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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sauvage war fort, und Ionnes de l'Ami wurde der neue Earl von Everoot. Pah, irgendwas stinkt an der Sache. Da muss noch mehr sein.«
    »Und was?«, fragte Griffyn mit bedacht gemäßigter Stimme.
    Beaumont fuhr sich mit einer Hand über den kurz geschnittenen ergrauenden Bart.
    »Etwas, das Euer Vater und Ionnes de l'Ami aus dem Heiligen Land mitgebracht haben.«
    »Und was soll das sein ?«
    Beaumont sprach die Antwort so leise aus, dass sie kaum die Kerzenflamme zum Flackern brachte, die zwischen ihnen brannte. »Schätze.«
    Griffyns Blut wurde eisig wie ein Fluss, der im Winter zufror. »Ein Schatz? Was für ein Schatz?«
    »Ein Schatz?« Beaumonts Augenbrauen schossen nach oben. »Ich sprach von Schätzen, Pagan. Mehrzahl. Das Raubgut des Kreuzzugs ist legendär. Und Euer Vater und Ionnes de l'Ami haben einen Großteil davon nach England gebracht. Es gibt Gerüchte, dass diese Schätze im Verlies von Burg Everoot versteckt wurden.«
    Griffyn entspannte sich. Beaumont wusste nichts. Niemand wusste davon, denn all die Gerüchte, die kursierten, kamen dem, was die Beteiligten wussten, nicht einmal nahe. Und Robert Beaumont, ob er nun der Earl von Leicester oder König von Jerusalem war, gehörte nicht zu denen, die mehr wussten. Erstellte lediglieh Mutmaßungen an, wie die Leute es nun einmal taten, wenn es um Geld und Geheimnisse ging.
    Zumeist wurden diese Vermutungen nur im Stillen geäußert. Die Wenigsten wagten es, sie laut auszusprechen. Und niemand hatte je einen heiligen Schatz erwähnt, der über tausend Jahre alt war. Und ob sie nun laut darüber mutmaßten oder nur davon träumten, niemand von ihnen wusste, dass Griffyn der Hüter dieses Schatzes war.
    Außer Ionnes de l'Ami.
    Er war der engste Vertraute der Familie Everoot gewesen, der liebste Freund, der Waffenbruder und Gefährte von Christian Sauvage, als dieser auf den Kreuzzug ging.
    Aber dann hatte Ionnes de l'Ami mit einer einzigen Handbewegung alle betrogen. Er hatte Griffyn das Herz gebrochen. Die Habgier hatte erst Christian Sauvage zerstört, dann hatte sie sich auf kleinen Spinnenbeinen zu Ionnes de l'Ami aufgemacht und auch ihn gestohlen.
    Ionnes de l'Ami war ein Eidbrecher. Ein Dieb.
    Griffyns Hand glitt zu dem kleinen schweren Eisenschlüssel, der seit dem Tod seines Vaters um seinen Hals hing. Es war eine unbewusste Bewegung.
    »Everoot ist der einzige Schatz, der mir etwas bedeutet, My-lord«, sagte er gepresst.
    Die prüfenden Augen des Grafen hielten seinem Blick kurz stand, ehe er sagte: »So soll es sein.« Just in diesem Moment betrat Hipping den Raum.
    »Habt Ihr alles, was Ihr braucht, Mylord?«
    »Ja, ich habe alles«, erwiderte Beaumont. »Ihr könnt uns jetzt allein lassen.«
    Hipping nickte. »Ich werde nach den Toren schauen.« Er zögerte. »Irgendetwas liegt heute Nacht in der Luft. Meine Wachen haben mir ausrichten lassen, heute Nacht seien mehr Männer als gewöhnlich auf der Straße unterwegs. Und einige verlassen die Straße sogar. FitzMiles hat wieder mal einen seiner berüchtigten Wutanfälle. Die Beratungen des Königs sind zu
    Ende, und zudem ist heute die Nacht vor Allerheiligen. Ja, da liegt etwas höchst Merkwürdiges in der Luft.« Er grinste und rieb sich die Hände. »Ich hoffe, es ist entweder was Brutales oder was Schönes. Oder beides?« Er brach in schallendes Gelächter aus und eilte den Korridor entlang.
    »Es ist Zeit, Pagan«, sagte Beaumont. Aber Griffyn blickte Hipping nach. »Überzeugt mich davon, dass ich meine Männer und meine Burgen auf diese neue Zeit vorbereiten soll.«
    Griffyn nickte, doch sein Blick blieb eine Zeitlang ins Leere gerichtet. Er beobachtete, wie Hipping verschwand. Der Mann war wie ein abgerichteter Bär. Meistens tat er das, worum man ihn bat, aber man durfte ihm niemals den Rücken zukehren.
    Nein, er hatte Guinevere auf keinen Fall herbringen dürfen.
    »Hippingthorpes Jagdhütte ist in der Nähe?«, fragte sie ungläubig.
    »Ungefähr ne halbe Stunde Weg von hier, am Fluss entlang«, knurrte der Mann, den Pagan ihr als Clid vorgestellt hatte. Er war offenbar der Älteste, und Gwyn musste sich mit ihm auseinandersetzen.
    Einer der Männer, der ebenso bärtig war wie Clid, warf den nächsten Scheit aufs Feuer, ehe er sich auf die Bank setzte. Alle saßen um sie herum und hörten dem Gespräch zu. Als könnten sie etwas anderes tun. Der Raum war kaum größer als der geräumige Verschlag, in der die Zuchtstuten daheim im Nest ihre Fohlen zur Welt brachten. Und es war ja

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