Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
Vom Netzwerk:
Ihnen zu danken, Sir.« Er lächelte Caryll an, und Caryll nickte huldvoll. Lord Petre betrachtete ihn skeptisch. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Caryll sich für jemanden einsetzte, schon gar nicht für den kleinen Alexander Pope.
    Aber Alexanders Stimme überschlug sich schon wieder: »Großer Gott!«, schrie er, als er die Zeilen der Seite überflog. »Der Mann war ein Priester!« Die beiden anderen wandten sich ihm verblüfft zu.
    »Wovon reden Sie, Pope?«, fragte Caryll, sofort hellhörig bei der Erwähnung eines Katholiken, wie Lord Petre beobachtete.
    »Der Gast bei der Maskerade, der Mann, der in Shoreditch ermordet worden ist«, erklärte Alexander.
    Lord Petre verstummte.
    »Sein Name war Francis Gerrard«, sagte Pope. »Ein Katholik aus Lancashire. Es stand ein Bericht darüber im Daily Courant . Mein Vater ist ein leidenschaftlicher Zeitungsleser«, erklärte er Lord Petre.
    »Francis Gerrard?«, wiederholte John Caryll, und er blickte sich hastig im Raum um. »Den kannte ich. Er war wirklich ein Priester, gewohnt, die Botschaft wegen kirchlicher Angelegenheiten aufzusuchen. Er vermutete sogar, dass man ihn an diesem Abend für einen Gast des Maskenballs halten würde und dachte sich nichts dabei.«
    Alexander und Lord Petre starrten ihn an. Von wem hatte Caryll das gehört?
    Caryll redete weiter: »Gerrard war lange Zeit ein leidenschaftlicher Verfechter der Pläne der Jakobiten, sehr aktiv während der Zeit der Kerkerhaft meines Onkels. Vor einiger Zeit, glaube ich, hat er entdeckt, dass es unter den Vertretern der Jakobiten in London Verräter gibt. Man hat mir erzählt, dass er an jenem Abend in die Botschaft ging, um dem Botschaftsrat zu berichten, was er wusste.«
    »Das hat man Ihnen erzählt, Sir?«, wiederholte Alexander. »Sie wissen bereits davon? Er wurde also vorsätzlich getötet?« Alexander spürte, wie ihm kalt wurde. Er hatte beschlossen, die Ängste, die er anfangs in London gehabt hatte, zu vergessen. Auch Martha hatte sein Gemüt beruhigt, hatte mit ruhiger Vernunft seine Verdächtigungen gegen Lord Petre zerstreut. Aber jetzt brauchte er nur Lord Petres Gesicht zu betrachten, um zu argwöhnen, dass sie sehr wohl begründet waren.
    »Niemand weiß etwas«, antwortete Caryll. »Weiter ist bei diesem Mord nichts entdeckt worden.«
    Lord Petre wusste, dass er blass geworden war. »Wo haben Sie davon gehört, Sir?«, fragte er.
    Wieder blickte Caryll sich im Restaurant um. »Von einem alten Freund«, sagte er ruhig. »Die Jakobiten aus der Generation meines Onkels sind noch immer eng verbunden.«
    Lord Petre spielte mit den Knöpfen seines Gehrocks, tat, als sei er abgelenkt durch etwas, was der Kellner sagte. Er war wie betäubt von Carylls Neuigkeiten. Was hatte das zu bedeuten? Ließ Caryll ihm eine Warnung zukommen? Er fragte sich, ob auch Douglass von der Sache gehört hatte. Der musste es augenblicklich erfahren! Möglich sogar, dass Caryll dieses Treffen arrangiert hatte, um ihm von Gerrard zu berichten. Und doch war es Mr. Pope gewesen, der das Thema aufgebracht hatte.
    Konnte Caryll immer noch zu den Jakobiten gehören? Lord Petre blickte zu ihm hinüber, suchte nach einem Zeichen stummen Einverständnisses. Sein Blick wurde nicht erwidert. Aber Caryll war schließlich schon wegen Verdachts auf Verrat eingesperrt gewesen, fiel Lord Petre ein. Eine weitere Verstrickung konnte er jetzt nicht riskieren. Wieder versuchte er, Carylls Blick auf sich zu ziehen, aber der hatte sich abgewandt, um einen anderen Bekannten zu begrüßen, der soeben das Lokal betreten hatte.
    Alexander war erleichtert, Lord Petres und Carylls Gesellschaft entkommen zu sein, als er an jenem Nachmittag zu Jervas’ Haus zurückging. Er wollte nichts zu tun haben mit den Jakobiten, und auch wenn er nicht glaubte, dass Caryll persönlich in irgendetwas von verräterischer Natur verstrickt war, der flüchtige Einblick, den er in geheime Verbindungen und verborgene Zusammenkünfte bekommen hatte, stieß ihn ab. Jervas hatte recht – das war eine andere Welt, eine, von der er angenommen hatte, sie sei längst vergangen.
    Sicherlich, solange er bei Charles Jervas lebte, war er in Sicherheit. Allein die Vorstellung, Jervas ließe irgendjemanden in einer Soutane nach Dunkelheit herumschnüffeln, war zum Lachen. Aber es war doch erstaunlich gewesen, Lord Petres Contenance zu beobachten, als die Sache mit Gerrard zur Sprache kam. Er hatte sich krampfhaft bemüht, seine Verwirrung zu verbergen – anscheinend

Weitere Kostenlose Bücher