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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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versteckte das Mädchen ihr Haar immer. Sie hatte gelernt, nicht aufzufallen, und achtete ängstlich darauf, dass die Nonnen keinen Grund fanden, sie zu bestrafen. Trotzdem fürchtete sie sich davor, was passieren würde, wenn sie ihnen jemals einen Anlass lieferte.
    Ein paar Wochen später war Cara an einem sommerlichen Montagnachmittag gerade damit beschäftigt, im Hof hinter der Küche das Schmutzwasser in den Gulli zu schütten, als jemand ihren Namen rief. Sie richtete sich auf und sah, wie Niamh außer Atem und aufgelöst auf sie zugelaufen kam.
    »Was ist denn los?«, fragte sie, als das andere Mädchen sie erreicht hatte.
    »Ach, Cara«, keuchte sie und hielt sich dabei die linke Seite, als hätte sie Seitenstechen, »ich habe etwas schrecklich Dummes gemacht.«
    Wie sich herausstellte, hatten ein paar Mädchen, die es leid waren, dass Niamh nie bestraft wurde, sie herausgefordert, aus dem Garten zu schleichen und ein paar Äpfel aus dem Obstgarten direkt neben dem Waisenhaus zu stehlen. Ein Zaun trennte das St. Mary’s von der Nachbarfarm, doch an einer Stelle war eine Latte lose. Allerdings war der Spalt so schmal, dass sich die Nonnen nicht die Mühe gemacht hatten, ihn wieder zu vernageln. Kaum ein Mädchen konnte sich hindurchzwängen – aber die zierliche und gelenkige Niamh war biegsam genug.
    Sie hatte gehofft, in den Garten und wieder herausschleichen zu können, ohne dass der Farmer Dennis Brennan etwas merkte. Alles war gut gegangen, und sie hatte ungefähr ein Dutzend Äpfel in ihrer Schürze gesammelt, als der Farmer aus einer Scheune getreten war und sie entdeckt hatte. Niamh hatte ihre Beute fallen lassen, war hastig vom Baum geklettert und zurück ins Waisenhaus geflohen. Der Farmer hatte sie brüllend und fluchend verfolgt, doch sie hatte durch die Zaunlücke schlüpfen können, ehe er sie zu fassen bekommen hatte.
    »Und wenn er mein Gesicht gesehen hat?«, ängstigte sie sich jetzt. »Dann erzählt er es vielleicht den Schwestern, und was passiert dann mit mir?«
    Cara wollte ihre Freundin trösten. »Dir wird schon nichts passieren. Wahrscheinlich wird er sich nicht mal beschweren.«
    Aber sie sagte das ohne große Überzeugung. Dennis Brennan war dafür berüchtigt, streng auf Ordnung und Gehorsam zu achten. Er war kein Mensch, der so etwas auf sich beruhen ließ.
    Leider sollte Cara recht behalten. Später am Nachmittag rief Schwester Concepta alle Mädchen im Versammlungssaal zusammen, wo sie schweigend warten mussten. Der Raum war brütend heiß, denn alle Fenster waren geschlossen, und keines der Mädchen wagte sie zu öffnen. So standen sie fast eine halbe Stunde, ohne dass sie auch nur zu flüstern gewagt hätten, bis die Türen endlich aufplatzten und Schwester Concepta hereinmarschiert kam – begleitet von Dennis Brennan. Sobald Cara ihn sah, spürte sie, wie Niamh neben ihr kleiner wurde. Sie legte den Arm um die Taille ihrer Freundin, um sie auf den Beinen zu halten.
    »Also«, begann Schwester Concepta, sobald sie ihren Platz auf dem Podium eingenommen hatte, »wer kann mir sagen, wie das siebte Gebot lautet?«
    Die versammelten Mädchen antworteten gedämpft: »Du sollst nicht stehlen.«
    Die Nonne nickte. »Ganz genau. Wieso also erzählt mir Mr Brennan, dass sich eine unter euch auf seine Farm geschlichen hat, um ihn zu bestehlen?«
    Diesmal blieb alles still.
    »Wenn sich keine von euch zu dieser Tat bekennt«, kündigte Schwester Concepta täuschend sanft an, »dann werdet ihr alle bestraft. Dann dürft ihr während der nächsten sechs Monate samstags nicht in den Ort.«
    Cara wusste, was gleich passieren würde. Niamh würde sich melden; sie würde keinesfalls zulassen, dass die anderen für sie bestraft würden. Schwester Concepta würde das als Vorwand nehmen, um ihr die Haare zu scheren. Cara durfte nicht zulassen, dass ihrer Freundin das angetan wurde, darum hob sie, noch ehe Niamh reagieren konnte, die Hand und sagte: »Ich war das, Schwester. Ich habe die Äpfel gestohlen.«
    Schwester Concepta bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Cara Healey«, donnerte sie, »das hätte ich mir denken können.« Sie sah den Farmer an. »Dieses Mädchen macht nichts als Ärger, und wir werden es bestrafen, das können Sie mir glauben.« Die Nonne drehte sich wieder zu Cara um und befahl mit einem bösen Glitzern in den Augen: »Komm sofort her.«
    Cara versuchte, ihre Angst nicht zu zeigen, während sie auf das Podium stieg und Schwester Jude die Schere holen ging. Als

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