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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hufe machten kaum ein Geräusch, als er über das feuchte, faulig riechende Laub trottete, das den Waldboden bedeckte. Hinter den zerrissenen Wolken kam immer wieder der Mond hervor, dessen Lieht unheimliche Schatten zwischen den Bäumen warf. Im dichten Unterholz raschelte es hin und wieder leise. Vor ihnen brach ein größeres Tier durchs Dickicht, und über ihnen flog eine Eule auf, deren Ruf unheimlich durch die Dunkelheit schwebte.
    Griffyn führte Noir am Zügel und versuchte, die erstaunliche Wendung zu verstehen, die diese Nacht für ihn genommen hatte. Angefangen bei der unvorhergesehenen Auseinandersetzung mit d'Endshires Männern bis hin zu der Frau, die so unerwartet zu seiner Begleiterin geworden war.
    Mit finsterem Blick machte er einen Schritt zur Seite, um einem niedrig hängenden Ast auszuweichen. Er trat in ein Matschloch, in dem er wohl bis zu den Knien versunken wäre, hätte er nicht gerade noch rechtzeitig einen Satz nach hinten gemacht.
    Seine Begleiterin war, das musste er widerstrebend zugeben, überaus reizend. Nein, mehr noch. Sogar um vieles mehr. Die Begegnung mit ihr war etwas, womit er nicht hatte rechnen können. Sie war vor einem der blutrünstigsten Barone Englands geflohen und hatte sich nicht in die Knie zwingen lassen. Sie war weder in Ohnmacht gefallen noch hatte sie geschrien oder gejammert. Furchtlos wie ein Krieger hatte sie an seiner Seite gestanden. Und hatte gelächelt.
    Sie hat gelächelt, Herrgott noch mal! Und das war vermutlich der Grund, warum er das alles auf sich nahm.
    Griffyn runzelte die Stirn.
    Je länger er ging, je kälter ihm wurde und je länger er darüber nachsann, wie es zu dieser Kette unvorhergesehener Ereignisse hatte kommen können, umso mehr war er von einer Sache überzeugt. Er brachte Noir zum Stehen und drehte sich zu seiner mehr als nur reizenden Begleiterin um.
    »Ihr hattet überhaupt nicht vor, dort zu bleiben«, beschuldigte er sie.
    Ihr herzförmiges Gesicht runzelte sich verwirrt. »Wo zu bleiben?«
    »Selbst wenn sie Mönche gewesen wären, die brav ihr Vaterunser gebetet hätten, hättet Ihr dennoch bei der ersten sich bietenden Gelegenheit das Weite gesucht.«
    Ihr Gesicht erhellte sich. »Vertraut mir, Pagan. Die Männer, bei denen Ihr mich zurückgelassen habt, waren keine Mönche ...«
    »Ihr konntet einfach nicht den Mund halten, nicht wahr?«
    » Wie bitte? «
    »Was habt Ihr ihnen erzählt?«
    Sie errötete. »Eigentlich habe ich ihnen gar nichts über irgendwas gesagt. Aber als sie die Münz...«
    »Wusste ich es doch! Aber ich glaube nicht, dass Ihr aus dem Dorf verschwunden seid, weil es nicht sicher war. Ich denke, Ihr seid weggelaufen, weil Ihr dort nicht bleiben wolltet. Ihr macht nie etwas, das Ihr nicht tun wollt.«
    Ihr Kinn fiel nach unten. »Das ist einfach nicht wahr!«
    »Dann sagt mir, wann Ihr zuletzt etwas getan habt, das Ihr nicht habt tun wollen.«
    »Ich ... ich ... Also, jetzt zum Beispiel!«, ereifert sie sich und streckte einen Arm aus.
    »Ich sitze auf diesem Ungeheuer von Pferd, und Ihr haltet die Zügel in der Hand, Ihr führt mich immer tiefer in den Wald, und ich weiß weder, wohin ich gebracht werde, noch wann ich wieder zurück darf. Vielleicht
    möchte ich mich viel lieber in ein warmes Bett kuscheln? Oder schlafen? Pah! Wenn Ihr glaubt, ich hätte mir ausgesucht, was heute Nacht passiert ist, dann werde ich Euch eines Besseren belehren, Pagan.«
    Griffyn setzte seinen Weg fort. Er war mit ihrer Antwort nur halbwegs zufrieden.
    »Natürlich habt Ihres Euch ausgesucht.«
    Er glaubte zu spüren, dass sich ihr Blick in seinen Hinterkopf bohrte. »Dann habt Ihr es Euch aber auch ausgesucht.«
    Er antwortete nicht. Auch sie war verstummt, wenngleich nur für einen Augenblick, denn schon bald zirpte ihre Stimme wieder hell und klar durch den dunklen Wald.
    »Gebt mir wenigstens die Zügel.«
    Ohne dass Griffyn es gewollt hatte, entschlüpfte ihm ein Lachen.
    »Wirklich, Pagan. Ich habe ein Händchen für Pferde.«
    Er sah sie über die Schulter an. »Ja - sie zu verlieren.«
    Sie lächelte matt.
    Er hob seine Augenbrauen. »Habt Ihr etwa vor, meines auch zu verlieren?«
    »Habt Ihr denn vor, mich wieder in einer Räuberhöhle zurückzulassen?«, erwiderte sie betont freundlich.
    Er lachte erneut und stieg über einen quer über den Pfad liegenden Baumstamm.
    »Die Leute dort waren nicht bösartig.«
    »Stimmt. Sie waren selbstgefällig, haben begehrliche Blicke auf mein Geld geworfen und waren nur auf ihren

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