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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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jeden Fall war es leichtfertig, so sehr an einen umherziehenden Ritter zu denken, wenn zur selben Zeit ihr geliebtes Zuhause auf dem Spiel stand. Leichtfertigkeit. Ihre hartnäckigste Sünde. Sie war missraten und ungehorsam.
    Eine erbärmliche Enttäuschung, genau das war sie.
    Gwyn zog Pagans Umhang enger um ihre Schultern und war dankbar für die Wärme, die er spendete. Dann fuhr sie plötzlich herum. Wenn sie seinen Mantel trug, hieß das, dass er keinen hatte. Sie starrte in den Wald, aber er war längst fort. Weit, weit fort. Sie würde ihn nie wiedersehen.
    Sie blinzelte die Tränen weg, die ihr in den Augen brannten. Das musste an diesen eisigen Temperaturen liegen. Es war höchste Zeit, sich auf das zu konzentrieren, was wichtig war. Pagan hatte seine Mission, sie ihre: Sie musste den König über die Situation in Kenntnis setzen. Nur sie konnte Everoot jetzt noch retten. Es lag allein in ihren Händen.
    Vielleicht, dachte sie niedergeschlagen, ist dieses ganze Debakel ein von Gott gesandtes Geschenk. Eine Möglichkeit, um angemessen Buße zu tun für eine sehr alte schreckliche Sünde.
    Und um das zu tun, musste sie von hier fort. Fort aus diesem elenden Dorf mit seinen Milchkühen und einem einzigen krummgeschundenen Ackergaul.
    Ich werde ihn nie wiedersehen, hallte die Wahrheit in ihrem Kopf wider, als sie die dünne Holztür zur Hütte aufstieß. Der Gedanke überraschte sie, weil sie geglaubt hatte, ihn schon vergessen zu haben.
    Aber das Gefühl, das diesem Entschluss folgte, bestürzte sie: Verzweiflung.
    Sie stieß die Tür zur Hütte weit auf, und die Dorfbewohner blickten hoch.
    »Ich brauche ein Pferd«, sagte sie.

8. KAPITEL
    Griffyn blickte auf, als ein scharfer, leiser Pfiff die Stille der dunklen Nacht durchschnitt. Er erwiderte den Pfiff, drei Triller und ein langgezogener Ton. Danach war alles still, ehe sich endlich oben auf dem Hügel die Tore zum Landgut mit einem Quietschen öffneten. Holz drückte schwer gegen altes Holz. Hippingthorpe Hall hieß seinen Besucher willkommen.
    Es war eine düstere Herbstnacht, eine dumpfe Stimmung lastete über allem. Die Atmosphäre war drückend und schien ihm etwas zuzuraunen. Der Himmel über Griffyn hatte aufgeklart, und helle Sterne funkelten auf. Aber im Westen ballten sich die Wolken unheilvoll zusammen. Eine Windböe galoppierte über die Ebene und zerrte an einer Haarsträhne auf Griffyns Stirn. Ungeduldig strich er sie zurück.
    Sein Herz hämmerte noch immer, seine Lenden schmerzten. Aber Guinevere hätte er niemals hierher gebracht, auch nicht, wenn sie ihn darum angefleht hätte.
    Hipping war ein gefährlicher Narr, und niemand wusste, dass er bereits die Seiten gewechselt und heimlich seinem Eid auf König Stephen abgeschworen und sich Henris Sache angeschlossen hatte.
    Einige würden behaupten, er sei ein Verräter. Griffyn hätte unter anderen Umständen auch so von ihm gedacht, aber er hatte entschieden, dieses Vorgehen eher vorausschauend zu nennen. Vor allem war es aber noch ein Geheimnis.
    Niemand wusste von Hippings Sinneswandel, aber er hatte die Fronten gewechselt, und er war ein Mann, der sein Fähnlein nach dem Wind drehte. Eine Erbin, die Stephen treu ergeben war, hätte hier in ernster Gefahr geschwebt.
    Griffyn ritt über die schmale Brücke, die den Burggraben überspannte, und zog den Kopf ein, als er unter dem tödlichen Fallgitter aus Holz hindurchritt, das bedrohlich über dem Tor hing. Würde es jetzt heruntergelassen, würde er aufgespießt werden, zuerst sein Schädel und dann der Rest seines Körpers. Männer mit von Helmen geschützten Gesichtern starrten ihn durch die Schießscharten des Torhauses finster an. Armbrustbolzen zielten nicht minder grimmig auf seine Kehle.
    Er ließ Noir bis zur Mitte des dunklen, stillen Burghofs gehen, dann schwang er sich aus dem Sattel und blieb auf dem mit Kopfsteinen gepflasterten Platz stehen.
    Hippings stämmige Gestalt tauchte am oberen Ende der Treppe auf. Sie wurde von den brennenden Fackeln beschienen, die an den Wänden hinter ihm befestigt waren.
    »Willkommen, Pagan«, sagte er mit knarrender Stimme und umfasste zur Begrüßung Griffyns Handgelenk. »Wir haben schon geglaubt, Ihr hättet vielleicht Eure Meinung geändert und würdet da draußen zweifellos dunkle, geheime Dinge tun.«
    Griffyn lächelte schmal. »Zweifellos.«
    Hipping warf den Kopf in den Nacken und lachte brüllend, ohne Griffyns Arm loszulassen. »Ah, genau so mag ich Euch.« Sein Unterarm hatte den

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