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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie hob den Kopf, nickte ihm kühl zu und ging.
    »Wenn Ihr ihm wehtut, wird es Euch leidtun, Guinevere.«
    Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Er sagte sonst nichts, und sie ging weiter. Es kostete sie viel Kraft, nicht unwillkürlich an ihr Herz zu greifen, das wild pochte.
    »Ich habe gehört, dass ein Ausritt hilft, einen klaren Kopf zu bekommen!«, rief er ihr nach. »Besonders, wenn man Kopfschmerzen hat!«
    Nur mühsam konnte sie sich beherrschen, ihre Röcke zu raffen und wegzulaufen.
    Griffyn setzte einen Teil seiner Männer bei der Instandsetzung der Burg und dem Wiederaufbau der eingefallenen Westmauer ein, die meisten jedoch schickte er auf die Felder.
    Im Oktober musste noch einmal gepflügt werden, bevor die Vegetation im Winter zur Ruhe kam. Kampferprobte Männer wollten am liebsten kämpfen, es sei denn, man beschäftigte sie anderweitig. Das Üben mit Lanze, Schwert und Dolch war ein Mittel, dass Griffyn häufig einsetzte, um bei den Männern keine Langeweile aufkommen zu lassen und zu verhindern, dass ihr Können im Umgang mit den Waffen einrostete. Sie zum Pflügen auf die Äcker zu schicken, war jedoch eine noch bessere Übung. Sie forderte die Männer körperlich und, was noch wichtiger war, es war eine Anstrengung, die sie zusammen mit den de l'Ami-Leuten unternahmen.
    Und ein gemeinsames Ziel konnte die Gräben überbrücken, die zu Händel führen konnten. Seine Männer würden hier leben. Sie würden mit den de 1'Ami-Frauen Bindungen eingehen und Familien gründen.
    So wie er.
    Egal, wohin Gwyn ging, er war sich stets ihrer Gegenwart bewusst, ob sie mit der Köchin im Küchengarten stand oder mit William - sie hatte darauf bestanden, dass er blieb - und Raashid diskutierte, ob die Felder eines abgelegenen Anwesens mit Mergel gedüngt werden sollten. Er wusste, wenn sie einen Boten begrüßte, oder -
    und damit verbrachte sie einen Großteil ihrer Zeit - wenn sie mit einer der vielen Frauen, die das Nest bevölkerten, spazieren ging und sich mit ihr unterhielt.
    Woher kommen nur all diese Frauen?, fragte Griffyn sich eines Nachmittags, während er half, für die Mauer Steine zurechtzuhauen.
    »Ein Haufen Weiber, die mit ihren Brüsten und ihrem Gekichere nur Ärger bringen«, knurrte Fulk, als Griffyn das Thema zur Sprache brachte. Aber Griffyn hatte schon einige Male beobachtet, dass sein Seneschall die schweißtreibende Arbeit unterbrochen hatte, um der einen oder anderen dieser Schönheiten ein paar Stufen hinaufzuhelfen. Und deshalb gab er auch nicht viel auf Fulks Missmut.
    Nichtsdestotrotz kam es Griffyn vor, als hätte Gwyn jede Witwe oder in Not geratene Frau vom Clyde bis zur Ouse in ihrem Haushalt aufgenommen. Überall begegnete man den Frauen, und ihre bunten Kleider und ihr gewinnendes Lächeln veranlassten seine Männer, Hammer und Nägel aus der Hand zu legen und die Arbeit zu unterbrechen, sobald eine von ihnen vorbeiging. Und stets war da noch Guinevere, deren helle Stimme weit über den Burghof trug. Sie klang fröhlich, und ihre Röcke in Rot oder Gelb oder Smaragdgrün bauschten sich um sie, wenn sie geschäftig hierhin und dorthin eilte.
    Griffyn strich gerade Mörtel auf einen Stein und haderte mit sich. Sein Leben lang hatte er darum gekämpft, heimzukehren nach Everoot. Aber statt sich jetzt darüber zu freuen, verbrachte er jeden Tag Stunden damit, dunkle, staubige Kammern zu durchsuchen.
    Inzwischen hatte er jeden Winkel der Burg durchstöbert, hatte von der Küche bis zum Hühnerstall alles erkundet, hatte jede Schachtel geöffnet und jeden Bogen Pergament studiert, den de l'Ami in seinem langen Leben beschrieben hatte. Doch nirgends gab es einen Hinweis auf etwas, das heiliger sein könnte als der geleistete Zehnte an Klöster und Almosen an Armenhäuser. Er hatte nichts über einen Schatz aus dunkler Vorzeit der Christenheit gefunden, der beschützt werden musste.
    Es war, als hätte die Zeit jeden Hinweis auf diese Schätze ausgelöscht. Oder als hätte Ionnes de l'Ami noch immer seine Hände im Spiel, weil er die Heiligtümer für sich behalten wollte.
    Und es begann das, was Griffyn immer gefürchtet hatte: Er wollte den Schatz auch haben.
    Er hielt bei seiner Arbeit inne und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Um sich herum hörte er seine Männer arbeiten. Er blickte vom Wehrgang über die fruchtbaren Felder und Hügel Everoots, die sich unterhalb der Festung ausbreiteten. Nein. Er war wieder zu Hause, aber es genügte ihm nicht

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