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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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entthronten Prinzen am Halse hatte? Und was dann? Sollte er Eustace im Sattel festbinden und der Armee des fitzEmpress entgegenschicken? Sollte er weiter tatenlos zusehen, wie Griffyn Sauvage sich an seine geliebte Guinevere heranmachte?
    Gwynnie war ein wunderbarer Mensch, sie hatte Humor und einen scharfen Verstand. Aber sobald es um die große Politik ging, war sie vollkommen ahnungslos.
    Und zu wem war sie in der Stunde der Not gekommen? Nicht zu ihrem Verlobten Griffyn Sauvage, sondern zu ihm. Marcus. Brennender Stolz erfüllte ihn. Noch vor einem Jahr war sie ihm weggelaufen, und jetzt kam sie in seine Burg geritten, beugte ihr Haupt vor ihm und flehte ihn um Hilfe an.
    Natürlich hätte er ihr auch dann beigestanden, wenn sie ihm ins Gesicht geschrien hätte. Es gab nichts, das er Guinevere verwehren konnte. Es war ihr Fehler, dass sie es nicht wusste. Bisher hatte sie ihn nie um etwas gebeten.
    Sie hätte ihn auffordern können, Stephen oder Henri oder seinetwegen auch Nur-al-Din zu unterstützen, den Anführer der Sarazenen, der den Kreuzfahrern im Heiligen Land eine Niederlage nach der nächsten zufügte. Er hätte alles für sie getan. Die große Politik war ihm egal. Für ihn zählte nur Guinevere. Ihr großer Mut, ihr herrlicher Körper und ihr hellwacher Verstand - Marcus erkannte einen Diamanten, wenn er ihn sah. Und alle Edelsteine, an denen er je interessiert gewesen war, befanden sich samt und sonders im Nest.
    Sauvage würde die Burg bald aufgeben müssen, dafür würde Marcus schon sorgen.
    Er würde ihn vor die Tore locken; würde vorgeben, mit ihm verhandeln zu wollen.
    Und dann würde er ihm sein Ultimatum stellen, ohne überhaupt so zu tun, als wollte er sich ihm ergeben. Denn ergeben würde er sich nie. Nicht einem Sauvage. Lieber würde er sich dem Teufel persönlich verkaufen, als vor Griffyn Sauvage zu katzbuckeln.
    Und wenn Gwyn glaubte, Marcus sei im Besitz der Schatulle mit den Briefen ihrer Eltern, war es umso besser. Diese Verwirrung würde in zwei Wochen seine wirksamste Waffe sein.
    Die Schatulle war vermutlich in einer der Satteltaschen von Sauvages Pferd gewesen. Erst später hatte Marcus erfahren, dass der Gaul von Sauvages Leuten, eingefangen worden war. Einer von ihnen war ein Hüter. Alexander. Das Beste war, sich von diesen Männern fernzuhalten. Sie hatten die unangenehme Angewohnheit, jeden zu ermorden, der sich dem Erben in den Weg stellte. Hatte sein Vater nicht diese schmerzliche Erfahrung machen müssen? Verfluchte Schotten.
    Marcus' Finger verkrampften sich. Er schnitt zu tief ins Holz, und dem geschnitzten Pferd fehlte ein Hinterlauf. Er warf das wertlose Werkstück weg.
    Aber offensichtlich hatte man die Schatulle doch nicht gerettet. Gut möglich, dass sie noch immer irgendwo dort lag, wo man Sauvage aus dem Sattel gezerrt hatte. Er würde einige seiner Männer in den Wald schicken. Sie sollten unter jeden Busch kriechen, jeden Stein umdrehen und dieses verdammte Ding finden.
    Und wenn seine Männer im Wald fertig waren, konnten sie gleich weiterreiten und Henri fitzEmpress in seinem Feldlager aufsuchen. Marcus war sicher, dass seine Neuigkeiten den künftigen König sehr interessieren würden.
    Im Moment hatte Marcus leider nur einen der drei geheimnisvollen Schlüssel. Aber egal, ob durch eine List oder Waffengewalt: Er würde auch alles andere an sich bringen, das dem Erben gehörte.
    Er tastete nach dem kühlen Gewicht des Silberschlüssels. Seit einem Jahr trug er ihn an der Eisenkette um den Hals, die er in Auftrag gegeben hatte. Der Schlüssel war in die Kette einge—
    schmiedet worden, und er hatte dafür gesorgt, dass sein Vertrauensmann de Louth die Kette persönlich aus Ipsile-upon-Tyne abholte.
    Der Schlüssel war aber erst der Anfang.
    Er nahm ein neues Stück Holz zur Hand und begann wieder zu schnitzen. Doch schon bald fluchte er, weil er sich in den Daumen geschnitten hatte. Er umfasste das Handgelenk und streckte die Hand zwischen den Knien nach unten. Rotes Blut tropfte in den Dreck. Es bildete einen scharfen Kontrast zu dem gelben Eichenlaub.
    Für alles kam die rechte Zeit. Marcus richtete sich auf und fuhr mit dem Messer erneut über das Stück Holz. Es glitt mühelos hinein und schälte einen feinen Span herunter. Für Endshire war die Zeit gekommen aufzusteigen. Und für das Haus Sauvage die Zeit, sehr, sehr tief zu fallen.
    Am nächsten Morgen traf Griffyn Alex in der großen Halle. Weil Griffyn gut gelaunt vor sich hinpfiff, blickte Alex

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