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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Bericht veröffentlichte. Selektive Geschichtsschreibung nenne ich das. Wie schon gesagt, es waren finstere Zeiten. Die Indianer und ebenso die Geistlichkeit haben beschlossen, vieles zu vergessen, was damals passierte. Binghams Besuch dieser Stätte fiel zeitlich mit der letzten Kreuzigung in Südamerika zusammen, die in Cusco stattfand.«
    »Es gab eine Kreuzigung?«, fragte Helena überrascht.
    »Drei Tage bevor Bingham in dieses Tal entkam«, sagte Don Eravisto, was für Helena sonderbar klang. »Kaum jemand weiß davon. Nun, die Kirche hat es exzellent verstanden, die Vorfälle geheim zu halten. Feigheit nenne ich das. Ein Soldat namens Corsell Santillana wurde damals gekreuzigt und an den Glockenturm der Kathedrale gehängt.«
    »Und woher wissen Sie das alles?«, fragte Helena.
    Don Eravisto lächelte. »Das Wissen wurde vom Vater an den Sohn weitergegeben. So läuft das in diesem Land. Wir haben Kultur, etwas ganz anderes als die gestörten Rituale, die Sie in den Vereinigten Staaten haben.«
    Die Arroganz, die in seiner Stimme mitschwang, überraschte Helena. »Und warum wurde der Soldat gekreuzigt?«
    Don Eravisto senkte den Blick. »Es heißt, er war vom Teufel besessen.«
    »Wann war das?«
    »Es war im Jahre des Herrn 1908.«
    »Wissen Sie das genaue Datum?«
    »Es war mitten in der Regenzeit, so wie jetzt, aber mehr kann ich nicht sagen.« Es entstand eine lange Pause, bevor Don Eravisto fortfuhr. »Viele glauben, dass die Kreuzigung in Cusco und Binghams Wanderung in das heilige Inka-Tal zusammenhingen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Helena.
    »Das ist nicht meine Schlussfolgerung, Señorita. So wurde es mir erzählt. Auf Anweisung von Bischof Francisco, der die Kreuzigung von Corsell Santillana befohlen hatte, wurde ein Trupp Soldaten ausgeschickt, um Bingham und alle, die bei ihm waren, festzunehmen. Ihre Verhaftung hatte für den Bischof höchste Priorität.«
    »Wen hatte Bingham bei sich?«
    Don Eravisto sah sie an. »Sie kennen die Antwort bereits, Señorita. Warum wären Sie sonst hier?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Señor.«
    »Sie brauchen sich nicht zu zieren.«
    »Ich verstehe absolut nicht.«
    Don Eravisto lächelte gewinnend. »Wie es scheint, hat mich dieser bedeutungsvolle Augenblick überwältigt und meine Manieren vergessen lassen«, sagte er sarkastisch. »Ich habe sehr lange auf diesen Tag gewartet.« Helena sah seine Halsschlagader schneller pochen und spürte, wie viel Kraft es ihn kostete, sich zu beherrschen.
    »Warum sprechen Sie plötzlich in Rätseln?«, fragte Helena. »Wenn Sie mir etwas sagen möchten, tun Sie es doch.«
    »Wilson Dowling ist der Grund, warum Sie hier sind.«
    Helena war sprachlos.
    Don Eravisto ballte die Fäuste. »Seit fast zwei Jahren fahre ich in der Regenzeit täglich mit diesem Zug. Mir wurde gesagt, Sie seien schön, und das ist nicht übertrieben, wie ich nun weiß. Sie hatten in der Hütte eine Vision«, fügte er flüsternd hinzu. »Eine klare Vision von Wilson Dowling, der so realistisch vor Ihnen gesessen hat wie ich jetzt. Bemerkenswert, nicht wahr?«
    »Meinen Sie das ernst?«, fragte Helena.
    »Sie bestreiten es?«
    Sie sah genau, wie es ihn freute, dass er Bescheid wusste. »Sie haben Wilson Dowling gesehen. Das weiß ich ganz sicher!«
    »Was immer Sie zu wissen glauben, Señor, es ist bloß ein Bruchteil der Wahrheit.« Helena war nicht gewillt, Unsicherheit oder Schwäche zu zeigen. Beides konnte sie sich nicht leisten, denn vor ihr saß ein Mann, der von ihrer Verbindung mit Wilson wusste, so unglaublich das auch erscheinen mochte. Helena trank von ihrem Tee, der nur noch lauwarm war. »Ihnen ist klar, dass ich Sie erwartet habe, oder?«
    Don Eravisto blickte ihr tief in die Augen. »Schon möglich.« Er hob die Hand und schnippte nach dem Kellner, der am Ende des Ganges stand. »Bringen Sie mir Zigaretten und einen Aschenbecher.«
    »Mir wäre es lieber, wenn Sie nicht rauchen«, sagte Helena.
    Don Eravisto öffnete ruhig den zweiten Knopf seines Jacketts. »Auf keinen Fall möchte ich Ihnen Unbehagen bereiten.« Er griff hinein, zog einen Revolver und zielte auf Helenas Brust.
    Der glänzende Colt.45 sorgte um sie herum für hektische Bewegungen, Laute der Verblüffung und spitze Schreie. Einige Passagiere sprangen auf, andere duckten sich zwischen die Sitze.
    Chad zog ihre Pistole. »Lassen Sie die Waffe fallen!«, rief sie.
    Am anderen Ende des Wagens zogen mindestens fünf von Don Eravistos Männern diverse Waffen

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