Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Gwyn. Wenn Ihr es wünscht, werde ich dafür Sorge tragen, dass man sie zurückbringt.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was das ändert.« Sie ging hinüber in eine andere Ecke des Zimmers, um ihn von dem Wandbehang abzulenken. »Ich nehme an, Ihr habt alle Vorkehrungen für das Festmahl getroffen?«
    »Ihr hättet nach unten kommen und es selbst machen können«, sagte er. Stimmt, das hätte sie tun können. Aber sie war im Kellergewölbe beschäftigt gewesen.
    »Schließlich steht Ihr nicht unter Arrest.«
    »Und warum nicht?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wofür sollte das gut sein?«
    Auch wieder wahr. Gwyn lehnte sich gegen die Fensterbank und spürte, dass ihr die Tränen kamen. »Wirklich, Pagan, ich ...«
    »Mein Name ist Griffyn.«
    Sie blickte auf. Seine Worte ließen die Tränen sogleich wieder versiegen. »Letztes Jahr wart Ihr für mich Pagan. Und Eure Männer nennen Euch so.«
    »Meine Frau soll mich nicht so nennen.« »Oh.«
    Er beobachtete sie. Die Zeit dehnte sich, ehe er schließlich sagte: »Es gibt Schlimmeres, als den toten Vater zu vermissen, Gwyn.«
    Dieses Mal ließen sich die Tränen kaum noch zurückdrängen. Sie brannten heiß in ihren Augen. »Ach ja? Und das wäre?«
    Er hob die Hände ein wenig. »Ihn nicht zu vermissen.«
    Sie atmete zittrig aus. »So habe ich es noch nie gesehen.« Sie schwiegen einen Moment. »Wir haben kein Saatgut, Griffyn.«
    Er blinzelte verwirrt. »Saatgut?«
    »Es gibt kein Saatgut mehr. Es reicht gerade noch für die Wintersaat, aber für den Frühling nicht mehr. Wir schaffen es vielleicht durch den Winter. Vielleicht auch nicht.« Er betrachtete sie nachdenklich und hörte ihr aufmerksam zu. »Es ist auch nichts mehr da, um es zu verkaufen. Everoot hat nichts mehr. Ich hoffe, Ihr seid nicht hergekommen, weil Ihr Euch große Schätze und Reichtümer erhofft habt«, fügte sie hinzu. Ihr Lachen klang weinerlich. »Der Krieg hat zu lange gedauert, und der Sommer war zu trocken. Das, was es hier noch gibt, ist kaum mehr der Rede wert.«
    »Das, was es hier gibt, Mylady, ist das Erbe meiner Vorfahren«, sagte er gefährlich leise. »Ich wurde hier geboren.«
    Ihre Blicke trafen sich. Griffyn betrachtete Gwyn. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich mehr Emotionen wider, als in einem so kurzen Augenblick wie diesem möglich sein konnte.
    »Nun«, murmelte sie. »Wir sind uns also wieder einmal nicht einig.«
    »Es sieht so aus.«
    Sie hob die Hände. »Wann war das je anders?«
    Griffyn wandte sich ab und sah sich suchend nach Wein um, aber bis auf den goldbestickten Wandbehang war das Zimmer leer. Der Gobelin hatte seine Aufmerksamkeit erregt, und er hatte befohlen, ihn hängen zu lassen, als man die Kammer ausräumte. Alles war hinausgetragen worden, auch die Truhe mit ihrer ...
    Unterwäsche. Griffyn hätte fast gelacht, aber weil er sah, wie sie den Kopf senkte und errötete, unterließ er es.
    Weitaus schwerer fiel es ihm, die Gefühle zu verstehen, die sich seiner bemächtigten, sobald er in Gwyns Nähe war. Verärgert ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Diese Kammer war noch nicht seine, aber auch nicht länger ihre.
    Dieser Raum stand zwischen ihren Welten und barg nichts als Erinnerungen.
    Schmerzliche Erinnerungen. Nicht einmal einen Krug Wein gab es hier.
    Er ging zur Tür, riss sie auf und rief einem Diener seinen Wunsch nach Wein zu.
    Vielleicht hatten sie seinen Befehl erwartet, oder das Küchenpersonal war besser auf Zack, als er es bisher irgendwo erlebt hatte. Vielleicht fürchteten sie aber auch seinen Zorn. Jedenfalls klopfte schon nach kurzer Zeit jemand vorsichtig an die Tür.
    Griffyn öffnete und nickte finster dem jungen Pagen zu, der auf einem Tablett einen Krug Wein brachte. Griffyns Grimm wuchs, als der Diener leise fragte, ob nicht auch die Lady einen Becher haben wolle. Es widerstrebte ihm, wie sehr die Dienerschaft um Gwyn besorgt war.
    Griffyn stellte den Krug auf den Fenstersims, den Holzbecher hielt er in der Hand. Er hatte großzügig eingeschenkt und drückte Gwyn den Becher jetzt in die Hand. Dann nahm er den Krug und trank einen großen Schluck daraus. Er schluckte hastig und dachte dabei, dass er an diesem Tag schon zu oft gezwungen gewesen war, etwas zu schlucken. Aber damit war es bald vorbei.
    Als er de l'Amis Tochter wieder ansah, trank sie ebenfalls von dem rubinroten Wein.
    Sie leerte den Becher fast in einem Zug, und Griffyn kam nicht umhin, sie erstaunt zu mustern.
    »Bei unserer ersten Begegnung habt Ihr

Weitere Kostenlose Bücher