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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Verblüffung erwärmte sich sogar die Luft, und bunte Schmetterlinge flatterten überall umher.
    Erst nach Einbruch der Dunkelheit brachen sie wieder auf und zogen durch einen felsigen Hohlweg. Von dort stiegen sie einen steilen Inka-Pfad hinab zu einer offenen Dammstraße, die über eine weite Ebene führte, wo früher einmal ein See gewesen war.
    Nun sah Wilson, warum Aclla in den Ruinen die Dunkelheit abgewartet hatte: Es gab weit und breit keine Deckung, aber ringsum Berge, von denen aus man das ganze Talbecken überblicken konnte. Nach dessen Durchquerung erklommen sie eine steile, zerklüftete Bergschulter und stiegen zum nächsten Kamm hinauf, wo die überwucherten Ruinen eines weiteren Vorpostens warteten. Dort teilten sich die Amazonen in drei Gruppen auf und gingen auf verschiedenen Wegen weiter. Wilson hörte, wie Aclla Befehle erteilte, aber was sie sagte, konnte er nicht verstehen. Nachdem ihre Gruppe auf achtzehn reduziert war, erhöhte sich das Marschtempo, und sie zogen über zahllose Hänge weiter nach Südwesten. Aclla war nie mehr als zwei, drei Schritte von Wilson entfernt, und Sontane blieb ebenfalls in unmittelbarer Nähe. Sie sprachen kaum ein Wort, erst nachdem sie Sayacmarca passiert hatten, erzählte ihm Aclla, dass es einmal eine wichtige strategische Position auf dem Inka-Pfad eingenommen hatte.
    »Dort oben lag eine große Festung«, sagte sie. »Niemand konnte unbemerkt daran vorbei.« Aclla lief im gleichen Tempo weiter, und Wilson musste sich sehr konzentrieren, um sie zu verstehen. Sie zeigte nach oben. »Man musste sie zuerst einnehmen ... und das war nicht leicht; es gab nur eine Treppe nach oben.« Sie deutete mit der Hand an, wie steil diese gewesen war.
    Als die Dämmerung nahte, lief der Pfad aus sauber behauenen Steinen aus, und es ging weiter durch Morast und Gebüsch. Mit mittlerer Schrittgeschwindigkeit stiegen die Amazonen zu einem V-förmigen Pass hinauf, den der Forschungsreisende Raimondi Abra Runkurakay genannt hatte, »Ruinenhaufen«. Die einfachen Steinbauten, die an der höchsten Stelle des Passes standen, waren einst Rasthäuser für die Kuriere gewesen, die Nachrichten und Güter über den Inka-Pfad transportierten. Es war kalt, nahe dem Gefrierpunkt, als sie den Kamm erreichten, um gleich wieder in das nächste Tal hinabzusteigen. Die Temperaturunterschiede je nach Höhenlage waren erstaunlich.
    Als sie sich dem Rio Pacamayo näherten, zogen dichte Wolken auf. Es begann zu regnen, was gut und schlecht zugleich war. Das Gehen wurde schwieriger, aber dafür konnten sie bei Tag weiterziehen. Nach einer gefährlichen Serpentine liefen sie auf den höchsten Punkt des Inka-Pfades zu, den »Pass der toten Frau«. Es war ein steiniger, trostloser Ort, wo nichts wuchs und der eisige Wind und der stechende Regen durch sie hindurchzugehen schienen. Wilson war dort schon einmal entlanggewandert, als er acht Jahre zuvor von Machu Picchu nach Cusco unterwegs gewesen war. Aber damals war der Pass tief verschneit gewesen, wodurch er ansprechender ausgesehen hatte.
    Ohne langsamer zu laufen, neigte sich Wilson zu Aclla hinüber. »Seid ihr hier entlanggekommen, nachdem ich die Kondorbrücke gekappt habe?«, fragte er.
    Aclla nickte, sagte aber kein Wort.
    Die ganze Zeit über war Sontane nur einen Schritt hinter ihnen und lief im selben Rhythmus wie ihre Gefährtin. Ab und zu stieß sie Wilson, um ihn zu mehr Tempo anzutreiben – obwohl er fand, dass er genauso schnell lief wie sie. Bisher war der Marsch strapaziös gewesen, aber Wilson heilte seine wund gescheuerten Stellen, sobald er die Möglichkeit dazu hatte, und aß, auch wenn er keinen Hunger hatte. Die meisten Kriegerinnen kauten Kokablätter, wenn sie zur nächsten Höhe aufstiegen, und gingen dann definitiv schneller.
    Nachdem sie den eiskalten Bergpass hinter sich gelassen hatten, stiegen sie an Schieferhängen in Grasland hinab, ehe sie die Deckung eines Waldgebiets erreichten. Es war eine Erleichterung, endlich aus dem Wind herauszukommen und sich zwischen den Bäumen in Sicherheit zu fühlen. Nach einer weiteren Stunde Marsch wurde die Vegetation für eine Weile subtropisch, doch als sie sich Cusco näherten, stieg das Land wieder an, und der Wald wurde lichter.
    Über einen Tag lang war Wilsons Gruppe in gleichmäßigem Tempo über das schwierigste und zugleich schönste Terrain gelaufen, das er je gesehen hatte. Das zeugte von der Ausdauer und Stärke dieser Frauen.
    Schließlich gelangten sie an eine

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