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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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sagen, ob er lebte oder tot war.
    Wilson musterte die niedrige Decke, den nassen Boden und die nackten, unverputzten Mauern. Sie waren eindeutig das Werk der alten Inkas. Die schwere Holztür hatte ein modernes Schloss mit einer Klinke. Er drehte den Kopf und musterte die beiden Handschellen und die dicke Kette, mit denen er an die Mauer gefesselt war. Auch mit seiner enormen Körperkraft würde er nichts ausrichten können. Er zuckte zusammen, als er versuchte, einen Blick auf seine Schulterwunde zu werfen. Immerhin war sie ihm verbunden worden. Die Jacke hatte man ihm ausgezogen und das Hemd aufgerissen. Offenbar hatte er eine Schussverletzung erlitten. Er schnüffelte an dem Verband und roch deutlich verbranntes Fleisch. Vermutlich hatten sie ihm die Wunde ausgebrannt. Warum, wusste er nicht.
    Er rief sich seine letzten Erinnerungen ins Gedächtnis und meinte, er hätte es am Rand des Platzes aufblitzen sehen, bei der Kommandantur, unmittelbar bevor die Welt um ihn herum schwarz wurde. Das war ein Mündungsblitz gewesen.
    »Hiram?«, rief er.
    Der Wissenschaftler begann, sich zu rühren. »Wer ist da?«, rief er schließlich und stellte sich vorsichtig auf die Füße. Er blickte sich mit großen Augen um. »Wilson? Sind Sie das?«
    »Ja, ich bin’s, Hiram.«
    »Holen Sie mich verdammt noch mal hier raus!«
    »Ich bin genauso angekettet wie Sie«, gab Wilson zurück.
    »Na, das ist ja großartig!« Bingham schluchzte. »Wie sollen wir dann hier rauskommen?«
    »Regen Sie sich nicht auf.«
    Bingham ließ den Kopf wieder auf die Brust sinken. »Wir sind tot! Ich sag’s Ihnen: Wir sind tot! Sie haben mir Ruhm und Reichtum versprochen, und das ist nun das Ende.« Er versuchte, sich loszureißen, brachte aber nur die Kette zum Rasseln. »In dieser verfluchten Dunkelheit an eine verfluchte Wand gekettet, und das Gott weiß wo! Man hat mich ausgepeitscht, Wilson! Ein Verrückter hat mich ausgepeitscht, und er hat mich nach Ihnen ausgefragt! Meine Handgelenke tun höllisch weh!« Er wimmerte leise und riss immer wieder an den Ketten. »Ich konnte nicht mehr stehen, so müde war ich. Wir werden hier krepieren, das sag ich Ihnen!«
    »Wir werden einen Ausweg finden«, sagte Wilson.
    »Ich kann nichts sehen.« Bingham schluchzte wieder. »Und dieser Gestank ... da liegt was Totes irgendwo. Ich weiß das, ich kenne den Geruch.«
    Wilson sah zu der Leiche. »Bleiben Sie ruhig, Hiram. Lassen Sie mich nachdenken.«
    »Das kommt alles von diesem verdammten Inka-Würfel«, fuhr Bingham fort. »Ich wurde vor den Bischof von Cusco gebracht. Er hat mich danach gefragt. Er fragte mich, und ich hab ihm alles gesagt, was ich wusste, alles. Dann wurde mir schwarz vor Augen, und hier drinnen bin ich wieder zu mir gekommen.«
    Wilson sah ihm an, wie groß seine Angst war. »Hiram«, sagte er streng, »reißen Sie sich zusammen. Wo Leben ist, ist Hoffnung.«
    »Wo Leben ist, ist Schmerz«, wimmerte Bingham.
    Wilson konnte keine Faust ballen, weil seine Hände blutleer waren. Hoffentlich war es ein Durchschuss, und hoffentlich hatte die Kugel keinen Nerv verletzt. Er hatte auch eine dicke Beule am Hinterkopf und fühlte, wie es pochte.
    Mit einem leisen Befehl setzte er seine Selbstheilung in Gang. Helena war nicht am Brunnen gewesen, fiel ihm jetzt ein. Und dies war also das Resultat.
    »Sie haben mir Ruhm und Reichtum versprochen«, murmelte Bingham.
    »Alles wird gut«, beteuerte Wilson. »Noch haben sie uns nicht umgebracht.«
    »Und aus welchem Grund sind wir eigentlich hier? Wir haben die Tempelkammer nicht aufgebrochen, und wir haben den Würfel nicht gestohlen! Sie haben mir gesagt, wir wären nicht verflucht.«
    »Ich wünschte, ich könnte den Würfel anfassen«, sagte Wilson. »Damit ich seine Macht in den Händen spüre.«
    »Sie wollen ihn anfassen?«, fragte Bingham erstaunt. »Das Mistding ist der Grund, warum wir in diesem stinkenden Verlies sind!«
    »Ob es ein Mistding ist, ist eine Frage des Blickwinkels«, entgegnete Wilson.
    »Sie haben den Verstand verloren«, verkündete Bingham. »Sie sind übergeschnappt.«
    »Wer den Würfel hat, hat mir auch den Verband angelegt. Ich habe ihm mein Leben zu verdanken.«
    »Sie wurden verbunden?«
    »Sie würden alles tun, um hier rauszukommen, nicht wahr, Hiram? Wenn Sie dafür lediglich den Würfel zu berühren bräuchten, würden Sie es tun, schätze ich. Ich jedenfalls täte es.«
    Bingham blickte sich angestrengt in der Dunkelheit um, in der Hoffnung, vielleicht doch

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