie interessierte sich so gut wie nie für die Unternehmungen ihrer Tochter.
    »Ich wette, Sie hoffen auf dem Ball irgendeinen Gentleman zu treffen, Madam, von dem Sie sich einbilden, dass er Sie als Göttin lieber mag«, meinte Betty schnippisch.
    Arabella antwortete nicht.
    Ihre Zofe lachte und bürstete Arabellas Locken so derbe, bis sie protestierte: »Bürste gefälligst sorgfältiger, Betty, wenn du so weitermachst wie jetzt, habe ich bald überhaupt kein Haar mehr!«
    An der Charing Cross Road war an jenem Abend um zehn Uhr kein Durchkommen mehr wegen der vielen Droschken, Sänften und Kutschen, die sich auf dem Kopfsteinpflaster draußen vor den Gesellschaftsräumen stauten. Arabella hatte Teresa und Martha eingeladen, mit ihr in der Kutsche zu fahren, denn sie hielt es für das Beste, in einer Gruppe zu erscheinen. Es war etwas Neues für Teresa und Martha, am Abend allein auszugehen, ohne dass ihre Mutter oder ihre Tante sie als Anstandsdame begleitete. Arabella, seit Langem daran gewöhnt, ohne ihre Eltern auszugehen, fand überhaupt nichts dabei. Sie wurden von einem entfernten Cousin Arabellas zu Pferde begleitet, Sir George Brown, einem korpulenten Schwadroneur, der heute Abend, wie bei jedem Auftritt in der Öffentlichkeit, von einem Hauch Schnupftabakodeur umhüllt war.
    »Dem Himmel sei Dank, dass ich nicht als Schwan gegangen bin. Meine Federn wären in diesem Gedränge total zerdrückt worden«, sagte Arabella, als sie aufs Pflaster hinuntertrat.
    »Verflixt flatterhafter Vogel, so ein Schwan«, bemerkte Sir George und tippte auf den Deckel seiner Schnupftabaksdose. Arabella ignorierte ihn.
    Aber Martha wandte sich Sir George mit freundlichem Lächeln zu und meinte: »Oh ja! Schwäne haben nun mal so viele … Federn«
    Teresa blickte sich um und war überwältigt von der prächtigen Szenerie. »Schaut doch mal – der Tanzbär, der da aus seinem Sechsspänner steigt!«, rief sie.
    »Sir Paul Methuen ohne Zweifel!«, erklärte Arabella sofort.
    Ein Grüppchen Aschenbrödels und Bäckermeister liefen vorüber und gesellte sich laut lachend zu einem Klosterbruder und einem Bettelmönch.
    »Werden Sie sich nicht erkälten, so als Schäferin verkleidet, Miss Fermor?«, fragte Sir George.
    »Ich bin keine Schäferin«, entgegnete Arabella. »Ich bin Diana, die Göttin der Jagd. Sie sehen doch meinen Bogen.«
    Die Mädchen standen dicht beieinander. Teresa und Martha blickten instinktiv ratsuchend auf Arabella, obwohl Teresa sich möglichst unbefangen gab, indem sie Ausschau hielt nach weiteren eintreffenden Gästen, so, als hoffe sie, jeden Augenblick jemanden zu sehen, den sie kannte.
    Nach einer kleinen Weile deutete Arabella auf den Eingang zu den Gesellschaftsräumen. »Ist der Bursche da drüben nicht dein Freund Mr. Pope, Teresa? Der mit der Halskrause?«
    Teresa und Martha blickten gleichzeitig hinüber. Da stand Alexander, hielt sein Eintrittsbillett in der Hand und redete mit Jervas, der als römischer Senator verkleidet war. Martha wollte ihnen entgegengehen.
    Als sie sah, dass Teresa ihr nicht folgte, drehte sie

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