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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Unwesen.
    In der Dunkelheit war der Ausdruck in seinen schiefergrauen Augen nur schwer zu deuten. »Hier ist es warm, sicher und trocken«, erinnerte er sie.
    »Wenn Ihr das sagt...«
    »Wenn Ihr Euch zu benehmen wisst.«
    Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich soll mich benehmen ?«
    »Redet nicht zu viel. Könnt Ihr das ?«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Natürlich.«
    »Gut. Dann werdet Ihr morgen zur Abtei reiten.«
    »Bringt Ihr mich dorthin?«
    Er schwang sich aus Noirs Sattel. Im selben Augenblick öffnete sich die Tür der größten Hütte. Ein dickes Band aus gelbem Feuerschein fiel über den schlammigen Boden.
    »Nein. Die beiden dort werden Euch hinbringen.«
    Zwei Gestalten waren im Türrahmen aufgetaucht. Große, breitschultrige Männer, die ihre Waffen hoch erhoben trugen.
    Pagan sagte etwas in der kehligen Sprache der Sachsen, woraufhin die beiden Männer die Waffen senkten und die Hütte verließen. Ihren Gesten nach schienen die beiden sie willkommen zu heißen. Gwyn konnte nichts von dem auf Sächsisch geführten Gespräch verstehen. Aber sie spürte, dass Pagan sich keine Sorgen machte.
    Sie ließ die Hände auf Noirs Widerrist ruhen und tätschelte ihm den Hals, während sie dem Murmeln der Männer lauschte, die sich mit Pagan unterhielten. Sie ließ ihn nicht aus den Augen. Er hatte einen Fuß auf einen Baumstumpf gesetzt und stand völlig unbeeindruckt da. Das Leder seines kniehohen schwarzen Stiefels, das über der Wade nach unten gerutscht war, schimmerte dumpf im Feuerschein. Sein vom Kettenhemd geschützter Unterarm ruhte auf dem gebeugten Knie. Er nickte und lachte über etwas, das einer der Männer ihm erzählte.
    Gwyn ertappte sich, dass auch sie unwillkürlich lächelte. Sie spürte ein leises Kribbeln im Bauch, als er seinen dunklen Blick wieder auf sie richtete. Er sagte etwas zu den Männern, ehe er mit langen und selbstbewussten Schritten zu ihr herüberkam.
    Gemeinsam betraten sie die warme Hütte. Etwa acht Menschen standen oder saßen in der Mitte der Hütte, die kaum Platz für alle bot. Es war eng, aber nicht so, dass es unangenehm war. Über der Feuerstelle nahe der Raummitte hing ein schwarzer Kessel, in dem das Abendessen vor sich hin brodelte. Hinter einer halbhohen Wand zu ihrer Rechten entdeckte Gwyn eine Kuh, die Heu kaute.
    Alle Gesichter waren Gwyn zugewandt, und sie lächelte. Die Leute erwiderten ihr Lächeln kaum, zogen aber ebenso wenig
    ihre Schwerter. Ihre Gesichterwaren schmutzig und ihre Haare ungekämmt, aber sie wirkten nicht feindselig und schienen nichts von ihr zu wollen. Für den Moment war das für Gwyn genug.
    Eine der Frauen, eine Greisin mit platter Nase und eckigen Schultern, kam zu ihr und forderte sie mit einem Kopfnicken auf, sich an den Tisch zu setzen. Ein Napf mit heißem Eintopf wurde ihr vor die Nase gesetzt. Kleine Farbstippen schwammen in der dunkelbraunen Brühe: Karotten und Zwiebeln. Neben dem Napf lag altbackenes Roggenbrot.
    »Ich danke Euch«, seufzte Gwyn voll tief empfundener Dankbarkeit.
    Pagan nickte ihr zu. »Dann werde ich Euch also hierlassen, Mistress.«
    »Oh!«, rief sie und versuchte sofort, ihre Überraschung zu verbergen. Wie peinlich.
    Er hatte gewiss viel wichtigere Dinge zu erledigen, und sie hatte kein Recht auf ihn.
    »Aber natürlich.«
    »Clid wird Euch morgen früh nach St. Alban bringen.« Er zeigte auf einen der breitschultrigen Männer, die ihn begrüßt hatten.
    Sie schwang ihr Bein über die Bank, als er sich abwandte und zur Tür ging. »Ich kann Euch gar nicht sagen, wie dankbar ich Euch bin, Pagan. Ich schulde Euch mehr, als ich Euch je vergelten kann. Ihr habt mein Leben gerettet.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Eure Tapferkeit hat einen Gutteil dazu beigetragen. Ich glaube nicht, dass Euer Leben ernstlich in Gefahr war, Mistress.«
    »Oh, aber natürlich war es das, Sir. Denn ich hätte mich eher umgebracht, als Marcus fitzMiles zu heiraten.«
    Er zögerte. Seine Hand ruhte auf dem Türriegel, als er sie über die Schulter hinweg wie ein guter Freund angrinste. »Ich auch.«
    Gwyn sprang auf. Sie fühlte sich sorglos und unbekümmert, all das Gefühle, die sie seit einem Dutzend Jahren nicht mehr
    zugelassen hatte. Sie ging zur Tür und hielt den Blick gesenkt, während sie in den Beutel mit Silber griff, den sie an ihrem Gürtel trug. Es erschreckte sie, welche Wehmut sie in diesem Moment empfand.
    »Lady, bitte.« Ein Hauch Ungeduld schwang in seiner rauen Stimme mit. Er wandte sich ab und

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