Die Verführung des Mondes (German Edition)
Jahre alt und völlig verzweifelt. Ich weiß nicht, ob dir aufgefallen ist, dass er ein bisschen hinkt? Eine uralte Verletzung, die ihm immer wieder zu schaffen macht. Er hatte große Sorge, keine Arbeit mehr zu finden. Und ich habe jemanden gesucht, der hier Haus und Hof in Ordnung hält, also habe ich ihn eingestellt und seine Frau Marie gleich mit.“ Phillip zuckt mit den Schultern. „Ich habe es nie bereut. Die beiden sind fleißig, ehrlich und loyal und ich glaube, ich bin ein bisschen der Sohn, den sie nie hatten … auch wenn ich eigentlich ihr Boss bin.“ Er bestätigt damit mein Gefühl zu den beiden. „Meine Mutter kann Robert übrigens nicht leiden, sie empfindet ihn als ‚primitiv und bäuerlich‘, aber zum Glück ist sie ohnehin sehr selten hier.“
Dabei fällt mir auf, dass Phillip so gut wie nie über seine Eltern redet, aber als wir das Haus erreichen und hinein gehen, dreht er sich zu mir und küsst mich, innig und leidenschaftlich, und ich habe ziemlich schnell ganz andere Dinge im Kopf.
Kapitel 22
Pünktlich um 13:30 Uhr bin ich wieder zu Hause. Phillip küsst mich zum Abschied, und als ich ins Haus gehe, riecht mein Gesicht noch nach seinem Aftershave.
Ich ziehe mich schnell um und benutze ein bisschen meines Parfüms, mir seinen Geruch von Gesicht zu waschen bekomme ich nicht übers Herz.
15 Minuten später sitze ich im Auto und fahre zu meinen Eltern. Als ich an einer Ampel stehen bleibe, könnte ich schwören, dass zwei Autos hinter mir der silberne Kleinwagen von gestern steht, was mich einen Augenblick irritiert. Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken herunter, aber nach dem nächsten Abbiegen ist er nicht mehr zu sehen und somit war es vermutlich nur Einbildung oder Zufall.
Ich lade Katie in mein Auto und auf dem Rückweg erzählt sie mir unentwegt von den Sternen und Sternbildern, die sie mit ihrem Opa angesehen hat. Dann singt sie mir ein selbst erfundenes Lied vor. Mir geht das Herz auf, wenn ich sie im Rückspiegel ansehe, ihr niedliches Kindergesicht betrachte und ihre kleine Stimme höre. Ich werde plötzlich von so einer hilflosen Welle der Liebe zu ihr erfasst, ich bin auf einmal so dankbar, dass es sie in meinem Leben gibt, dass ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel wischen muss.
Zu Hause angekommen kochen wir uns Kakao, kuscheln uns aufs Sofa und ich lese Kate aus ihrem Lieblingsbuch vor.
„ Mummy?“ Katie sieht mich aus großen Kinderaugen an.
„Ja mein Schatz?“
„Bekomme ich eigentlich irgendwann wieder einen Daddy?“
Ich bin für einen Augenblick schockiert.
„Wie kommst du jetzt darauf, Katie?“
„Du bist so glücklich im Moment. Und du riechst irgendwie anders. Ich dachte, du bist vielleicht verliebt!“
Meine kleine Tochter hat eine hervorragende Beobachtungsgabe, ich hätte mir denken können, dass ich vor ihr nichts lange verheimlichen kann.
„Ach mein süßer Schatz! Würdest du denn gerne einen Daddy haben?“
„Ja, sehr gern!“, sie flüstert leise. „Vielleicht zu Weihnachten, Mummy?“
Ich lächele sie an.
„Ja, vielleicht zu Weihnachten. Aber ich kann nichts versprechen!“
„Ich schreibe es auf meinen Wunschzettel, vielleicht hat der Weihnachtsmann ja einen Daddy für mich!“
Ich ziehe sie an mich heran und streichele ihr über die Wange.
„Ja, vielleicht haben wir ja dieses Jahr Glück, wie beide!“ Bis Weihnachten sind es noch sechs Wochen. Und bis dahin hat sich ja vielleicht geklärt, was nun ist, zwischen Phillip und mir. Oder aber auch, was nicht ist.
Ich finde es schwierig, wenn man ein Kind hat, den richtigen Augenblick zu treffen, ihm einen neuen Partner vorzustellen. Ich will nicht, dass sie sich falsche Hoffnungen macht und hinterher bitter enttäuscht wird weil „ihr neuer Daddy“ mich - und damit ja irgendwie auch sie - nach kurzer Zeit wieder verlässt. Andererseits will ich auch nicht ständig Geheimnisse vor ihr haben und mir Ausreden einfallen lassen müssen, wo ich hingehe, wenn ich alleine weggehe und warum ich nach Aftershave rieche. Der Zeitpunkt muss also stimmen. Aber wann ist dieser Moment? Garantien gibt einem schließlich nie jemand. Und ich war noch nie in der Situation, mir darüber Gedanken machen zu müssen. Seit es Katie in meinem Leben gibt, war für Männer nicht viel Platz. Und ob Phillip das überhaupt wollen würde, so ein Leben mit Kind, weiß ich schließlich auch nicht. Mit einem Kind ist das Leben anders, man muss Rücksicht nehmen, kann nicht einfach
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