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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Miene des jungen Ritters etwas Angriffslustiges zu bemerken. Er rieb sich nachdenklich das Kinn, ehe er beiläufig sagte: »Ich bräuchte einen kräftigen Mann, der mir hilft, den Wiederaufbau der Befestigungsanlagen zu überwachen. Es ist keine leichte Aufgabe.«
    Er konnte den Eifer des jungen Mannes fast spüren. »Wenn es Euch recht ist, Mylord, würde ich gern einiges über das Nest anmerken«, brach es aus Jeravius heraus.
    »Bitte sprecht.«
    »Die östliche Mauer ist extrem unterspült, und im Winter ist sie wacklig wie eine Fischreuse. Und an der Westmauer wurde seit zehn Jahren nichts mehr getan. Es ist mir ein Rätsel, warum Ihr nicht dort angegriffen habt. Was den Bergfried angeht...«
    Er verstummte und wurde blass. Aber Griffyn nickte aufmunternd. »Das ist genau die Art Begeisterung, nach der diese Aufgabe verlangt.«
    »Mylord?«
    »Wie ich schon sagte, ich brauche einen Mann für diese Arbeit. Einen Mann, der von den Steinmetzen lernt, die ich herbringen werde, und der die Arbeiter anleitet, wenn ich nicht da bin. Ich glaube, ich habe diesen Mann gerade gefunden.«
    Jerv machte einen Schritt nach vorne und wäre fast über die Bank gestolpert, die zwischen ihnen stand. »Meint Ihr das ernst, Mylord?«
    »Aber sicher. Seit wann habt Ihr schon diese Vorliebe für die Baukunst?«
    »Schon recht lange«, gab Jeravius bereitwillig Auskunft. »Ich glaube, ich war sieben, als mein Vater mich nach Westminster mitnahm. Daran erinnere ich mich gut. Aber ich hätte nie... Ich bin ein Ritter. Mein Vater hat viel Geld bezahlt, mir einen Platz im Haushalt von Lord Ionnes zu verschaffen und von ihm unterwiesen zu werden. Ich bin Soldat, Mylord, und befasse mich deshalb mit anderen Dingen als mit der Architektur. Mit anderen guten Dingen«, fügte er hinzu. In Griffyns Ohren klang es eine Spur zu vehement.
    Griffyn nickte. »Mein Onkel fand auch großes Vergnügen daran, Burgen zu bauen und instand zu halten. Er war Baumeister des französischen Königs und des Herzogs der Normandie und hat einige Burgen für sie gebaut. Sie sind bekannt dafür, dem Auge zu schmeicheln, aber zugleich auch hervorragende Verteidigungsanlagen. Von ihm stammt die Burg an der Cöte sur Seine.«
    Jervs Augen weiteten sich. »Cöte sur Seine?«, wiederholte er. »Man sagt, diese Burg sei ein Wunder.«
    »Das finde ich auch«, sagte Griffyn. »Möchtet Ihr den Steinmetz treffen, wenn er eintrifft?«, fragte er und wartete, ob sich wieder die überschwängliche Begeisterung Bahn brach, die er bei dem jungen Ritter spürte. Vielleicht kam diese Begeisterung noch nicht heute Abend, vielleicht auch nicht in einer Woche. Aber wenn die Begeisterung kam, würde Griffyn sie nutzen und sie in etwas verwandeln, das nie wieder sein Zuhause bedrohen konnte.
    Ein jungenhaftes Grinsen breitete sich auf Jeravius' Gesicht aus. »Wenn Ihr das wünscht, Mylord. Es wäre mir ein großes Vergnügen.« Er streckte ihm die Hand entgegen.
    Die Hände der Männer umschlossen den Unterarm des anderen, um diesen Pakt zu besiegeln. Noch waren beide auf der Hut, aber es hatte sich bereits etwas Neues gebildet: Respekt.
    »Lady Gwyn wird mächtig froh sein, wenn sie sieht, dass die Reparaturen in Gang kommen«, fügte Jeravius hinzu. »Sie hat oft davon gesprochen, aber ihr fehlte nicht nur das Geld, sondern auch die helfenden Hände ...« Er zuckte mit den Schultern.
    »Und weil diese Hände anderweitig gebraucht wurden, hat man die Sache fallengelassen.«
    »Ein ums andere Mal, Mylord. Natürlich gab es gute Gründe«, fügte er hastig hinzu.
    Vorsichtig blickte er zur hohen Tafel auf.
    Griffyn wandte den Kopf und schaute zu seiner Verlobten, die immer noch kerzengerade dasaß. Meine Güte, warum konnte sie nicht einfach Spaß haben? Sie saß reglos in ihrem Sessel, und ihre Augen starrten ins Leere. Sie hätte genauso gut zu mitternächtlicher Stunde zum Gebet in der Kirche knien können, so ausdruckslos war ihr Blick.
    Der einzige Hinweis, dass sie an den Vorgängen im Saal beteiligt war, war ihre Hand, die unablässig den Kopf von Griffyns altem Hund Renegade streichelte. Er hatte sich von Edmund entfernt und sich stattdessen einen Platz gesucht, wo ein süßer Duft ihn umgab.
    »Andererseits gab es eine Menge gute Gründe«, sagte Jeravius. »Und meine Herrin war immer der beste Grund von allen.«
    Die Worte kamen ihm ganz leise über die Lippen. Fast glaubte Griffyn, sie waren nicht an ihn gerichtet. Jeravius lächelte liebevoll und unterwürfig. Oje. Er liebte

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