Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
Vom Netzwerk:
Nonne ruhte schließlich auf Niamh. Sie allein war standhaft geblieben und hatte sich nicht gemeldet, um Caras Platz einzunehmen. Schwester Conceptas Mund verzog sich zu einem grausamen Lächeln.
    »Ich finde, Niamh sollte an ihrer Stelle gehen.«
    Mit dieser infamen Gemeinheit wollte sie, wie Cara vermutete, einen Keil zwischen die beiden Mädchen treiben, die als unzertrennlich galten. Schwester Concepta wollte zweifellos keine von ihnen zu den Buchanans schicken, aber auch wenn sie Niamh nicht leiden konnte, so hasste sie Cara mit aller Leidenschaft.
    Nachdem die Nonnen weg waren und sich die anderen Schülerinnen verlaufen hatten, eilte Niamh zu ihrer Freundin.
    »Das tut mir so leid. Bist du mir sehr böse?«
    Cara zwang sich, achselzuckend so zu tun, als wäre ihr das egal. »Warum sollte ich?« Sie würde auf keinen Fall anfangen zu weinen. Sie musste hart bleiben, niemand durfte ihr anmerken, wie tief sie das getroffen hatte. Nur so würde sie überleben.
    Aber Niamh ließ sich nicht so leicht täuschen. »Ich könnte mit Schwester Agnes sprechen und ihr sagen, dass ich nicht gehen will.«
    »Wozu soll das gut sein? Dann schickt Schwester Concepta eben jemand anderen.«
    Niamh biss sich auf die Lippe. Nicht einmal das sonst so hoffnungsfrohe Mädchen konnte abstreiten, dass Cara das richtig sah, selbst wenn es noch so unfair war.
    Cara wollte allein sein, bis sie sich wieder halbwegs gefasst hatte, und eilte in Richtung Schlafsaal. Niamh folgte ihr eigensinnig.
    »Vielleicht kann ich mit Schwester Concepta reden«, meinte sie, offensichtlich immer noch entschlossen, die Situation zu bereinigen. »Vielleicht kann ich sie doch noch überzeugen. Oder vielleicht könnte ich den Buchanans erzählen, was passiert ist. Wenn ich ihnen erkläre, wie gemein Schwester Concepta ist, bestehen sie vielleicht darauf, dass du nächstes Mal zu ihnen darfst. Und dann könnte Schwester Concepta nichts dagegen unternehmen.«
    Cara fuhr herum. »Mein Gott, kannst du mich nicht endlich in Ruhe lassen?«, fauchte sie. »Ich habe es satt, dass du ständig hinter mir herläufst. Hast du nichts anderes zu tun?«
    Niamh schreckte unter Caras heftigen Worten zurück. »Entschuldige.« Sie senkte den Blick, um ihrer Freundin nicht zu zeigen, wie tief sie das getroffen hatte. Aber sie nahm sich Caras Abfuhr zu Herzen und ging allein in den Schlafsaal.
    Cara legte sich auf ihr Bett und gab vor, nicht zu sehen, wie ihre Freundin ihren Koffer packte. Sie bereute ihre harten Worte und wusste, dass sie sich eigentlich entschuldigen sollte. Niamh konnte am allerwenigsten für Schwester Conceptas Gemeinheit; sie war ebenso ihr Opfer wie Cara selbst. Doch Cara brachte das einfach nicht über sich. Sie war neidisch, daran war nichts zu ändern. Obwohl sie wusste, dass Concepta genau das erreichen wollte, dass sie einen Keil zwischen die beiden Freundinnen treiben wollte, konnte sie nicht gegen ihre Gefühle an. Sie hatte sich so auf das Wochenende bei den Buchanans gefreut und sich die letzten Tage immer wieder ausgemalt, wie sie diesen Mauern für ein ganzes Wochenende entfliehen würde. Dass man ihr das im letzten Moment geraubt hatte, hatte sie tief verletzt, und ihr jugendliches Gehirn war noch nicht so weit ausgebildet, dass sie im Angesicht einer solchen Enttäuschung Großherzigkeit zeigen konnte.
    Eine halbe Stunde später kam Niamh, um sich zu verabschieden.
    »Ich muss jetzt los.«
    »Gut«, sagte Cara knapp, ohne auch nur von dem Buch aufzusehen, in das sie sich vergraben hatte. Sie sah ihrer Freundin an, dass sie gegen die Tränen ankämpfte, aber sie brachte einfach nicht die Kraft auf, sie zu trösten.
    Bis zum Sonntagabend hatte sich Cara wieder beruhigt. Über das Wochenende hatte sie gemerkt, wie sehr sie ihre Freundin vermisste. Es war ein alberner Streit gewesen, und sie wollte sich so bald wie möglich mit Niamh aussöhnen.
    Niamh sollte kurz vor dem Abendessen wieder abgeliefert werden. Cara stand am Fenster des Schlafsaales und hielt nach ihr Ausschau. Als sie den Wagen der Buchanans in den Hof fahren sah, freute sie sich schon auf ihre Freundin und konnte es kaum erwarten, dass sie heraufkam. Dann erschien Niamh in der Tür, und Cara wäre am liebsten zu ihr gelaufen, doch so viel Überschwang war ihr fremd. Stattdessen wartete sie darauf, dass ihre Freundin auf sie zukam – große Gefühlsausbrüche waren eher Niamhs Art. Aber statt zu ihr zu kommen, schlich Niamh wortlos zu ihrem eigenen Bett und begann

Weitere Kostenlose Bücher