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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Hängebrücke, die eine fünfzehn Meter breite Schlucht und einen reißenden Fluss überspannte. Es war ein furchteinflößender Anblick, denn die Stromschnellen rauschten in der Mitte unter dem tiefsten Punkt nur etwa einen Meter unter der Brücke hindurch, und die schwang durch die aufspritzende Gischt bedrohlich hin und her.
    Wilson ging als Letzter hinüber und fragte Aclla scherzhaft, ob er die Lianen durchschneiden solle.
    Er erntete bloß einen finsteren Blick.
    Es regnete in Strömen, und ab und zu donnerte es. Aclla verlangsamte das Tempo, damit sie erst bei Dunkelheit in Cusco ankamen. Als das Terrain flacher wurde, wurden Späherinnen vorausgeschickt, die melden sollten, ob der Weg frei war. Sie schienen genau zu wissen, wo sich die einheimischen Indianer und die Mestizos aufhielten, und nutzten die dicht bewachsenen Uferböschungen der Bäche als Deckung.
    »Die Bahnlinie verläuft in dieser Richtung.« Aclla zeigte sie ihm. »Wir werden an der Nordostseite des Poroy Picchu vorbeilaufen. Von dort werden wir unseren Vormarsch auf Cusco planen ... nachdem wir Meldung von den Spähern erhalten haben, wo die Wachposten aufgestellt sind.«
    »Bis Mitternacht muss ich auf der Plaza de Armas sein«, sagte Wilson. »Zwingend.«
    Aclla nickte.
    Als der Himmel dunkler wurde und es noch stärker regnete, begann Wilson sich zu fragen, ob er noch weiterlaufen wollte und konnte. Der Gewaltmarsch forderte seinen Tribut. Wilson fühlte sich geistig und körperlich erschöpft und wollte nur noch schlafen.
    Als Aclla und Sontane mit Wilson den Westhang des Poroy Picchu hinaufstiegen, war es vollkommen dunkel, und der Regen ließ endlich etwas nach. Nach etwa drei Viertel des Weges gab es einen Eingang zu einem weit verzweigten Netz aus Höhlen und Felsspalten. Tief darin hatten die beiden anderen Gruppen bereits ein Lager aufgeschlagen, wie Wilson überrascht feststellte. Sie mussten eine kürzere Route in Richtung Cusco genommen haben, denn nach Wilsons Einschätzung konnten sie auch nicht schneller gelaufen sein als seine Gruppe. Vom Tal aus gesehen hätte man nicht vermutet, dass es an diesem Hang solche Höhlen gab. Sie boten ein perfektes Versteck, waren schwer zu finden, trocken und weit verzweigt. Die Amazonen hatten sogar Feuer angezündet, dessen Rauch durch die Felsspalten abziehen konnte.
    Als Wilson mit seiner Gruppe das Höhlensystem betrat, wurden ihnen die Ponchos abgenommen und eine dampfende Schale Eintopf gereicht. Keine der Kriegerinnen am Eingang sah ihm dabei ins Gesicht. Dann folgte er Aclla und Sontane in die dunklen Gänge. In einer der Felskammern hingen Hängematten an den Wänden. Dort schliefen mindestens zehn Frauen, ihre Brustpanzer hingen an Ketten neben ihnen.
    Die Tunnel zweigten in alle Richtungen ab.
    »Wir kommen seit Generationen hierher«, erklärte Aclla ihm und bog nach links ab. Es war das erste Mal seit etwa zwei Stunden, dass sie etwas sagte. »Die Spanier haben die Höhlen nie entdeckt.«
    Wilson aß beim Gehen, indem er sich die Eintopfschale an den Mund setzte. Ein Stück voraus war Feuerschein zu sehen, und dann öffnete sich der Gang zu einer großen, quadratischen Höhle, die rund fünfzehn Meter lang und genauso hoch war. Sie wurde von vier Sturmlaternen erleuchtet. Aus den Schatten unter der Decke tropfte Wasser von fünf gleichmäßig gewachsenen Stalaktiten mit einem charakteristischen Laut in die schimmernden Pfützen am Boden.
    »Das Wasser kann man trinken«, erklärte Aclla. »Es enthält wertvolle Mineralien.«
    An der hinteren Höhlenwand standen sechs Holzbetten mit Wolldecken, und in der Mitte befand sich ein geschnitzter Mahagonitisch mit sechs Stühlen, die aussahen, als stammten sie aus dem Palast von Kaiser Karl V. Die Luft war feucht und kalt, aber die Betten sahen im Vergleich zu den Hängematten bequem und verlockend aus.
    »Dort wirst du schlafen.« Sontane deutete ernst auf das Ende der Reihe.
    Aclla stellte ihre Schale auf den Tisch und ging zu dem Bett am entgegengesetzten Ende, grub ihr Gesicht in ein trockenes Handtuch und legte dann ihre Arm schienen ab. Dann strich sie sich in bekannter Manier das Wasser aus dem Pferdeschwanz. Sontane bezog das Bett neben ihr und tat dieselben Dinge in derselben Reihenfolge. Sie unterhielten sich auf Quechua. Wilson verstand kein Wort, entnahm aber Sontanes hitzigen Gesten, dass sie unzufrieden war, weil er in derselben Höhle bleiben würde wie sie.
    Aclla rieb sich die Handgelenke, dann ging sie zum Tisch, zog

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