Die Verführung der Mrs. Jones
sich bäuchlings vor ihn, die Hände auf seinen Oberschenkeln. Reto drückte ihren Kopf mit beiden Händen in seinen Schoß. Das Zittern seiner Glieder wurde stärker, sie wusste, er würde gleich kommen. Sie kostete diesen prickelnden Moment davor aus, konzentrierte sich auf seinen Atem. Und da war er, der Höhepunkt. Reto presste sich in sie hinein, spritzte seinen Saft tief in ihren Rachen. Es hörte nicht auf … Sie schmeckte das Sperma, schluckte. Als er sich von ihr gelöst hatte, hob er ihr Kinn zu sich hoch und gab ihr einen langen Kuss.
„Danke.“
Sandra lächelte. Was für eine Nacht.
11.
Sandra wunderte sich nicht, dass sie wieder einmal allein war, als sie aufwachte. Aus irgendeinem Grund schien Reto das gemeinsame Wachwerden nicht zu mögen. Schnell huschte sie ins Bad. Es war schon nach acht, und sie hatte viel vor heute. Die Frau, die sie im Spiegel anblickte, sah müde, aber glücklich aus. Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu und drehte die Wasserhähne auf. Das würde ein schöner Tag werden.
Als sie das Wohnzimmer betrat, wurde der Tisch bereits von einem Pagen eingedeckt. Zu ihrer leisen Enttäuschung war es aber nicht Sascha, der sich um das Frühstück kümmerte. Der junge Mann begrüßte sie höflich und wies auf zwei Gepäckstücke, die neben der Eingangstür standen. Sandra runzelte die Augenbrauen. Das waren ihre Koffer. Der Hoteldiener öffnete das Fenster zum Balkon und überreichte ihr eine kleine Karte. Dann verließ er die Suite.
Ich habe mir erlaubt, für Sie auszuchecken. Fühlen Sie sich bei mir wie zu Hause. Viel Erfolg bei Ihren heutigen Recherchen. R.
Sandra wusste nicht so recht, ob sie sich darüber freuen sollte. Sie mochte es nicht, wenn jemand über sie bestimmte. Zumindest nicht außerhalb des Bettes, dachte sie und musste nun doch grinsen. Aber eigentlich war es ja ganz praktisch so, und großzügig obendrein. Sie naschte vom Obst und schenkte sich Kaffee ein. Die Tasse mit dem heiß dampfenden Getränk in der Hand, trat sie auf den Balkon. Im Hotelgarten stand Reto. Er trug Sportkleidung und unterhielt sich mit der Frau, die sie am Vorabend im Kasino getroffen hatten. Es schien eine ernste Unterhaltung zu sein, das belegten die energischen Gesten, mit denen beide ihre Worte unterlegten. Ob sie eine Kundin war? Oder vielleicht seine Chefin? Sie würde Reto fragen, irgendwann. Sandra nahm in dem Sessel Platz, in dem Reto sie gestern so angemacht hatte, und begann ihr Frühstück. Doch ohne Gesellschaft fiel es ihr schwer, die Leckereien zu genießen. Wie gut, dass sie ihre Koffer hier hatte. Sie öffnete den kleineren der beiden und nahm sich die Unterlagen heraus, die Hamed für sie zusammengestellt hatte. Von ihrem Standort aus am Luganer See war es wirklich nur ein Katzensprung zum Lago Maggiore im Westen und dem Comer See im Osten. Sie würde sich von ihrem Instinkt führen lassen und die Küstenstraßen entlangfahren. Sandra schaute auf die Uhr. Heute stand noch einmal Como auf dem Programm, danach Bellagio. Noch ein Kaffee, dann war es Zeit zum Aufbruch.
Reto war immer noch in die Unterhaltung vertieft, als Sandra über die Terrasse zur Straße ging. Sie winkte ihm kurz zu, aber er schien sie überhaupt nicht zu bemerken. Er stritt regelrecht mit der Frau; italienische Sprachfetzen wehten zu Sandra herüber. Ein wenig enttäuscht, den Tag ohne ihn verbringen zu müssen, machte sie sich auf den Weg zur Villa Anna, wo noch ihr Leihwagen stand.
Sie folgte der Küstenstraße entlang des Luganer Sees hoch zur nördlichsten Spitze und schlug anschließend die Route nach Menaggio ein. Von dort aus würde sie mit der Fähre übersetzen. Bellagio … Sie hatte vor einiger Zeit ein Buch gelesen, das dort spielte. Die Protagonistin hatte ein bezauberndes Hotel in der Nähe der Villa Serbelloni beschrieben. Dieses Grandhotel war zwar auch wunderschön, aber als Reisedestination mehr als bekannt. Vielleicht würde sie den Schauplatz des Romans ja finden; Hamed war bei seinen Recherchen zumindest auf einige Hinweise gestoßen. Und zur Not konnte sie sich ja durchfragen. Der Ort war schließlich klein … Ihr Handy machte sich mal wieder bemerkbar. Eine SMS von Reto: Wo sind Sie denn so schnell hin, Mrs Jones?
Bin auf dem Weg nach Bellagio, tippte Sandra.
Werde da sein, lautete die Antwort.
Bellagio. Sandra stellte ihren Wagen in der Salita Monastero ab und wandte sich der Via Roma zu, die parallel zur Uferpromenade verlief. Das Grandhotel befand
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