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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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beendete die Rutschpartie gerade noch rechtzeitig. Es waren nur etwa fünfundsechzig Kilometer Luftlinie nach Cusco, doch auf der kurvigen Asphaltstraße, die über Berg und Tal führte, war die Strecke dreimal so lang. Der gefährlichste Teil der Fahrt lag gleich am Anfang, wo es durch steiles Gebirge ging. Hoffentlich würden sie bald die Hochebene erreichen, wo sie schneller fahren konnten.
    »Wie soll ich meinen Thunfisch essen, wenn man ständig hin- und hergeworfen wird?«, murmelte Chad. »Können wir nicht mal für zwei Minuten anhalten?«
    »Wir halten nicht an«, bestimmte Helena.
    »Keine Zeit«, fügte Naldo hinzu.
    Es war fünf vor zehn, als der Bus den Hang nach Cusco hinunterschoss. Es hatte endlich aufgehört zu regnen, und man sah, dass die Stadt den Großteil des flachen Kraters vereinnahmte. Unter der niedrigen Wolkendecke konnte man die Start- und Landebahn und den Terminal des Flugplatzes sehen, ebenso die drei großen, nebeneinanderliegenden Kirchen. Alle anderen Bauten nahmen sich dagegen bescheiden aus, und es gab kein zentrales Geschäftsviertel. Bis auf den Flugplatz sah die Stadt noch so aus wie vor hundert Jahren, nur war sie jetzt größer.
    Naldo erzählte, dass es inzwischen rund eine halbe Million Einwohner gab, viermal so viel wie noch vor dreißig Jahren. Er überholte bei Gegenverkehr ein langsameres Fahrzeug. Es wurde gehupt und gestikuliert, und die Wagen wichen zu dieser und jener Seite aus. Aber Naldo stieß mit niemandem zusammen und fuhr weiter, als wäre nichts gewesen.
    Während der letzten drei Stunden hatte Helena so oft Angst gehabt, dass sie schon nicht mehr mit der Wimper zuckte. Naldo hatte noch eine Chance, die Plaza de Armas bis zehn Uhr zu erreichen, und er wollte sich das Geld dafür nicht entgehen lassen.
    Chad beugte sich nach vorn. »Ist das wirklich nötig?«, fragte sie in Helenas Ohr. »Wir sind so gut wie da.«
    Helena drehte sich um und sah Hanna auf der Bank hinter ihr schlafen, den Kopf auf seinen kleinen Rucksack gebettet. »Seien Sie so gut, und wecken Sie ihn auf.«
    Chad gab Hanna einen Klaps auf die Schulter. »He, Mann, Sie schlafen im Dienst! Dabei sollten Sie hier mit uns zusammen zittern.«
    Hanna fuhr mit der Waffe in der Hand aus dem Schlaf hoch und sah sich blinzelnd um. »Bin schon wach ... hellwach.«
    Helena drehte sich zu ihren Beschützern um. »Mir ist klar, dass das alles ein bisschen seltsam erscheint. Und in Wirklichkeit ist es sogar noch seltsamer.« Chad und Hanna hörten ihr so ernst zu, als sollten sie nur mit einem Taschenmesser bewaffnet hinter den feindlichen Linien mit einem Fallschirm abspringen. »Wenn wir den Platz erreicht haben, muss ich mich umsehen. Ich weiß nicht genau, wo, aber ich tu’s trotzdem. Und wenn ich anfange, Selbstgespräche zu führen, stellen Sie keine Fragen. Wenn ich mit Ihnen rede, spreche ich Sie mit Namen an. Ich erwarte, dass Sie beide bewaffnet und aufmerksam sind. Wenn mich jemand belästigt, schaffen Sie ihn mir vom Hals. Schießen Sie nur, wenn es gar nicht anders geht. Verschaffen Sie mir einfach ein wenig Handlungsfreiheit.« Sie blickte von einem zum anderen. »Können Sie das?«
    »Definitiv«, sagte Hanna.
    Chad nickte nur.
    »Falls Sie denken, ich bin verrückt geworden, ist das in Ordnung.« Helena lächelte.
    Der Bus raste mit achtzig Stundenkilometern über den Asphalt, bremste scharf ab und bog in eine schmale Seitenstraße ein. Helena sah auf die Uhr. »Sie haben noch vier Minuten.«
    Naldo runzelte die Stirn, nickte aber. »Wir werden es schaffen, Señorita.«
    Hanna vergewisserte sich, dass seine Desert Eagle geladen und gesichert war, dann steckte er sie ins Holster. »Sie bezahlen uns nicht, damit wir Ihren Geisteszustand beurteilen«, sagte er, »sondern damit wir Sie beschützen. Ich habe mal für Mick Jagger gearbeitet. Er ließ mich drei Tage lang in seiner Küche Wache stehen, weil er überzeugt war, dass jemand von seiner selbstgemachten Mayonnaise naschte.« Hanna grinste. »Wer bin ich, dass ich mir ein Urteil erlauben könnte? Ich hab damals rund dreimal so viel verdient wie sonst.«
    Der Bus schlingerte durch die Seitenstraßen. Naldo drückte ständig auf die Hupe, um Frauen und Eselskarren beiseitezuscheuchen, die Waren zum Markt brachten. Sie waren mit Gemüse, Getreide, Holz und sogar mit Steinen beladen. Die Männer gingen rauchend nebenher oder lenkten die Karren mit der Peitsche in der Hand.
    »Ich schätze, die haben’s hier nicht so mit der

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