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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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Annie ärgerlich. »Ach ja? Also, dann hast du ein verdammt kurzes Gedächtnis, denn Danny war genauso alt, als er anfing, für dich zu arbeiten.«
    Das brachte ihn zum Schweigen. Normalerweise hätte es Finnbar nicht geduldet, dass jemand so mit ihm redete, aber Annie hatte ihm schon immer gefallen, schon bevor Liam auf der Bildfläche erschienen war. Nachdem ihr Mann gestorben war, hatte er ihr angeboten, ihr eine neue Unterkunft zu besorgen, doch das hatte sie abgelehnt. Sie war im Herzen immer eine brave Katholikin geblieben und hätte sich keinesfalls mit einem verheirateten Mann eingelassen. Außerdem kannte und mochte sie Finnbars Frau Alice. Finn hatte ihre Entscheidung verstanden und sie ihr nie vorgehalten, und selbst jetzt, nachdem beiden die vielen Jahre anzusehen waren, hatte er, wie alle wussten, immer noch eine Schwäche für Annie. Annie wusste das am besten – und hatte darum keine Bedenken, ihn um diesen Gefallen zu bitten.
    »Jetzt komm schon«, drängte sie. »Das Mädchen braucht eine Chance.«
    »Na gut.« Widerwillig gab Finnbar nach. Er war nicht besonders wild darauf, das dunkelhaarige Straßenbalg, das bei Annie untergeschlüpft war, unter seine Fittiche zu nehmen, so wie es aussah, blieb ihm allerdings nichts anderes übrig. »Ich überleg mir was für sie.«
    »Aber was Legales, vergiss das nicht«, warnte Annie ihn. »Nichts, was sie in Schwierigkeiten bringen könnte.«
    Er verdrehte die Augen. »Mein Gott, du verlangst nicht wenig, Weib. Aber keine Angst, ich werde mich um sie kümmern.« Er hob die Hand, als würde er auf die Bibel schwören. »Du hast mein Wort.«
    In der darauffolgenden Woche bekam Cara eine Stelle bei einem Lebensmittelhändler in Bethnal Green, der an Finnbars Gang Schutzgeld zahlte.
    Mr Grafton, der Ladenbesitzer, war nicht begeistert, eine neue Angestellte aufgezwungen zu bekommen, die seinen Profit weiter schmälern würde.
    »Glaub nur nicht, dass das hier ein Spaziergang wird«, warnte er sie am ersten Tag. »Du wirst dich ordentlich reinhängen müssen, sonst fliegst du gleich wieder raus.«
    Aber nach der Schufterei im Waisenhaus war die Arbeit im Laden ein Klacks für Cara. Sie war so glücklich, hier und nicht mehr im St. Mary’s zu sein, dass ihr die Plackerei nichts ausmachte. Mr Grafton merkte bald, wie vertrauenswürdig, klug und aufgeweckt Cara war. Als er feststellte, wie schnell sie die Regale auffüllte, den Boden im Lager wischte und die Kunden bediente, ohne ihnen je falsch herauszugeben, wies er ihr verantwortungsvollere Aufgaben zu. Bald durfte sie die Lagerhaltung überwachen und die morgendlichen Lieferungen annehmen, sodass er mit seinem Rheuma nicht mehr in der Kälte aufzustehen brauchte. Es war vielleicht nicht das, was sie sich erträumt hatte, doch es war ein Anfang.
    Cara gewöhnte sich überraschend leicht wieder bei Annie ein. Natürlich war das East End nicht mehr so, wie sie es in Erinnerung hatte. Auf den Straßen kam es zu brutalen Streitereien, in den Zeitungen wurde über die Revierkämpfe zwischen den Krays und den Richardsons berichtet. Aber es war immer noch ein lebendiges, pulsierendes Viertel. Annie selbst hatte sich nur wenig verändert – sie war genauso warmherzig und bodenständig wie früher. Natürlich war sie gealtert, hatte Gewicht verloren und ging inzwischen leicht gebeugt, als wäre sie nicht mehr so robust wie früher, doch sie hatte Cara mit offenen Armen aufgenommen und genoss es augenscheinlich, sie in ihrem Haus zu haben. Danny war so oft unterwegs, dass sie über die Gesellschaft froh war.
    Im Großen und Ganzen war Cara glücklich. Sie hatte einen Job, der ihr gefiel und in dem sie gut war, und sie hatte ein neues Heim gefunden. Eines allerdings hatte sie nicht, und das war Danny.
    Natürlich war er nett zu ihr; er neckte sie und fragte sie, wie es ihr ging, wenn er ausnahmsweise einmal zu Hause war. Eigentlich behandelte er sie jedoch wie eine kleine Schwester.
    Dass er gleichzeitig eine Parade schöner, aber hirnloser Freundinnen durch das Haus seiner Mutter marschieren ließ, machte die Sache nicht besser. Im Moment war er mit einem Mädchen namens Linda zusammen. Sie sah aus wie das typische Gangsterpüppchen: die Art von Frau, die ein Mann gern an seinem Arm vorzeigte, aber mit der man kaum ein vernünftiges Gespräch führen konnte. Linda gab sich redlich Mühe, mit ihren engen kleinen Pullovern und der großen blondierten Mähne Diana Dors nachzueifern. Cara konnte sie nicht ausstehen – vor

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