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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich in dem Beben, das ihren Körper immer wieder erfasste, bis es verebbte.
    Danach lagen sie erschöpft ineinander verschlungen da und versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Gwyns Kopf war völlig leer, und Griffyns schwerer Atem drang an ihr Ohr. Das Blut rauschte in ihrem Kopf. Er lag noch auf ihr, aber sein Gewicht drückte sie nicht nieder, sondern umschloss sie wie in einem wärmenden Kokon. Er roch so gut, so männlich und nach Wärme. Plötzlich erfasste sie ein Gefühl von Geborgenheit, das sie so noch nie empfunden hatte. Sie gehörte zu ihm.
    »Kannst du wieder atmen?« Seine Stimme klang gedämpft, sein Atem streichelte ihren Hals.
    Sie legte die Hände auf seine Hüfte. Er küsste ihren Hals und hob leicht den Kopf.
    »Ich glaube, wir können es doch schaffen. Es wird gut gehen«, sagte er leise.
    Sie lachte schläfrig.
    »Wann werden wir Kinder haben?«
    Sie lachte wieder und umarmte ihn noch fester. »Gestern.«
    »Das dauert zu lange.«
    Sie sprachen noch eine Zeitlang miteinander, erzählten flüsternd von alltäglichen Nichtigkeiten und belanglosen Dingen, von ihren liebsten Orten und den Freunden der Kindheit. Irgendwann schliefen sie ein - eng ineinander verschlungen und ohne sich voneinander zu lösen.
    Sie wachte schreiend auf.
    Griffyn drehte sich im Halbschlaf von ihr weg und tastete mit geschlossenen Augen nach seinem Schwert. Aber schnell wurde ihm bewusst, dass es Guinevere war, die schrie. Sie saß kerzengerade im Bett. Er legte die Arme um sie und zog sie an sich.
    »Schsch«, murmelte er in ihr Haar. Er streichelte sie und flüsterte ihr sanfte Worte zu, damit sie sich beruhigte. Schließlich ver—
    stummten die Schreie, sie hörte auf, um sich zu schlagen. Aber ihr Körper blieb angespannt und steif. »Es war nur ein Traum. Pssst«, wiederholte er. Endlich blickte sie zu ihm hoch.
    »Ach Griffyn«, flüsterte sie. »Es war so schrecklich. Ich habe von Papa geträumt.«
    Er schob einige Kissen gegen das Kopfteil des Bettes, dann lehnte er sich zurück und zog Gwyn auf seinen Schoß. Sie saß zwischen seinen Beinen und schmiegte den Kopf an seine Brust.
    »Erzähl mir davon.«
    »Von den Träumen?«
    »Ja.«
    Sie sah ihn an. Die schwarzen Locken hingen ihr wirr in die Stirn. In ihren Augen las er Angst und Trauer. »Soll ich wirklich?«
    »Ja, erzähl mir davon.«
    »Er ... er kam zu mir«, begann sie mit tränenerstickter Stimme. »Er ist in den Träumen immer so blass und schwach. Erliegt dann einfach da. Wie ein Gespenst.«
    Ihre Stimme klang, als hielte der Traum sie noch gefangen. »Er wendet sich mir zu, seine Augen sind weit aufgerissen, und er starrt mich an. Ich sehe ihn immer wieder so vor mir, wie er kurz vor seinem Tod war. Es ist, als würde es immer wieder passieren.«
    »Aber es passiert nicht, Rabenmädchen«, bekräftigte er sanft. Seine Hände streichelten ihre Schultern und ihre Arme. Er zog sie wieder an sich. »Du bist hier, bei mir. Es ist nur ein Traum.«
    Einen Moment lang starrte sie ihn ausdruckslos an. Dann nickte sie. »Du hast recht.
    Aber ich höre ihn noch immer. Er spricht mit mir.«
    »Was sagt er denn?«, fragte Griffyn und versuchte, sie zu beruhigen. Er spürte ihren Herzschlag, der gegen seine Brust schlug.
    In ihren Augen schimmerten Tränen, die im Mondlicht aufblitzten. »Rade guh«, wiederholte sie die unheimlichen Laute.
    »Rade. Guh. Saw.« Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Die Laute kamen so gequält über seine Lippen, dass ich die einzelnen Worte nicht verstanden habe. Ich habe darüber schon hundertmal nachgedacht, aber ich weiß einfach nicht, was es bedeuten könnte.« Sie ballte die rechte Hand zur Faust und hieb auf die Bettdecke ein. »Dann sagte er noch >geeee<, und er hat den Laut in die Länge gezogen.« Sie runzelte die Stirn. »Als wäre es ein Gesang oder etwas in der Art. Und dann verlor sich seine Stimme. Das Letzte, was er sagte, war: >Geeee. Fass.< Dann ist er gestorben.«
    Griffyn erstarrte. Offensichtlich bemerkte sie die Veränderung, denn sie blickte zu ihm auf. »Weißt du, was er mir damit sagen wollte?«
    Er schüttelte den Kopf. Seine Arme hielten sie fester an sich gedrückt. Geeee. Fass.
    Gefäß.
    »War das alles, Gwyn?«, fragte er vorsichtig.
    Sie nickte kläglich. »Das war alles. Der Priester hat ihm dann die Letzte Ölung gespendet. Mein Vater hat jahrelang kaum mit mir gesprochen, aber am Tag seines Todes brachen diese Worte aus ihm heraus.«
    Sie richtete sich auf, um bequemer zu sitzen, und Griffyn half

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