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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgeschreckt hatte.
    »Sei froh, dass so ein schönes Kerlchen wie du nichts von seinem Zorn weiß«, murmelte Gwyn, während sie sich der Katze näherte. Pagan hatte eine Katze?
    Zumindest sah es danach aus. Es war ein auffallend großer Kater mit flauschigem Fell, roten Ohren und langen Krallen. Er starrte sie aus blauen, schräg stehenden Augen an, bevor er gähnte und eine Pfote nach ihr ausstreckte, als wollte er sie willkommen heißen. Gwyn widerstand dem Drang, den weichen Kopf zu streicheln, und trat stattdessen zu einem bestimmten
    Wandbehang, der - Gott sei gepriesen! - nicht wie die anderen heruntergerissen worden war.
    Das Zimmer war fast vollkommen leergeräumt. Der Schild, der über dem Bett gehangen und als Motiv eine Hand gezeigt hatte, die eine Rose hielt, war fort. Dieser Schild hatte einst das Blut der Engländer aufgefangen, die ihrer Größe beraubt worden waren, als Stephen an die Macht kam. Der Stein war dort, wo der Schild achtzehn Jahre lang gehangen hatte, heller. Ebenso wie die anderen Stellen an der Wand, wo zuvor Gobelins geprangt hatten.
    Der lange, schmale Tisch am Fenster war ebenso fort wie die Truhe, in der sie ihre Leibwäsche aufbewahrt hatte. Sie errötete bis unter die Haarwurzeln. Lieber Himmel, wer wohl die Truhe geleert hatte?
    Sie schob den Wandbehang beiseite und tastete nach dem Riegel zu der verborgenen Tür. Dann verschwand sie in der Dunkelheit dahinter.
    Gwyn hielt sich mit der Hand an der Mauer fest, um auf den feuchten Steinen nicht auszurutschen, und gelangte ohne Zwischenfälle zum Fuß der Treppe. Die Unterwelt der Burg war dunkel, und es roch modrig. Hier unten war es totenstill.
    Sie eilte zu der Kammer. Das Vorhängeschloss war offen, das Maul des Drachen zu einem stummen Brüllen aufgerissen. Gwyn rief leise nach Duncan, und die Tür öffnete sich. Das kleine blasse Gesicht des Jungen blickte zu ihr auf. Beleuchtet wurde es nur von der dicken Kerze, die er in der Hand hielt. Sie betrat die Kammer und schaute auf den Prinzen, der auf seinem Lager aus Stroh lag und sich nicht rührte.
    »Wie geht es ihm?«
    »Das kann ich nicht so genau sagen, Mylady, aber ich hab ihn so fest in Decken und Pelze eingewickelt, dass er in Schweiß ausbricht, wenn er nur zu niesen versucht.
    Aber, Mylady«, wisperte der Junge. Das Echo wurde vom feuchten Stein zurückgeworfen. »Er ist sehr weit weg von uns.«
    »Er wird einfach durchhalten müssen«, bemerkte sie leichthin. »Wie wir alle.«
    »Ja, aber wir werden nicht vom Fieber geschüttelt und von üblen Körpersäften vergiftet. Ich fürchte, er hält es nicht mehr lange aus. Er ist dem Tode näher als dem Leben. Das ist eine Tatsache.«
    Gwyn raffte ihre Röcke und kniete sich neben die Bettstatt. War es wirklich eine Tatsache? Würde der ungekrönte König in einer der kommenden Nächte sterben?
    War es eine Tatsache, dass der plündernde Kindkönig fitzEmpress über ihre Heimat hinwegfegen konnte, ohne dass sich ihm jemand in den Weg stellte? Nein. Nicht, solange sie für ihren König das Nest hielt und noch ein Atemzug in ihr war. Nicht, wenn sie die Tochter ihres Vaters war.
    Erst recht nicht, wenn sie diese letzte Möglichkeit nutzen wollte, um für begangene Sünden zu büßen.
    »Hat er gesprochen?« Ihre erhobene Hand schimmerte im Licht der blakenden Kerze.
    »Nichts, das irgendwie Sinn ergeben würde, Mylady«, gab Duncan zurück. Sein besorgter Blick ruhte auf dem Prinzen. »Er hat nur gestöhnt und die Arme hochgestreckt, als könnte der Herrgott ihn hier unten liegen sehen.« Er blickte zu der Steindecke auf. Der Mann, der sie zwang, den Prinzen hier unten versteckt zu halten, war oben in der Burg und bestellte jetzt vermutlich die Spielleute, damit diese bei der Verlobungsfeier ihren Schabernack trieben, und Harfenisten, die als Vorbereitung für das geplante Siegesmahl ihren Zauber wirken sollten.
    Während im Keller sein Verderben lauerte.
    Gwyn richtete die Decken des Prinzen und erhob sich dann. Duncan gab ihr den Schlüssel zurück. Obwohl sich jede Faser ihres Körpers dagegen wehrte, wusste sie, welches Schicksal ihr
    bestimmt war. König Stephen würde schon bald erfahren, dass Griffyn Everoot wieder in Besitz genommen hatte. Der König würde eine Nachricht schicken und ihr Anweisungen geben. Bis dahin musste sie ausharren.
    »Sorge für ihn. Halte ihn warm.« Sie blickte den jungen Diener an und musste unwillkürlich seufzen. »Und dich auch, Duncan.«
    »Ja, Mylady. Mir ist warm genug«, versicherte

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