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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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zu und gratulierte ihr. »Sehr schön, Süße.« Er umarmte seine Hauptdarstellerin. »Du bist ein echter Profi.«
    Die Blondine lachte und kniff ihn verspielt in die Wange. »Ich tue nur, was du mir sagst. Du bist hier derjenige, der sich mit dem ganzen Kamerakram auskennt.«
    Lily Powell schwebte davon, und Franny sah ihr neidisch nach.
    »Ein paar von uns gehen noch auf einen Eisbecher ins Schwab’s.« Eine Männerstimme riss Franny aus ihren Gedanken. Es war der gutaussehende blonde Cowboy, Brad, der inzwischen wieder Straßenkleidung trug. »Möchten Sie vielleicht mitkommen?«
    Es war ein verlockender Gedanke. Es wäre zu schön, in Gesellschaft zu sein, statt in ihr einsames Motelzimmer zurückzukehren. Doch sie hatte genug Erfahrungen mit gutaussehenden, verantwortungslosen Kerlen ohne Aussichten oder Geld gesammelt.
    »Danke, aber ich bin völlig erledigt. Im Moment möchte ich nur noch heim und ins Bett.«
    Ohne seine enttäuschte Miene zu beachten, stand Franny auf und ging ihre Tasche holen. Sie wusste, dass sie das Richtige tat. Von nun an würde sie sich ganz auf ihre Karriere konzentrieren. Sie war nach Hollywood gekommen, um ein Star zu werden. Und sie konnte erst glücklich werden, wenn sie all das hatte, was Lily Powell auch hatte – eine eigene Garderobe mit ihrem Namen an der Tür.
    Der Prediger war nur der Anfang für Franny. In der folgenden Woche bekam sie eine Rolle als Revuetänzerin in einer seichten Musicalkomödie. Danach spielte sie eine Kleinrolle in einem Western, und anschließend eine kleine Sprechrolle als Cafébedienung in einem Film Noir. Noch war nichts Großes dabei gewesen. »Das kommt schon noch«, versicherte Lloyd ihr trotzdem. Seit ihrer ersten Begegnung hatte der Chef des Besetzungsbüros Frances Fitzgerald ins Herz geschlossen, und er wollte alles unternehmen, um dafür zu sorgen, dass sich die Behauptung, sie sei der nächste große Star des Studios – was über so viele Jungschauspielerinnen gesagt wurde –, bewahrheitete.
    Wenn Franny nicht drehte, wurde sie von den Schauspiel- und Sprachlehrern bei Juniper unterrichtet. Sie ließ sich die Haare färben und sich sogar wegen einer Nasenoperation beraten. Außerdem ließ sie sich zusammen mit anderen ehrgeizigen Nachwuchsschauspielern ständig und überall in der Stadt in Restaurants und Clubs ablichten. Schon zu Anfang hatte ihr Lloyd erklärt, wie wichtig eine gute Presse für die Karriere eines aufstrebenden Stars war. Das Studio organisierte diese Ausflüge, machte die Fotos und versuchte sie dann zusammen mit einer passenden Story in den Zeitungen unterzubringen. Franny musste daran denken, wie sie früher die bebilderten Berichte über die Restaurantbesuche ihrer Lieblingsstars verschlungen hatte. Jetzt kam sie sich so naiv vor!
    Die Zeitungen waren nicht einfach zu knacken, erklärte ihr Lloyd, aber sobald man wenigstens einen der wichtigen Gesellschaftsreporter für sich eingenommen hatte, hatte man die Schlacht schon halb gewonnen. »Hedda Hopper behauptet immer noch gern von sich, sie hätte Elizabeth Taylor damals zum Durchbruch verholfen«, eröffnete er Franny.
    Dolores Kent, die Klatschkolumnistin der LA Times , war gegenwärtig eine der einflussreichsten Figuren in Hollywood. Dolores wurde ebenso verehrt wie Hedda Hopper oder Louella Parsons und konnte mit einem einzigen Artikel eine Karriere in Gang bringen oder beenden. Sie war ursprünglich mit dem Chef eines der fünf großen Studios verheiratet gewesen und hatte ein Leben in Müßiggang geführt, bis ihr Ehemann sie an ihrem vierzigsten Geburtstag für eine Jüngere verlassen hatte. Nachdem er sein ganzes Vermögen geschickt vor ihrem Zugriff gesichert hatte, hatte sich Dolores gezwungen gesehen, Arbeit zu suchen. Dank ihrer intimen Kenntnisse des Filmgeschäfts hatte sie eine Stellung als Gesellschaftsreporterin bei der LA Times gefunden, und sie hatte es schon bald verstanden, ihre Rivalinnen auszustechen. Ihre wöchentliche Kolumne galt inzwischen als Bibel der ganzen Branche, die Dolores gleichermaßen fürchtete und verehrte.
    Zufällig war Lloyd eng mit Dolores befreundet. Bei einem Mittagessen im Brown Derby nutzte er die Gelegenheit, mit der Klatschkolumnistin über eine junge Schauspielerin zu plaudern, die er eben unter seine Fittiche genommen hatte.
    »Du solltest sie im Auge behalten«, erklärte er Dolores.
    »Ist das nicht bei allen so?« Sie lachte spöttisch.
    »Nein, nein. In diesem Fall ist es mir ernst. Sie ist etwas

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