Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
wie viel weniger liebevoll und aufrichtig die Ehen ihrer Eltern und deren Bekannter war, als ihre eigene es sein würde.
Am nächsten Vormittag wollte Alexander den Schwestern Blount einen Besuch abstatten, um zu sehen, wie es ihnen ginge, aber sie waren nicht zu Hause. Er erklärte dem Diener, er werde warten, bis sie heimkehrten, setzte sich in den Salon und bat um einen Bogen Papier. Er wollte sich Notizen machen zu einer neuen Idee, die ihm unterwegs gekommen war und die er sonst womöglich vergaß. Der Diener blickte ihn verblüfft an, hielt ihn offensichtlich für reichlich exzentrisch, aber Alexander beachtete ihn nicht.
Nach angemessener Weile hörte er draußen das Heranrollen einer Kutsche und dann hallende Stimmen in der Diele. Die Salontür flog auf, und Teresa stapfte herein.
»Hallo, Alexander – wir dachten uns schon, dass du hier bist.
Oh, du schreibst. Na ja, du schreibst ja immer – eine grässliche Attitüde.« Sie ließ ihre Päckchen auf den Boden fallen und reichte dem Diener ihren Hut. »Weißt du, wir haben deinen Freund Jervas vor einer halben Stunde aus dem Bagnio beim Covent Garden kommen sehen. Und da er allein war, dachten wir, dass du wohl entweder in dem heißen Bad ertrunken wärst oder aber uns mit einer Morgenvisite beehren würdest.«
»Wie ich sehe, haben sich Ihre Lebensgeister erholt, Miss Blount«, sagte er streng, enttäuscht, dass die kleinmütige Teresa von gestern verschwunden war.
»Oh, komplett erholt«, versetzte sie, ließ sich in einen Sessel fallen und fächelte sich energisch Luft zu.
»Welch unterhaltsamen Morgen wir doch hatten«, fügte sie in einem Ton hinzu, der der lässigen Redeweise Arabellas ähnlicher war, als Alexander es bislang von ihr gehört hatte. »Martha hat sich Handschuhe gekauft«, fuhr sie fort, »ich habe Spitze erstanden, und wir haben viele Freunde getroffen. Die Episode mit Mr. Douglass habe ich schon vergessen, es gibt so viel anderes Unterhaltsames für uns. Wirklich, es war ein Glück, dass ich beizeiten entdeckt habe, was für ein Halunke er ist – denn als ich ihm heute begegnet bin, da war er wieder genauso galant wie immer – aber ich bin nicht drauf reingefallen. Er war in Begleitung von Henry Moore, Mr. Chettwin und dem Duke of Beaufort. Auch Mylord Petre war dabei – sehr charmant. Wir veranstalten übrigens morgen mit ihnen eine Vergnügungsparty im Hyde Park.«
»Das hört sich ja an, als ob die Party eigens für uns gedacht wäre«, sagte Martha. »Aber die schmiedeten den Plan gerade, als wir dazukamen, und deshalb hat Lord Petre uns eingeladen, doch auch zu kommen«, erklärte sie Alexander. »Das war sehr höflich von ihm. Vielleicht lädt er ja Mr. Jervas auch ein«, setzte sie hinzu.
»Lord Petre bringt Champagner mit!«, erzählte Teresa stolz.
Alexander kehrte nach einem sehr kurzen Besuch nach Hause zurück, bekümmert, dass ihr Erlebnis im St. James Park Teresa nicht kuriert hatte von ihrem Überschwang an fehlgeleitetem Optimismus. Unendlich flackert in Teresas Brust der schöne Hoffnungsschein, dachte er sarkastisch. Und ist sie nicht erwählt – gleich wird sie’s sein! Er musste laut lachen, und er schrieb es nieder. So hatte ihm dieser Besuch doch wenigstens ein hübsches Reimpaar beschert, wenn auch sonst nicht sehr viel.
Als Jervas später am Tag heimkehrte, stürmte er in das Zimmer, wo Pope saß und schrieb, und verkündete: »Morgen gibt es eine Vergnügungsparty im Hyde Park, Pope. Lord Petre hat mich gebeten, dich mitzubringen. Allerdings glaube ich eher«, setzte er mit einem herzlichen Lächeln hinzu, » mich hat er bloß eingeladen, um deiner habhaft zu werden! Er ist ein großer Bewunderer deiner Dichtkunst und wild entschlossen, dir auf deinem Weg zum Ruhm förderlich zu sein.« Er trat an die Anrichte und goss sich ein Glas Wein ein. »Aber vergiss nicht, Pope«, fuhr er fort, »der Adel gefällt sich nur allzu gut in Absichtsbekundungen, diese oder jene Person berühmt zu machen. Ich würde also nicht allzu viel Gewicht legen auf das, was er sagt. Immerhin kannst du sicher sein, dass er dir schmeicheln will.«
Mit ironischem Lächeln dankte Alexander Jervas für die Ermutigung und wandte sich wieder seinen Versen zu.
13. Kapitel
»Die lehren sie Verachtung, Liebesflucht,
und zaubern ihnen in ihr leeres Hirn
von Titeln, Rang ein ganzes Schweifgestirn.«
Die Party im Hyde Park am nächsten Tag war äußerst vergnügt. Lord Petre kam früh am Morgen mit Jenkins, wanderte eine
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