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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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im Leben seinen Preis hat.«
    Aclla trat einen großen Schritt zurück, sodass Wilson sie nicht mehr im Blickfeld hatte.
    »Willst du dies anerkennen?«, fragte die alte Frau.
    Wilson hatte urplötzlich einen trockenen Mund. Er antwortete trotzdem: »Ich erkenne an, dass alles seinen Preis hat.« Vier Kriegerinnen packten ihn bei den Armen, traten ihm in die Kniekehlen, sodass er einknickte, und drückten ihn gegen den Boden.
    Kurz spielte er mit dem Gedanken, sich zu wehren, doch Aclla flüsterte ihm ins Ohr: »Du musst stillhalten, wir wollen dich nicht töten.«
    Eine nahm das Messer aus seinem Gürtel und zog ihm die Klinge über den großen Daumenmuskel der rechten Hand. Wilson zuckte nicht, als sich der Schnitt öffnete und Blutstropfen in schneller Folge auf den Boden fielen. Aclla hielt ein Obsidianschälchen darunter und fing die Tropfen auf. Wilson setzte die Heilung in Gang. Die Wunde schloss sich vor Acllas Augen, bis das Blut versiegte.
    Aclla wich erschrocken zurück. Als sie sich gefasst hatte, wandte sie sich an die Kriegerinnen, die Wilson an Armen und Beinen festhielten. »Lasst ihn los«, befahl sie. »Wir haben, was wir brauchen.«
    Aclla hielt das Schälchen in beiden Händen, als wäre es das Kostbarste auf der Welt. Die drei alten Frauen gingen bis an den Rand der Obsidianscheibe. Die mittlere nahm das Schälchen entgegen, roch daran, setzte es an die greisen Lippen und trank von Wilsons Blut. Die anderen zwei taten das Gleiche und genossen den Trunk, als wäre es guter Wein. Als Aclla das Schälchen zurückbekam, blickte sie Wilson in die Augen und ging dabei zum Feuer, um das restliche Blut hineinzugießen. Es zischte.
    Wilson war unwillkürlich angewidert, dass jemand sein Blut getrunken hatte. Die alten Frauen stellten sich wieder in die Mitte des Kreises, nahmen sich bei den Händen und schlossen die Augen, die Gesichter zur Decke erhoben. So standen sie minutenlang im Feuerschein. Schließlich ließen sie die Hände los und nahmen jede einen bestimmten Platz auf der Obsidianscheibe ein.
    »Er war an vielen Orten und hat vieles gesehen«, sagte die Priesterin der Unterwelt leise und mit geistesabwesendem Blick. Statt Quechua sprach sie Englisch. »Es ist tiefe Trauer in ihm ... und Reue. Dieser Mann ist zu Menschen, die er liebt, mit dem Schwert gekommen.«
    »Seine Heilkräfte und seine Stärke sind rätselhaft«, sagte Mamacona Kay Pacha in Trance. »Ich kann ihre Quelle nicht erkennen.«
    »Er richtet sich nicht nach den Göttern«, sagte Mamacona Hanan Pacha. »Sein Wissen stammt von den Menschen und ihrer herkömmlichen Weisheit. So viel sehe ich.« Sie wirkte genauso geistesabwesend wie die anderen beiden. »Seine Überzeugungen sind stark, ebenso sein Wunsch, heimzukehren. Er braucht den Würfel, sonst kann er nicht abreisen.«
    Ein Lächeln kam auf die alten Lippen der Priesterin der Unterwelt. »Dieser Mann hat die Pfade der Zeit bereist, scheint mir. Er ist ein Geselle des Schöpfers.«
    In ihrer Trance unterhielten sich die drei, als wäre niemand sonst anwesend.
    »Kann das wahr sein?«, fragte Mamacona Kay Pacha.
    »Darum kam der Kondor zu seinem Schutz geflogen.«
    »So muss es sein.«
    »Er hat verschiedene Welten zu verschiedenen Zeiten gesehen«, fügte die Priesterin der Unterwelt hinzu. »Das kann ich bestätigen.«
    »Wer ist die Frau, die er in seinen Visionen sieht?«
    »Das strahlende Licht.«
    »Ein Schutzengel vielleicht?«
    »Das ist nicht klar, aber sie ist nicht von dieser Welt.«
    »Er hegte einst Gefühle für sie. Sie sind Partner.«
    »Er ist sich seiner Gefühle jetzt nicht mehr sicher.«
    »Er ist durch seine Lust verwirrt.«
    »Die Jahre haben ihren Zoll gefordert.«
    »Zu vieles ist geschehen.«
    »Er war schon einmal in Vilcabamba!«, sagte die Priesterin der oberen Welt, als wäre das eine Überraschung. »Das sehe ich jetzt. Er war vor acht Wintern dort.« Sie wandte sich ihren Schwestern zu, während ihre Blicke klar wurden, und alle drei sahen sich an. »Er war der Mann.«
    »Kann das wahr sein?«, fragte Mamacona Kay Pacha. »Bist du ein Geselle des Schöpfers?«
    Die drei Frauen sahen ihn an.
    »Ich bin der Aufseher«, antwortete Wilson und bemühte sich um eine feste Stimme. »Ich kam vor acht Jahren durch das Zeitportal nach Vilcabamba, wie ihr sagt, aus einer anderen Welt, aus einer anderen Zeit, mit einem Auftrag, der in der Urzeit des Universums verfügt wurde. Der Auftrag hat mich Hiram Bingham, den amerikanischen Gelehrten, nach Vilcabamba

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