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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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Bell!«
    Ein wenig zweifelnd, ob er es wirklich nicht schaffte, die Schnüre aufzuknüpfen, setzte Arabella sich auf und begann den Fischbeinpanzer, der ihren Leib umgab, zu lockern. Auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck äußerster Konzentration, der ihn lächeln ließ. Mit neckisch hochgezogenen Augenbrauen sah sie zu ihm auf und sagte: »So, ich glaube, jetzt kannst du weitermachen.«
    »Ja, ich glaube, das schaff ich.«
    Als Arabella nur noch mit ihrem Miederhemdchen bekleidet war – und streng genommen konnte man dabei nicht von bekleidet reden -, da sagte sie kühn zu Lord Petre: »Würdest du mir jetzt zeigen, wie man diese Kniehose aufknöpft?« Aber sie errötete, als sie das sagte, plötzlich verlegen. Sie blickte zu ihm auf, und zum ersten Mal sah sie einen Ausdruck von Besorgnis in seinem Gesicht. Sie fragte sich, ob seinet- oder ihretwegen.
    Er fragte lächelnd: »Hast du noch nie einen Mann ausgezogen?« Und sie schüttelte ernst den Kopf.
    Er nahm ihre Hände und legte sie um seine Mitte. Sie schob sie unter seine Hemdschöße, spürte mit den Daumen seine Haut, fühlte, wie er zusammenzuckte – sie hatte ihn wohl gekitzelt. »Ich zeig’s dir«, sagte er, »aber danach müssen wir dann sehr vorsichtig sein.«
    »Vorsichtig? Wozu?«
    Er blickte sie an, als würde er ihr am liebsten die Zähne in den Hals graben und sie verschlingen. Unfähig, noch länger wohlgesittet zu reden, erwiderte er: »Vorsichtig, dass ich mit meiner Rute nicht bis zum Anschlag in dich fahre und dir ein Kind mache.«
    Lord Petre hielt sein Wort, und als Arabella am Ende des Abends sein Haus verließ, war ihre Tugend unversehrt. Seine Kutsche lieferte sie beim Stadthaus ihrer Eltern ab, und sie schlüpfte hinein, beflügelt von dem, was sie gerade erlebt hatte. Sie rannte in ihr Schlafzimmer hinauf und war überrascht, dass das Kaminfeuer erloschen war und in dem kleinen östlichen Winkel ihres Fensters der Himmel schon hell wurde.
    Während Arabella mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Staunen an die Nacht zurückdachte, verspürte Lord Petre eine ganz andere Art Erstaunen. Als er ins Zimmer gekommen war und sie in dem Sessel neben seinem Kamin sitzen sah, da hatte ihn ihr Ausdruck von nervöser Besorgnis erschreckt. Wie anders sie plötzlich wirkte als die Arabella Fermor auf dem Ball und in der Oper, als die stolze, beherrschte Kreatur, deren Schönheit und Selbstsicherheit in ihm ein solches Begehren ausgelöst hatte. Zunächst hatte er gar nicht gewusst, was los war, hatte gedacht, sie sei vielleicht unpässlich … Doch dann hatte er – entsetzt – begriffen, dass sie Angst hatte. Damit sie nicht sah, dass er es wusste, hatte er sich abgewandt, um ihnen ein Glas Wein einzuschenken, in der Hoffnung, dass sie sich wieder beruhigte. Und richtig, das hatte sie.
    Aber auch wenn ihre Sicherheit und ihr Selbstvertrauen ihn erregt hatten, dieses Aufschimmern von Verletzlichkeit hatte in ihm Gefühle ausgelöst, die er bisher nie gekannt hatte. Er verspürte plötzlich den Wunsch, sie zu beschützen, sie vor Leid zu bewahren: Er sah sich in Gedanken als ihren Ritter, der heimlich ihre Farben zwischen Rüstung und Herz trug. Seine Fantasie ging mit ihm durch. Er sah sich heimkehren von den Mühen und Plagen der Welt, und er fand sie an seinem Kamin, das stolze Lächeln, das sie der Öffentlichkeit darbot, verinnerlicht zu einem süßen Blick inständiger Verlockung. Dieses neue Bild von Arabella, plötzlich zur Sirene geworden, die ihn betörte, zur Jungfrau, die sich ihm darbot, gewann rasch die Vorherrschaft in Lord Petres Fantasie, trieb ihn zu immer heftigerem und bereits wunderbar qualvollem Begehren.
    Dieses Begehren jedoch, das musste er alsbald beiseiteschieben. Denn am nächsten Morgen um elf Uhr wurde er von Jenkins geweckt, der kam, um ihm zu melden, dass John Caryll, sein ehemaliger Vormund, in die Stadt gekommen sei. Er habe um zehn Uhr an Lord Petres Haus vorgesprochen, habe aber eilig weitergemusst und lasse durch Jenkins ausrichten, er wolle sich um zwölf mit Lord Petre in White’s Coffee-House treffen. Lord Petre setzte sich schwerfällig auf, schlüpfte zögernd in den samtenen Morgenmantel, den Jenkins bereithielt, und schob die Füße in die Pantoffeln, die er neben das Bett gestellt hatte.
    »Da werde ich wohl hingehen müssen«, sagte er und entnahm Jenkins’ Schweigen, dass sein Diener das auch fand. »Aber ich kann das Haus nicht ohne Frühstück verlassen«, setzte er hinzu. »Besorgst du mir ein

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