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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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verärgert den Kopf. »Du bringst mich noch mal ins Grab, Junge«, tadelte sie ihn liebevoll.
    Grinsend setzte Danny einen Kuss auf die Stirn seiner Mutter und hatte im nächsten Moment die Haustür hinter sich zugeschlagen.
    Immer noch lächelnd wandte sich Annie an Cara. »Und wo bringen wir dich jetzt unter?«, meinte sie halb zu sich selbst. Cara hatte ihr schon angeboten, sie könne auch woanders eine Unterkunft suchen, doch davon wollte Annie nichts hören.
    »Wie wäre es, wenn …«, setzte Annie an und biss sich im nächsten Moment auf die Lippe, als hätte sie gerade etwas Falsches gesagt.
    Aber so feinfühlig war Cara schon längst nicht mehr. »Wie wäre was?«
    »Vergiss es.«
    »Los. Verrat mir, was du gerade sagen wolltest.«
    Annie sah sie verlegen an. »Ich wollte sagen – wie wäre es, wenn du in dein altes Zimmer oben im Speicher ziehen würdest, wo du mit deiner Mutter gewohnt hast? Aber vielleicht wäre dir das unangenehm?«
    »Ganz und gar nicht.« Cara lächelte liebevoll und merkte überrascht, wie ihre Augen feucht wurden. »Im Gegenteil, das klingt wunderbar.«
    Ganz offensichtlich war Cara schon ewig auf den Beinen und schien am Ende ihrer Kräfte. Oben gab Annie ihr ein altes Nachthemd von Bronagh, das ihre Tochter zurückgelassen hatte, und suchte dann nach sauberer Bettwäsche. Als Cara endlich im Bett lag, brachte es Annie nicht über sich, sie allein zu lassen. Stattdessen zog sie einen Stuhl ans Bett, sodass sie bei dem Mädchen sitzen konnte, bis es eingeschlafen war. Die arme Laus hatte Schlimmes mitgemacht. Als wollte sie das bestätigen, begann sich Cara in einem Albtraum zu winden und zu stöhnen. Annie beugte sich vor und strich dem Mädchen über die dunklen Haare.
    »Schon gut, schon gut, mein Engel«, murmelte sie. »Hier kann dir nichts passieren.«
    Die tröstenden Worte schienen Cara so zu besänftigen, dass sie sich wieder beruhigte und kurz darauf in einen tiefen Schlaf sank.
    Annies Leben war nicht einfach gewesen, und sie hatte viel Elend zu sehen bekommen, aber Caras Geschichte hatte sie tiefer berührt, als sie für möglich gehalten hätte. Das eigene Kind so im Stich zu lassen! Wenn Franny nicht schon tot gewesen wäre, hätte Annie ihr den Hals umgedreht. Was für eine Mutter war dazu fähig? Das Mädchen war offensichtlich ein zähes kleines Ding – das stand fest, nach allem, was sie durchgestanden hatte. Aber dass Danny und sie nach all den Jahren die einzigen Menschen waren, auf die sich dieses Kind verlassen konnte, wenn es in Schwierigkeiten steckte, war ein trauriger Gedanke.
    Weil sie Cara ungern allein lassen wollte, trat Annie an den Schrank, holte eine zweite Decke heraus und richtete sich dann in dem Lehnstuhl zum Schlafen ein. Die ganze Nacht blieb sie an Caras Seite.

Kapitel 37
    »Ich habe sie gefunden.«
    Pete Grove war niemand, der schnell in Ekstase geriet. Tatsächlich hätten die meisten, die ihn kannten, behauptet, dass er ein ausgesprochen mürrischer Zeitgenosse war. Aber selbst ihn überlief ein leiser Schauer, als er diese Worte sagte.
    Zwei Jahre waren vergangen, seit er den Auftrag bekommen hatte, das Haus zu observieren. Monat um Monat war verstrichen, ohne dass sich etwas getan hatte. Und jetzt war aus heiterem Himmel das Mädchen erschienen. Es sah so aus, als würde sich etwas Großes anbahnen.
    Er kippte den Stuhl nach hinten, legte die Füße auf den winzigen Schreibtisch und schwelgte in diesem seltenen Moment eigener Bedeutsamkeit.
    »Die Kleine ist« – er schlug in seinem Notizblock nach – »vor gut drei Wochen dort aufgetaucht. Und allem Anschein nach bleibt sie auch dort.«
    »Exzellent.«
    Eine klare, gebildete Stimme antwortete ihm. Sie gehörte Charles Hamilton, dem Geschäftsführer der von dessen Vater gegründeten Kanzlei Hamilton & Sons. Charles hatte sich damals an Pete gewandt, und Charles war der Einzige, mit dem Pete je zu tun gehabt hatte. Mit dem eigentlichen Mandanten hatte Pete keinen Kontakt, und er hatte auch keine Ahnung, wer dieser Mandant war.
    Es war für Pete kein typischer Auftrag. Er war fünfundzwanzig Jahre bei der Polizei gewesen und in Whitechapel Streife gegangen, bis er vor fünf Jahren endlich pensioniert worden war. Nach einem Monat hatte er gemerkt, dass der jahrelang herbeigesehnte Ruhestand längst nicht so aufregend war, wie er ihn sich ausgemalt hatte. Und so hatte er, um der Langeweile und dem ewigen Genörgel seiner Frau zu entkommen, beschlossen, Privatdetektiv zu werden. Er hatte

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