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Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Sikh eine Bewegung machte. Miß McCrooder stieß einen halblauten
Schreckensruf aus und schlug die Hand vor den Mund.
Ben spannte sich sprungbereit, während die anderen Mike eingeschlossen - vor Schreck erstarrten.
Für die Dauer von zwei, drei Atemzügen rührte sich
niemand, auch der Mann unter der Tür nicht. Dann
hob Singh ganz langsam die Arme und drehte die leeren Handflächen nach außen; eine Geste, die wohl zu
allen Zeiten und bei allen Völkern verstanden werden
mußte.
Sehr vorsichtig machte er einen Schritt auf
den Fremden zu, blieb aber sofort wieder stehen, als
dieser drohend das Gewehr hob. Mike überdachte
blitzschnell ihre Chance, den Fremden zu überwältigen, bevor er mit seiner Waffe
Schaden anrichten
konnte. Sie standen nicht sehr gut. Zweifellos konnte
er sie nicht alle erwischen - aber seine Position unter
der Tür war so gut, daß er bestimmt zwei oder drei
von ihnen niedergeschossen hätte, ehe sie ihn auch
nur erreichten.
»Trautman?« fragte Singh. Er machte einen weiteren
Schritt auf den Fremden zu und blieb wieder stehen,
als sich die warnende Bewegung des Gewehres wiederholte. Mike sah den Sikh überrascht an.
»Wer ist das, Singh?« fragte er.
»Kennst du ihn?«
Singh reagierte nicht auf seine Worte, aber die Gestalt
unter der Tür bewegte sich nun ebenfalls. Mit einem
Schritt trat sie aus dem Schatten heraus; aus dem
schwarzen Umriß wurde ein Körper, und Mike konnte
erkennen, daß der Mann sehr alt war. Früher einmal
mußte er nicht nur groß, sondern ein wahrer Riese
gewesen sein, aber seine Schultern waren unter der
Last der sicherlich achtzig Jahre, die er zählte, nach
vorne gesunken. Sein Gesicht war schmal und von tiefen, wie mit Messern eingegrabenen Falten sowie einem kurzgeschnittenen, weißen Vollbart beherrscht.
Von der gleichen Farbe war auch sein Haar, das in
dünnen Strähnen fast bis auf die Schultern herabhing.
Er trug eine zerschlissene, dunkelblaue Jacke, von deren Ärmeln das Gold dreier dünner paralleler Streifen
abblätterte, und eine ehemals weiße Hose.
Aber so alt und gebrechlich seine Gestalt wirkte - der
Blick seiner Augen strafte diesen Eindruck Lügen.
Mike begriff, daß sie vielleicht einem alten Mann,
aber ganz bestimmt keinem Greis gegenüberstanden.
»Trautman?« fragte Singh noch einmal. »Sind ... Sie
das?«
Er machte einen weiteren Schritt, und diesmal schien
der Alte nichts dagegen zu haben - er senkte das Gewehr ein wenig, so daß seine Mündung nun nicht
mehr unmittelbar auf Singhs Gesicht wies.
»Wer seid Ihr?« fragte er. »Woher kennt Ihr meinen
Namen? Seid Ihr...« Er stockte. In das mißtrauische
Glitzern seiner Augen mischte sich ein Ausdruck nur
allmählich aufdämmernden Erkennens.
»Singh?« murmelte er. »Bist ... du das?«
Plötzlich verschwand der angespannte Ausdruck von
Singhs Zügen. Ein befreites Lächeln breitete sich auf
seinem Gesicht aus. Er nahm die Hände herunter. »Es
ist lange her«, sagte er. »Ich hatte schon Angst, daß
Sie mich nicht mehr erkennen würden.«
»Singh?« wiederholte Trautmann staunend. Er senkte
das Gewehr, machte aber keine Anstalten, dem Sikh
entgegenzugehen, sondern blickte noch immer mit
deutlichem Mißtrauen von einem zum anderen. Vor
allem an Mikes Gesicht blieb sein Blick hängen; dann
schüttelte er den Kopf, als hätte er sich selbst in Gedanken eine Frage gestellt und gleich beantwortet.
»Das habe ich wirklich nicht«, sagte er. Er schüttelte
den Kopf. »Du warst fast noch ein Kind, als du das
letzte Mal hier warst. Wer sind die anderen? Warum
seid ihr gekommen? Und was ist das für ein Schiff,
das draußen vor der Passage kreuzt? Wieso haben sie
auf euch geschossen? Und was sind das für Kinder,
Singh? Wieso bringst du sie hierher? Du weißt, daß
das verboten ist.«
»Ich hatte keine andere Wahl«, antwortete Singh. »Die
Männer draußen auf dem Schiff haben uns verfolgt.
Sie haben von Dakkars Erbe erfahren und suchen es.«
»Und dann bringst du sie geradewegs hierher?« fragte
Trautman. »Ist das deine Art, seine Befehle zu befolgen?«
»Ich mußte es tun«, antwortete Singh. Er schwieg eine
Sekunde, dann deutete er mit einer Handbewegung
auf Mike. »Seinetwegen.«
Trautmans Aufmerksamkeit richtete sich abermals
auf Mike, und wieder fühlte sich der Junge von den
dunklen Augen des alten Mannes wie durchbohrt.
Und dann begannen Trautmans Hände, die noch immer das Gewehr hielten, zu beben.
»Das ... das kann doch
nicht sein«, flüsterte er
schließlich.
Singh lächelte. »Er ist

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