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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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eigenen Vorteil bedacht. Lasst mich mal nachdenken, auf was für Menschen diese Beschreibung zutrifft. Ah, ich weiß es wieder: Männer.«
    Sein Lächeln schwand. »Von mir aus könnt Ihr das ruhig denken, Rabenmädchen.«
    Er duckte sich, um einem Ast auszuweichen, und eine Weile herrschte zwischen ihnen einvernehmliches Schweigen. »Ich wollte eigentlich nicht über Euer weibisches Betragen reden, aber Eure ...« Er machte eine vage Handbewegung-Gwyns Augen verengten sich. »Meine was? Was soll das?« Sie unterstrich ihre Frage, indem sie seine Geste nachahmte.
    »Eure ...« Er verzog die Lippen und dachte nach. »Wankelmütigkeit.«
    »Wankelmütigkeit? Wankelmütigkeit? Ihr glaubt, ich sei wankelmütig?«
    Er sali sie skeptisch an. »Ich habe nur angedeutet, dass man Euch besser im Auge behält...«
    Sie sprang aus dem Sattel und landete hart auf dem Boden. »Im Auge behalten?
    Mich?« Sie marschierte auf ihn zu und hieb bei jedem Wort ihren Finger durch die Luft. » Vielleicht solltet Ihr einmal ausprobieren, wie es ist, zur Ehe mit einem Mann gezwungen zu werden, dessen Gegenwart auf dieser Erde allein schon eine Beleidigung ist, der Warzen hat und fauligen Atem ...«
    »Endshire hat keine Warzen.«
    »Ach, als ob Ihr das wüsstet. Bei ihm sitzen sie auf seiner Seele. Wurdet Ihr schon mal durch London gejagt oder auf einer Landstraße? Wurdet Ihr schon mal gezwungen, unter dem Vorwand, es sei >nur zu Eurem eigenen Schutz<, in einer Sänfte zu reisen, nur damit Ihr kein Pferd habt, auf dem Ihr fliehen könntet? Habt Ihr je .. .«In ihrer Wut ging sie immer weiter auf Griffyn zu und stach bei jedem »Ihr« in Richtung seiner Brust, bis ihre Fingerspitze nur noch wenige Zoll von seinem Körper entfernt war.»... eigene Wünsche und Pläne gehabt, die jedoch von anderen vereitelt wurden, einfach nur, weil sie stärker waren als Ihr? Sie werden immer siegen. Wegen dem hier«, sagte sie und wies mit zitterndem Finger auf sein Schwert, »und dem da.« Sie streckte sich und kniff ihn in den Oberarm.
    Das war ein Fehler. In dem Augenblick, in dem sich ihre Hand um die geballte Stärke seiner Muskeln schloss, die in Stahl und Leder gehüllt waren, spürte sie seine Hitze und seine Kraft, die sie fast überwältigten.
    »Ja, das habe ich«, erwiderte er mit leiser Stimme. »Es gibt immer jemanden, der stärker ist als man selbst. Und was ist mit mir, Mistress?« Sein Blick wurde hart, seine Stimme eisig. »Was ist mit den Dingen, die ich heute Nacht hinter mir gelassen habe? Wie passe ich in Eure merkwürdige Aufzählung?«
    Er riss sich von ihr los und packte sie unvermittelt. Gwyn stolperte rückwärts und prallte gegen Noir. Sie erinnerte sich nur allzu gut daran, was beim letzten Mal passiert war, als sie so dicht neben dem Pferd gestanden hatte.
    »Also gut, Pagan«, wisperte sie. »Ihr wart nichts, außer mein... Retter.«
    Er rührte sich einen Moment lang nicht. Sein Gesicht war undurchdringlich. Dann ließ er sie los.
    »Ich war dumm«, murmelte er. Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Und weniger geduldig, als ich hätte sein sollen. Ihr habt heute Nacht eine Menge durchgemacht.«
    »Nun ja«, erwiderte sie leichthin, obwohl ihr Lachen zittrig klang. »Ich habe heute Nacht eine Menge Männer geschafft.«
    Er starrte sie kurz an, und auf seinem versteinerten Gesicht zeigte sich Überraschung. Dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte so laut, dass sein Lachen zwischen den Bäumen widerhallte. Er lachte so heftig, dass Gwyn vergaß, wie groß ihre Angst war. Sie spürte nur, dass ihr Arm sieh kalt anfühlte, wenn er ihn nicht umfasst hielt. Sie war unruhig und fühlte sich seltsam und unbekümmert, fühlte sich erschöpft und gleichzeitig voller Energie.
    Vermutlich fühlen sich emotionale Erschütterungen so an, dachte Gwyn . Ihre Erinnerung war zu blass, denn es war lange her, seit sie sich das letzte Mal von ihren Gefühlen hatte hinreißen lassen. Aufgrund dieser Tatsache war ihr Leben in den letzten zwölf Jahren zumeist sehr ruhig verlaufen. Es war besser so. Wirklich! Wer könnte etwas anderes behaupten? Sie tat, was man ihr sagte, und erstickte diese lästigen Aufwallungen und
    Ahnungen, die alles zerstörten. So war es das Beste. Wirklich. Alles war gut.
    Abgesehen von der Tatsache, dass sie, egal, wie tadellos ihr Verhalten auch war, Mama nicht zurückbringen konnte. Oder Roger. Und jetzt war auch Papa tot.
    Ungehorsam hatte seinen Preis. Aber warum hatten so viele andere diesen Preis

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