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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch fast ein Stall - mit dem langsamen rhythmischen Kauen der Kuh, das unablässig zu hören war, und den Hühnern, die den Boden aufscharrten.
    »Ja«, sagte Clid. Oder knurrte. »Nur 'n paar Meilen nördlich von hier.« Er schlürfte etwas von der braunen Brühe, ehe er Gwyn zweifelnd ansah. »Aber warum hätt'
    Pagan Euch da nicht direkt hingebracht, wenn 's das war, was er wollte, he?«
    Gwyn hörte ihm gar nicht zu. Hoffnung keimte in ihr auf, und sie hatte keinen Sinn mehr für irgendwelche vernünftigen Argumente, ob es klug war, wenn sie von hier verschwand. »Das ist aber ein Glück! Aber nein«, ihr fiel etwas ein, und sie sank in sich zusammen. »Das bringt mich ja so gar nicht weiter. Ich brauche Lords, hohe Herren. Oder wenigstens kühne Männer mit Pferden.« Sie blickte Clid an. »Männer, die dem König treu ergeben sind.«
    Er lächelte und zeigte ihr seine verfaulten Zahnstümpfe. »Davon gibt's hier in den Midlands nicht grad viele, wisst Ihr.«
    »Nein«, stimmte sie ihm zu und starrte finster in die Flammen.
    »Aber Hippies Hütte ist nun nicht grad das, was man verlassen nennen würde.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch.
    »Hipping selbst is' vor Sonnenuntergang hingeritten, zusammen mit seinen verfluchten Rittern.« Clid riss einen Bissen Brot mit den Zähnen aus dem Laib und zermalmte es zwischen seinen Kiefern. »Die brennen alles nieder und vergewaltigen und nehmen sich, was sie wollen, und Euer König tut nichts, sie aufzuhalten.«
    Gwyns Herz machte einen Satz. »Hipping ist dort?«
    »Aber ja, und wie er dort ist. Ist aber nicht allein dort.«
    Sie strahlte. »Wer ist bei ihm?«
    »Leicester.«
    Sie runzelte verwirrt die Stirn. »Robert Beaumont?«
    »Eben der.«
    »Der Graf von Leicester ist in Hippingthorpes Jagdhütte?«
    »Ja.«
    Graf Robert Beaumont war der mächtigste Peer des Königreichs. Und er ritt zu der abgeschiedenen Jagdhütte eines Barons niederen Adels? Hatte sie ihn nicht auf dem Fest des Königs gesehen? Und war das wirklich erst wenige Stunden her? Nun, er hatte merkwürdig abwesend gewirkt, fiel ihr jetzt auf.
    »Ihr meint Robert Beaumont, den Lord von Pacy-sur-Eure und Breteuil?«, fragte sie noch mal nach.
    Clid blickte sie finster an. »Er könnt' auch der Wächter vom himmlischen Tor sein, nehm ich mal an, so wie seine königliche Hoheit mit Titeln um sich wirft. Ich weiß bloß, dass er in Hippings Jagdhaus ist. Ist vor einigen Stunden dort eingetroffen.«
    Sie dachte nach. Warum um alles in der Welt war ihr weder er noch irgendwer sonst von seinem Gefolge auf der Straße begegnet?
    »Es gibt überallhin geheime Wege«, sagte Clid, der wohl ihre Gedanken erriet.
    Sie dachte darüber nach. Es wäre ein finsterer und gefährlicher Ritt, da draußen trieben sich Wildschweine und Wölfe herum. Außerdem war Hipping selbst als Wolf verschrien, aber er war dem König im Moment noch treu ergeben. Das war gerade alles, was zählte.
    Sie blickte dem Anführer in die Augen. »Ich muss dorthin.«
    Er tauschte ein paar Blicke mit seinen Männer und hob die Augenbrauen, doch dann schüttelte er den Kopf. »Das ist zu gefährlich für uns, kleine Lady. Ist am besten, wenn die Großen da oben nicht wissen, dass wir hier sind. Sie haben uns vergessen, und mir wäre lieber, wenn es so bleibt.«
    »Sie werden Euch auf keinen Fall sehen«, versprach sie ihm. »Wir können uns ein Pferd teilen, und Ihr könnt mich Meilen entfernt von dem Haus absetzen.«
    »Aber da seid Ihr jetzt schon, kleine Lady. Meilen und Meilen weit entfernt.«
    »Aber Herr...«
    »Jedes Mal, wenn sich die da oben dran erinnern, dass wir hier sind, kostet's uns was. Es gibt nicht viel, was Ihr uns anbieten könnt, dass wir's für das Risiko wert empfinden.«
    Gwyn umschloss einen der Beutel an ihrem Gürtel und tastete an dem Knoten herum, ehe sie den Beutel offen auf den Tisch warf. Silbermünzen tanzten über das rissige Holz und klimperten laut im plötzlich totenstillen Raum. Die Münzen funkelten hell in der dunklen Hütte. Sie erwiderte Clids überraschten Blick. »Bitte.
    Ich muss dorthin. Heute Nacht. Mein Heim steht auf dem Spiel.«
    Er fuhr mit den Fingern durch seinen grauweißen Bart. »Wo ist Euer Heim?«
    »Oben im Norden. Es wird belagert.«
    Er blickte sie misstrauisch an. Hinter ihm versprühte das Feuer Funken und knackte, dann flammte es auf, weil ein Scheit Feuer fing. »Pagan hat nichts davon gesagt.«
    »Sei es, wie es ist, aber Ihr versteht sicher, dass ich mich auf den Weg machen

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