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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr geistesabwesend.
    Seine Gedanken rasten, und er versuchte, sich auf Gwyns Angst und ihren Kummer zu konzentrieren und nicht daran zu denken, dass er einen ersten Hinweis bekommen hatte. Konnte es sein, dass der Schatz sich in Everoot befand?
    Irgendetwas musste sich hier befinden. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass Ionnes de l'Ami am Sterbebett von einem »Gefäß « sprach, das überhaupt nicht existierte?
    Er küsste sie auf den Scheitel. »Kannst du jetzt besser schlafen?«
    Sie nickte. Aber er hielt sie fest, als sie von seinem Schoß rutschen wollte. »Erzähl mir von diesen Träumen, wenn du sie wieder hast.«
    Sie seufzte. »Es tut mir leid, wenn du dich mit meinen Nachtmahren herumschlagen musst.«
    Er küsste sie erst auf die Stirn, dann auf die Nasenspitze. »Das ist mir egal. Erzähl mir alles, woran du dich erinnerst.«
    Sie blickte ihn skeptisch an. »Du willst wissen, was mein Vater zu sagen hatte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Seine Worte werden dich nicht mehr so quälen, wenn du darüber sprichst. Das ist alles.«
    Sie nickte, aber schon wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. »Ich glaube nicht, dass es irgendwann besser wird. Seine Worte verfolgen mich jetzt schon so lange.«
    Griffyn streckte sich wieder aus und zog Gwyn an seine Seite. Er wollte sie die Worte eines sterbenden Mannes vergessen lassen.
    Ehe Gwyn wieder einschlief, murmelte sie: »Ich erzähle dir alles, woran ich mich erinnere.«
    Griffyn drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er lag lange wach und dachte nach. Wie wahrscheinlich war es, dass auch Ionnes de l'Ami an die Legenden geglaubt hatte? Wie wahrscheinlich war es, dass er sein Leben auf eine Lüge aufgebaut hatte?
    Er starrte an die Decke und spürte, dass sein Herz schneller zu schlagen begann. Was konnte es schon schaden, wenn er versuchte, Antworten auf diese Fragen zu bekommen?

14. KAPITEL
    Schon am nächsten Morgen begann Griffyn, sein Vorhaben umzusetzen. Es war weder das Einzige noch das Erste - und schon gar nicht das Letzte -, was er in Angriff nahm, aber er dachte ständig daran.
    Noch bevor der Himmel sich allmählich grau verfärbte und der neue Morgen heraufdämmerte, fand Griffyn sich in der Schreibstube ein, in der mehrere Kisten und Truhen standen. Auf den gerundeten Deckeln hatte sich Schimmel gebildet, in dem sich Staub und tote Käfer sammelten. Griffyn steckte einige Fackeln in die Halterungen an der Wand und begann, die Truhen zu öffnen. Jedes Mal, wenn ein Truhendeckel gegen die Mauer schlug, hallte der Laut dumpf von den Wänden wider.
    Er zog einen Stapel Papiere aus der ersten Truhe, und er fühlte sich plötzlich mutlos.
    Würden sich hier Hinweise auf den Schatz finden? Und würde er sie bei der Durchsicht der Dokumente überhaupt als solche erkennen ?
    Das war der Moment, in dem er beschloss, Alex um Rat zu fragen. Alex war einer der Wächter, einer der Männer, die den Hüter des Schatzes beschützten. Er wusste alles über Griffyns ungeliebtes Erbe und war mit jedem Gerücht, jedem Geheimnis und den Legenden vertraut, die sich um Karl den Großen und sein Vermächtnis rankten.
    Und er war darin unterwiesen worden, uralte Mysterien zu ergründen. Griffyn ging zu einer der Fackeln und hielt die Pergamentseiten ins Licht, um sie zu lesen.
    Als Griffyn das gedämpfte Läuten der Glocken zur Prim hörte, hatte er jede Truhe geöffnet und durchsucht. Sie bargen
    nichts als alte Hauptbücher und Urkunden, die mit einem X von Männern unterzeichnet worden waren, die sich für mächtig gehalten hatten und am Ende dann doch wie jeder andere Mensch auch gestorben waren.
    Griffyn war nahezu überwältigt. Er hockte sich auf den Steinfußboden, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und schaute auf das Durcheinander in diesem eiskalten Raum. Er spürte die Kälte, die durch seine wollene Hose drang.
    Die geöffneten Truhen wirkten auf ihn wie weit aufgerissene Mäuler, die danach verlangten, dass man sie stopfte. Griffyn fühlte sich schmutzig. Als Fischer wäre er besser dran. Oder als Schmied. Alles andere wäre besser als das Leben als Adeliger.
    Er stand auf und klopfte den Staub von seinen Kleidern. Er musste dringend mit Alex sprechen.
    Zur Zeit der Wachablösung gingen sie gemeinsam zum Wehrgang hinauf. Ein feiner Nieselregen hatte eingesetzt, und vom Burghofher waren die Stimmen der Männer zu hören, die sich an ihr Tagwerk begaben. Eisen traf auf Stein, ein Hahn krähte. Die Geräusche drangen

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