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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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verteidigen, die beim papistischen Komplott eingekerkert worden waren. Sie sollten alle gemeinsam verurteilt, und höchstwahrscheinlich enthauptet werden. Erinnerst du dich an die Namen der anderen Lords, die im Gefängnis saßen?«
    Alexander schüttelte den Kopf. Dass Martha bis jetzt nie eine Silbe davon erwähnt hatte!
    »Es waren die Lords Stafford, Powis, Arundell, Bellasyse und Petre«, sagte sie.
    »Petre!«, entfuhr es ihm. »Lord Petre?«
    »Des jetzigen Barons Großvater. Er starb im Tower als allbekannter Verräter. Die Petres tragen einen schwarzen Fleck auf ihrem Namen, ebenso wie die Carylls.«
    »Dann sind also die Petres Jakobiten.«
    »Waren Jakobiten, Alexander«, korrigierte sie ihn.
    In Alexander überschlugen sich die Gedanken. »Ich fange an zu begreifen... Lord Petre ist dauernd mit diesem James Douglass zusammen, obwohl ich nicht glaube, dass sie Freunde sind. Die sind so gegensätzlich in ihrer Art, stammen aus so gegensätzlichen Familien. Aber ich habe sie nach dem Ball beobachtet, wie sie sich heimlich trafen. Sie versteckten sich gemeinsam in einer leeren Droschke.«
    Martha lachte. »Ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst, Alexander.«
    »Ich verstehe es selbst nicht, Patty. Immer, wenn ich Douglass sehe, kommt er mir hinterlistig vor – als habe er immer etwas zu verbergen. Aber bis zu diesem Augenblick habe ich mir eine Verstrickung Lord Petres nicht träumen lassen.«
    »Alexander, ich kann dir nicht folgen.«
    »Was, wenn ihre Freundschaft auf politischem Eigennutz beruhte? Angenommen, es hätte was mit Landesverrat zu tun … In der Tat – ein Geheimnis.«
    »Alexander! Du bist lächerlich«, rief Martha. »Du lässt dich von deiner Eifersucht auf Lord Petre zu den groteskesten Fantasien verleiten.« Sie stockte, bedauerte ihre Wortwahl, besann sich und sagte dann in ruhigerem Ton: »Selbst wenn womöglich dies Gerede von heimlichen Treffen wahr wäre – was ich nicht glaube -, bedenk doch mal, was passieren würde, wenn man ihn bloßstellte. Seine Familie würde alles verlieren. Lord Petre würde man einsperren und wahrscheinlich hinrichten. Das ist doch unmöglich!«
    Sie brach ab, und die beiden saßen einen Moment schweigend da.
    »Hast du Teresa erzählt, was du mir eben erzählt hast?«, fragte er. »Vielleicht solltest du das tun.«
    Sie sah ihn an und verspürte eine Welle der Sympathie. Wie gut verstand sie seine Gefühle – seinen Wunsch, Teresas Zuneigung zu Lord Petre, die sie so unziemlich zur Schau trug, zu entmutigen. War es bei ihrem ganzen Gespräch vielleicht nur darum gegangen? Welche Versuchung musste es sein, zu enthüllen, dass Teresas Bewunderer Douglass ein Schuft war, und ihr Auserwählter, der Baron, ein Verräter!
    Mit einem Seufzer antwortete sie: »Ich bin sicher, deine Verdächtigungen sind unbegründet – Lord Petre ist kein Verräter. Jedenfalls glaube ich nicht, dass solch ein Hinweis Teresa davon abbringen könnte. Sie könnte ihm womöglich sogar davon erzählen in dem Wunsch, seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich glaube, du wirst deine Spekulationen für dich behalten müssen.«
    Alexander blickte verstört drein, während sie sprach. Wenn sie nun recht hatte, überlegte er reumütig. Vielleicht war es wirklich Eifersucht, die ihn so neugierig machte auf Lord Petres Geschäfte mit Douglass. Wenn er seine wilden Spekulationen mit Marthas scharfsinniger Analyse und Durchdachtheit verglich, dann fühlte er sich tief beschämt.
    »Du kennst deine Schwester gut, Patty«, sagte er. »Und ebenso gründlich, argwöhne ich, kennst du mich. Ich werde ihr nichts sagen. Stattdessen verspreche ich, über sie zu wachen wie ein schützender Luftgeist im Märchen, um sie vor Harm zu bewahren, wenn sie den Strapazen der modernen Welt ausgesetzt ist.«
    »In solcher Tarnung wirst du bald genug beschäftigt sein«, antwortete Martha mit ironischem Unterton. »Teresa wird heute Abend in die Oper gehen, ein Ereignis, dem die ganze Gesellschaft beiwohnt, von der du sprichst – großartig aufgeputzt in Spitzen, Brokatwesten und mit Säbelquasten. Im Vergleich dazu wird sie kaum angemessen gewappnet erscheinen.«

9. Kapitel
     
    »Der offene Blick, das Flüstern im Versteck.«
    An diesem Abend versammelten sich Hunderte von Menschen draußen vor dem Theater am Haymarket und drängten sich, um hineinzukommen. Zu beiden Seiten der Straße stauten sich Droschken und Sänften, und die Damen trippelten in seidenen Pumps durch Stroh und Kot, um ins Theater zu

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