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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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sein; schutzlos betrat er eine Welt rücksichtsloser Kriegerinnen von enormer Kraft und Geschicklichkeit. Und was er von diesen Frauen bisher gesehen hatte, ließ vermuten, dass sie in ihrem Leben für Männer keine Verwendung hatten, außer um die nächste Generation hervorzubringen. Charme würde ihn hier nicht weiterbringen, und Gewalt ebenso wenig. Wahrscheinlich hing sein Leben nun allein davon ab, welchen Nutzen er ihrer Meinung nach für sie hatte. Darin lag seine einzige Chance.

40.
    A NDEN , P ERU F ESTUNG P ITCOS O RTSZEIT : 22.15 U HR 21. J ANUAR 1908
    Wilson spürte deutlich seinen Herzschlag, während er durch den Felsspalt ging. Helena hatte ihm nach den Informationen in Binghams Autobiografie die Lage der Gebäude und die Ausdehnung der Stadt beschrieben. Es gab ungefähr fünfzig Häuser um einen zentralen Platz, doch weder Fenster noch Türen, die auf diesen Platz blickten. So lag der Schluss nahe, dass er als Hinrichtungsstätte gebaut worden war, von der es keine Fluchtmöglichkeit geben durfte. Die ganze Stadt lag auf ebenem Grund, mit Ausnahme der krönenden Zierde von Pitcos: ein Tempel, zu dem ein paar Stufen hinaufführten. Helenas Beschreibung war diesbezüglich nicht sehr genau gewesen, doch Wilson vermutete, dass er sich auf der Ostseite befand, oberhalb der bepflanzten Terrassen, von wo man Richtung Machu Picchu blickte. Angeblich war der Tempel aus schwarzem Granit gebaut und hatte dreißig trapezförmige Türen, fünfzehn an der Vorderseite und die anderen auf die übrigen Seiten verteilt.
    Wilson zwang sich, ruhig zu atmen, als er sich dem Ende der Felsspalte näherte. Dann trat er auf den windigen freien Platz. Durch den strömenden Regen ging er weiter, ohne zurückzublicken. Die Mauern ragten auf drei Seiten sechs Meter hoch, und er schätzte, dass er ein Gebäude dieser Höhe leicht erklimmen könnte, wenn es nötig sein sollte.
    Hinter ihm knirschte es. Wilson drehte sich um und sah, wie ein riesiger Steinkeil in den Felsspalt rutschte und den Rückweg blockierte. Der Keil schien von einem komplizierten Hebelsystem bewegt worden zu sein, das von den Felsen darüber aktiviert wurde. Wenn die Amazonen ihn töten wollten, dann war dies der Augenblick dafür.
    Wie aufs Stichwort erschienen zwei Kriegerinnen vor ihm auf einer Mauer und sprangen mit einem Salto herab, um nebeneinander auf den Füßen zu landen. Wilson atmete noch einmal tief durch, bevor sie sich näherten und seine Anspannung bemerken könnten. Sie kamen mit schnellen Schritten auf ihn zu. Eine zog ihr Schwert, die andere – es war Aclla – ballte die Fäuste an der Seite. Ihr Outfit erinnerte an Krieger der griechischen Antike, wo der Brustpanzer aus leichtem Metall die Wölbungen des Körpers nachbildete. Eine Sonne mit Strahlenkranz war eingraviert, und dasselbe Symbol war auf den breiten Arm- und Beinschienen zu sehen.
    »Wir haben dich erwartet!«, rief sie durch den stürmischen Regen und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf ihn. Ihre Partnerin machte das grimmige Gesicht eines Henkers, während sie um ihn herum ging und aus seinem Blickfeld verschwand.
    »Du wirst kein Schwert brauchen«, sagte Wilson, ohne sich nach der Kriegerin umzudrehen. »Ich komme als Freund.«
    »Wir haben keine Freunde«, erwiderte Aclla.
    »Dennoch brauche ich eure Hilfe«, sagte Wilson.
    Aclla musterte ihn scharf von oben bis unten. »Du hast den Sturz ohne Kratzer überstanden, wie es scheint. Und jetzt betrittst du furchtlos die Festung Pitcos. Genau wie die drei Mamaconas vorausgesagt haben. Komm mit ... ich bringe dich zu ihnen.«
    Aclla kehrte ihm ihren nackten Rücken zu und ging nach Osten auf die Mauer zu, von der sie gesprungen war. Wilson war sich bewusst, dass eine Kriegerin hinter ihm ging. Er hörte ihre leisen Sohlen und bemerkte, dass sie vollkommen synchron mit Aclla lief.
    Als sie sich den Festungsbauten näherten, fiel Wilson auf, dass zwischen den Mauern Lücken gelassen worden waren, durch die ein Mensch leicht hindurchpasste, sodass die Amazonen den Platz rasch mit Kriegerinnen besetzen konnten, wenn sie wollten.
    Aclla sagte kein Wort, während sie Wilson eine schmale Gasse zwischen zwei Häusern entlangführte. Aus der Nähe betrachtet war die Kriegerin größer, als er geglaubt hatte – allenfalls zwei Zentimeter kleiner als er. Wieder flammte ein Blitz über den Osthimmel, und Wilson drückte sich die Finger an die Augen, um den Blendschmerz zu lindern. So gut wie blind ging er weiter und hoffte, dass Aclla es

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