Die Verfuehrung Des Ritters
strahlte er diese unwiderstehliche Männlichkeit aus. Aber es war dieses unglaubliche Lächeln, das ihr Herz höher schlagen ließ. Er überreichte ihr die Schlüssel. »Die wirst du zurückhaben wollen. Ich hätte sie dir schon eher geben können.«
Sie kniff die Augen fest zusammen und nickte dankbar.
»Und jetzt komm her.« Er berührte ihre Fingerspitzen und half ihr auf. »Schau, was ich dir mitgebracht habe.« In seinen Worten schwang Begeisterung mit. Er kramte wieder in dem Beutel. »Sieh nur, das ist für dich.«
Er zog eine der kleinen Harfen aus dem Beutel, die ihrer Mutter gehört hatten und die sie verkauft hatte, um Weizensaat zu kaufen. Die zweite, schwarzbraune Harfe gesellte sich zur kastanienroten, die Griffyn ihr in die Hände legte.
Plötzlich wurde sie von den Erinnerungen übermannt.
»Die haben einst deiner Mutter gehört, nicht wahr?«, hörte sie ihn fragen. Seine Stimme drang aus weiter Ferne zu ihr durch.
Sie fuhr mit einer Hand über das weiche verzierte Holz. »Ja.«
»Gut.«
Ihre Finger glitten über die Saiten. Ein vertrautes melodiöses Flüstern erfüllte die Kammer. Sie probierte es noch einmal. Tränen brannten in ihren Augen.
»Gut?«, fragte er vorsichtig.
Sie lachte auf. Es war ein schwaches, atemloses Lachen. »Mehr als gut«, versicherte sie ihm. Dann überwältigten die Tränen
sie.
»Bien.« Seine Finger streichelten ihre nassen Wangen. »Ich weiß, wie sehr du deine Mutter vermisst.«
»Jeden Tag.« Ihre Stimme stockte. Sie lächelte und strich über das polierte rote Holz. »Das hier wird mir helfen, mich an sie zu erinnern.«
Sie stand vor Griffyn, der noch immer aui seinem Schemel saß. Ihr Gesicht war nur wenige Zoll von seinem entfernt. Er schloss die Hände um ihr Gesicht und zog sie zu sich herunter, um sie nacheinander auf beide Wangen zu küssen. Er lächelte wieder dieses unglaublich sinnliche Lächeln. Ihr wurde heiß. Er brauchte sie nur anzusehen, und schon war sie für ihn bereit.
»Griffyn«, protestierte sie, als er sich erhob. Noch immer lächelnd, schüttelte sie den Kopf. »Du möchtest mir sicher von deiner Reise erz ...«
»Ich möchte dich aufs Bett legen.«
Sie lachte. »Griffyn.«
»Gwyn.«
»Wirklich, ich ...«
Er griff nach ihrer Hand. »Ja, wirklich. Ich will nicht warten. Die Reise verlief gut, und ich ...« Er stockte. »Ich habe die Harten deiner Mutter zurückgeholt und bin wieder daheim. Ich verzehre mich nach dir.«
Neckend zog sie eine Augenbraue hoch. »Du bist nur wegen der Harfen meiner Mutter nach Ipsile geritten? Sonst war dort nichts?«, zog sie ihn auf. Griffyn erstarrte, aber seine Finger schlossen sich schmerzhaft um ihre.
»Was willst du damit sagen?«
Ihr Lächeln versiegte. »Nichts wollte ich damit sagen. Es war nur ein Scherz, Griffyn.«
Sein Griff lockerte sich. »Tut mir leid. Ich bin müde, mir ist heiß, und es war ein langer Ritt. Aber es ist die Wahrheit: Ich habe kaum an etwas anderes denken können als an dich.«
Sie lachte. »Das genügt mir schon als Antwort.«
Seine Hand wanderte hinter ihren Rücken und zog an den gelben Seidenbändern, mit denen ihr Überkleid verschlossen war. Mit jedem Zupfen spannte sich der Stoff über ihren Brüsten. Dann sank das Überkleid zu Boden. Er schob den Ausschnitt des Unterkleids beiseite und drückte seinen Mund auf ihre nackte Schulter.
»Und was ist mit dir, Rabenmädchen?«, murmelte er. »Hast du an mich gedacht?«
»In jedem Augenblick«, hauchte sie.
Und wie er es ihr versprochen hatte, legte er sie auf das Bett und brachte sie so schnell zum Höhepunkt, dass sie glaubte, an dieser Lust zu sterben.
Und an diesem Schmerz. Was als leidenschaftlicher Treuebeweis für ihren König begonnen hatte, verwandelte sich jetzt in abgrundtiefe Verzweiflung. Sie durfte Griffyn damit nicht wehtun, und doch musste sie sich bei der Durchführung ihres Plans auf einen höchst unzuverlässigen Retter verlassen - auf Marcus fitzMiles.
Marcus saß auf einer niedrigen Steinbank in seinem Küchengarten und schnitzte. Die Minze stand hoch, aber die Zwiebeln sahen aus, als hätten sich Wühlmäuse daran zu schaffen gemacht. So sollte es wohl sein. Der Lauf der Dinge.
In Gedanken versunken schnitzte er aus einem Stück Holz eine Figur. Das, was Gwyn ihm gegeben hatte, war zu verlockend, um es einfach wegzuschenken. Zu reizvoll, um ihren Plan
so auszuführen, wie sie es sich vorstellte. Dass er zum Nest ritt, wieder von dort verschwand und danach einen dahinsiechenden,
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