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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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hier?«
    »... weil mir nur noch wenig Zeit bleibt, bis er zurückkommt.«
    »Wer kommt zurück?«, fragte er ebenso leise zurück. »Wovon redet Ihr? Ich habe Euch bei Clid zurückgelassen, Ihr wart dort sicher. Wieso seid Ihr jetzt hier?« Er starrte sie einen Augenblick an. Dann dämmerte es ihm. »Seine Braut.«
    »Das bin ich nicht!«
    Griffyn rieb sich mit dem Handballen die Stirn. »Ich kann es einfach nicht glauben«, murmelte er. »Unfassbar! Aber Ihr seid in einer Nacht zweimal entführt worden!«
    Sie blickte ihn finster an. »Ja, wirklich erstaunlich. Ich kann meine Verwunderung kaum bezähmen. Ich habe das Dorf doch nur verlassen ...«
    »Warum? Dort hattet Ihr es warm und trocken ...«
    »Ja, ja.« Sie wischte seine Einwürfe mit einem eindringlichen Flüstern beiseite.
    »Aber es war nicht sicher.«
    »Also, wenn Ihr mich fragt, sehe ich nicht, was Euch hier so viel besser gefällt.«
    Für einen kurzen Moment legte sie eine Hand auf seinen Arm. Die sanfte Berührung fühlte sich intensiv an, fast als wollte sie ihm ihre weibliche Tatkraft demonstrieren.
    »Es war verrückt von Euch, mich dort zurückzulassen«, flüsterte sie vehement.
    »Aber dafür haben wir jetzt keine Zeit. Ich kam hierher, weil ich es musste. Ich kenne selbstverständlich Hippings Ruf und weiß von den Schwierigkeiten, die er meinem König bereitet hat. Aber ich wusste nicht, dass er ein ... ein Räuber ist!« Ihr Mund verzog sich verächtlich. Griffyn fragte sich, ob sich Hippings Lippen schon auf ihre gelegt hatten. Der Gedanke ließ aller Vernunft zum Trotz Wut in ihm aufflammen und durch seine Adern strömen. »Er hält mich gegen meinen Willen fest.«
    »Warum?«, fragte er misstrauisch.
    Sie zögerte. »Das tut nichts zur Sache. Politik halt.«
    Es schien unnötig, ihm bei dieser Frage auszuweichen, und wäre seine Aufmerksamkeit nicht von so vielen anderen Dingen beansprucht worden, hätte Griffyn vielleicht nachgehakt. Aber so dachte er über die verwirrende Tatsache nach, dass er im Haus eines Landedelmanns auf dem Boden kniete und eine Frau in den Armen hielt, die er in dieser Nacht schon einmal gerettet und vor drei Stunden Meilen von diesem Ort entfernt zurückgelassen hatte. Und auch dieses Mal musste er sie retten.
    Andererseits waren Entführungen dieser Tage recht häufig. Menschen wurden entführt, Vermählungen erzwungen. Eine Frau allein auf der Straße war Freiwild.
    Und plötzlich war es nicht länger Griffyns wichtigstes Anliegen, Henri fitzEmpress'
    Einfluss auszuweiten, sondern diese Frau zu retten, die mit geröteten Wangen vor ihm kniete. Dass ihre Locken so zerzaust und ihre Augen vor Schreck weit aufgerissen waren, beunruhigte ihn. Aber was sein Herz höher schlagen ließ, war ihre so unbeschreiblich unbeugsame Entschlossenheit.
    »Ich hasse es, Euch wieder zur Last zu fallen ...«
    Er packte ihren Arm. »Lasst uns von hier verschwinden.«
    Er beugte sich vor und schaute in ihre Kammer, die um einiges komfortabler eingerichtet war als seine. Er nahm die Laterne, die auf dem Tisch stand, und drehte die Flamme ganz klein, ehe er Gwyn die Treppe hinunterführte.
    Sie hielten sich im Schatten, nachdem sie das Haus verlassen hatten und über den Innenhof zu den Ställen schlichen. Ungesehen und ungehört erreichten sie ihr Ziel.
    Der Wind hatte inzwischen aufgefrischt und wehte so stark, dass selbst eine Armee unbemerkt hätte Aufstellung nehmen können.
    Als Griffyn die Stalltür aufzog, riss eine heftige Bö sie ihm aus der Hand. Als sie mit einem lauten Knall gegen die Mauer schlug, stieß Griffyn einen Fluch aus.
    Er schloss die Tür hinter ihnen, nachdem sie den Stall betreten hatten, und Brausen des Sturms klang sogleich nur noch gedämpft an ihre Ohren. Sie hörten jetzt die Tiere, die Heu kauten oder leise schnaubten. Es war warm im Stall, und zwischen den Holzbrettern der Wände gab es nur wenige Spalten, durch die der Wind pfiff.
    Hier ist es angenehmer als in meiner Schlafkammer, dachte Griffyn grimmig, während er in der Dunkelheit begann, auf dem Sims neben der Tür nach einem Feuerstein zu tasten.
    Ihre dunkle Gestalt ging an den Pferdeboxen entlang. »Wo ist mein Pferd?«
    Er entzündete das Windlicht und stellte es auf einen schmalen Wandvorsprung.
    Licht breitete sich im Stall aus. »Welches Pferd?«
    »Ich hatte ein Pferd.«
    »Was?«
    »Ein Pferd! Ich bin auf einem Pferd hergekommen.«
    Er schaute sie argwöhnisch an. »Woher hattet Ihr denn ein Pferd?«
    Sie zuckte mit den Schultern.

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