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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Von den Dorfbewohnern.«
    »Sie haben Euch ein Pferd gegeben?« Er konnte es nicht glauben. Einen Ackergaul zu kaufen würde das gesamte Jahreseinkommen des Dorfs verschlingen. Und seit Jahrzehnten nahmen sie so gut wie nichts ein.
    »Genau genommen haben sie es mir eigentlich nicht gegeben.«
    »Ihr habt das Pferd gestohlen.«
    Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Ja, ich habe es ihnen gestohlen. Aber ich habe niemanden dafür umgebracht, Ihr müsst mich also gar nicht so böse ansehen. Ich hätte schon dafür gesorgt, dass Old Barney zurück ins Dorf gebracht wird, aber daraus wird jetzt wohl nichts.« Sie blieb stehen.
    »So viel dazu«, murmelte er und trat zu Noir, der mit seinem siebzehn Hand hohen Widerrist alle anderen Pferde im Stall überragte. Beim Klang von Griffyns Stimme wieherte er.
    »Was soll das denn heißen?« Sie eilte ihm nach und schob sich das Haar aus dem Gesicht.
    Er führte Noir aus seinem Verschlag und nahm den Sattel vom Bock. Gwyn streckte eine Hand aus, um den Kopf des Pferdes zu streicheln.
    »Das würde ich nicht tun«, sagte Griffyn warnend. Er warf die Satteldecke über Noirs Rücken und legte den Sattel direkt am Widerrist auf. Dann schob er beides ein Stück nach hinten und strich mit der Hand glättend über das Fell des Pferdes. »Er mag keine ... Menschen.«
    »Er scheint Euch zu mögen.«
    »Ja, ich bin auch nicht irgendwer. Für ihn nicht.« Er bückte sich und fasste unter Noirs Bauch, um den Sattelgurt festzuziehen.
    Sie schwiegen, während Griffyn weiterhin mürrisch sein Pferd sattelte. Schließlich forderte er Gwyn auf, ihm zur breiten Stalltür zu folgen.
    »Ich öffne sie, und Ihr haltet sie offen und passt auf, dass sie nicht gegen die Wand schlägt.«
    Sie nickte. Er öffnete die Tür einen Spaltbreit. Der Wind nahm diese Gelegenheit wahr und zerrte ihm das Tor aus der Hand, um es mit Schwung gegen die Wand zu schmettern. Gwyn riss es fast von den Füßen, als sie versuchte, die Tür festzuhalten.
    Er sah sie missbilligend an.
    »Es tut mir leid«, wisperte sie und kämpfte mit dem Tor. Griffyn packte das Tor oberhalb ihrer Schulter und zog es wieder zu. »Glaubt Ihr etwa, ich möchte von irgendwem gesehen werden?«
    »Ich habe keine Ahnung, was Ihr möchtet.« Er half ihr auf Noirs Rücken und stieg hinter ihr in den Sattel. »Ich hätte gedacht, Ihr wollt einen warmen, trockenen Platz, aber offenbar möchtet Ihr das nicht. Ihr bevorzugt Stürme und Entführungen. Rückt so dicht wie möglich an mich heran, nein, lehnt Euch zurück. Ich werde meinen Umhang um uns beide wickeln. Die Torwächter werden vermutlich nicht herauskommen und mich allzu genau anschauen, und der Sturm wird das Seinige dazu beitragen. Ich bin vor einigen Stunden hier angekommen, und jetzt reite ich wieder fort. Lasst uns hoffen, dass sie es so sehen werden. Sollten sie aber doch herauskommen«, fügte er eindringlich hinzu und sah ihr in die strahlend grünen Augen, »dann schreit um Himmels willen nicht, wenn ich sie töte.«
    Gwyn blinzelte. »Gebt mir ein Messer. Wirklich«, beharrte sie, als er sie sprachlos anstarrte. »Ich meine es ernst. Ihr habt gesehen, wie ich mich mit einem Stein wehren kann. Und jetzt stellt Euch vor, wie gut ich erst mit einem Messer bin.«
    »Ich schlottere vor Angst«, murmelte er, zog aber dennoch den Dolch, den er an seinen Oberschenkel gegürtet hatte. Er
    gab ihn ihr und zog sich dann die Kapuze des Umhangs tief ins Gesicht. »Und jetzt rutscht so weit es geht nach unten und schmiegt Euch an mich. Und seid still, wenn Ihr könnt.«
    »Pah!«, schnaubte sie aus ihrem dunklen umschlossenen Nest heraus.
    Griffyn hob den Kopf und drückte die Fersen in Noirs Flanken. Langsam ritt er durch den Innenhof und unter dem ersten Torbogen hindurch. Das Tor war noch geöffnet.
    Ein gutes Omen. Der Torwächter war nicht darüber unterrichtet worden, dass er über Nacht blieb. Vielleicht waren die Wachen am äußeren Tor genauso unwissend.
    Niemand schien davon Notiz zu nehmen, dass er fortritt. Auch die Wachen am äußeren Tor winkten Griffyn durch und würdigten ihn kaum eines Blicks.
    Als er das hochgezogene Fallgitter passierte, hingen dessen hölzerne Krallen nur einen halben Fuß über seinem Kopf. Sie ritten auf den Wald zu, kaum dass sie Hipping Hall verlassen hatten. Griffyn hatte eine Mission zu erfüllen - und er fragte sich, wie ihm das gelingen sollte, musste er doch immer an die Frau denken, die sich unter seinem Umhang an ihn schmiegte.

11. KAPITEL
    Noirs

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