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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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dass seine Kinder von verschiedenen Kinderfrauen großgezogen wurden, während er sich in seiner Arbeit vergraben hatte. Alle hatten damals angenommen, dass Max’ Herz im Lauf der Zeit erweichen würde. Aber leider sah Olivia, je älter sie wurde, ihrer Mutter immer ähnlicher: Und damit erinnerte sie Max ständig an die Frau, die er verloren hatte. Nicht dass er seinen Sohn besser behandelt hätte. Es war, als hätte Max mit dem Todestag seiner Frau beschlossen, kein Vater mehr zu sein. Kaum war Gabriel sieben Jahre alt, wurde er auf ein exklusives Internat in der Nähe von Connecticut geschickt. Sobald Olivia alt genug war, erging es ihr ebenso. Infolgedessen kannte Max seine Kinder kaum, obwohl Gabriel inzwischen siebzehn und Olivia fünfzehn Jahre alt war.
    »Ich fürchte, als ihre Mutter starb, haben sie damit beide Eltern verloren«, gestand Max ihr. »Ich war beiden kein guter Vater. Aber jetzt, wo ich dich gefunden habe, soll sich das ändern.«
    Das kam für Franny völlig unerwartet. Sie hatte nicht damit gerechnet, die Stiefmutter von zwei Teenagern zu werden, und sie wusste nicht, wie es die beiden aufnehmen würden, dass sie den Vater heiraten wollte, den beide Kinder kaum kannten.
    Seine Kinder, hatte Max sie gewarnt, hätten völlig unterschiedlich darauf reagiert, dass er sie derart auf Distanz gehalten hatte. Während Gabriel zu einem harten, unabhängigen jungen Mann herangewachsen war, war Olivia ein zerbrechliches Wesen geblieben.
    »Ich hoffe, dass du ihr im Lauf der Zeit eine Mutter werden kannst. Oder wenigstens eine Freundin. In ihrem Alter braucht sie die Führung einer anderen Frau.«
    Franny wusste nicht recht, ob sie ein gutes Vorbild für einen leicht zu beeindruckenden jungen Menschen abgeben würde. Doch das behielt sie lieber für sich.
    In der folgenden Woche arrangierte Max ein Essen in seiner Villa in Holmby Hills, bei dem sie seine Kinder kennenlernen sollte. Als Franny eintraf, telefonierte Max gerade mit Europa, darum ging sie in den Salon, um dort auf ihn zu warten. Ihr Blick fiel sofort auf einen großen, schlanken jungen Mann mit dunklen Haaren und scharfen dunklen Augen, der auf einer Couch lagerte und Der Fänger im Roggen las. Er hob den Kopf und sah sie amüsiert an.
    »Aha! Du bist bestimmt die neue Stiefmama.« Er stand auf, schlenderte zu ihr und gab ihr einen Kuss auf beide Wangen. Er roch nach Zigaretten und zu viel Aftershave. Nach den vielen Jahren im Internat kam er gut allein zurecht, und er strahlte ein Selbstbewusstsein aus, das beinahe arrogant wirkte. In seinen Bluejeans und der schwarzen Lederjacke sah er mit seinen langen, wehenden Haaren aus, als hätte er bei Denn sie wissen nicht, was sie tun mitgespielt.
    »Endlich lerne ich dich kennen«, begrüßte ihn Franny. »Dein Vater hat mir schon viel von dir erzählt.«
    Gabriel schnaubte ungläubig. »Irgendwie kann ich mir das kaum vorstellen.« Sein Blick tastete sie so genüsslich ab, dass es ihr unangenehm war, genau wie er es vermutlich beabsichtigt hatte. Sie fragte sich, ob es merkwürdig war, dass ein siebzehnjähriger Junge sie so aus der Fassung bringen konnte. Nur dass sie ihn vielleicht nicht mehr als Jungen betrachten durfte, wo er doch schon viel mehr Mann war.
    »Also.« Er tat so, als müsse er überlegen. »Hast du dir schon Gedanken gemacht, wie ich dich ansprechen soll? Ich mir schon. ›Mutter‹ klingt mir persönlich ein bisschen zu förmlich. Dann gäbe es noch ›Frances‹, aber das finde ich ein bisschen … na ja, unpersönlich.«
    Er machte einen Schritt auf sie zu. Instinktiv wollte Franny zurückweichen, allerdings hatte sie die Marmorstatue in ihrem Rücken vergessen und kam prompt ins Stolpern. Ohne dass er zu reden aufgehört hätte, streckte er die Hand aus, um sie abzufangen. »Darum habe ich nach langem, konzentriertem Überlegen beschlossen, dich ›Mummy‹ zu nennen.« Er sprach das Wort aus wie ein vornehmer englischer Privatschüler. »Was sagst du dazu?«
    »Gabriel!«
    Als Franny Max’ Stimme hörte, atmete sie erleichtert auf. Gabriel wurde kurz durch das Eintreffen seines Vaters abgelenkt, und sie nutzte die Gelegenheit, um sich seinem Griff zu entziehen und zu ihrem Verlobten zu eilen.
    »Schatz.« Sie legte die Hände auf seine Schultern und stellte sich auf die Zehen, um ihn auf die Wange zu küssen; schlagartig erwachte ihr Schauspieltalent. Aus irgendeinem Grund wollte sie diesem eingebildeten jungen Mann zeigen, dass sie fest mit ihrem zukünftigen Ehemann

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