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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Brücke schwankte unter ihrem Gewicht, und es war fraglich, ob sie sicher genug stehen könnten, um einen Pfeil abzugeben.
    Aclla begegnete zum zweiten Mal dem Blick des Blauäugigen, wie schon auf der Plaza de Armas. Seine Miene war wie aus Stahl, sein Blick ruhig. Es war offensichtlich, dass er auch noch die zweite Liane durchschneiden würde. Ein Hieb seiner Klinge, und Aclla würde mit ihren drei treuen Kriegerinnen sterben.

21.
    A NDEN , P ERU
74 K ILOMETER NORDWESTLICH VON C USCO
O RTSZEIT : 17.15 U HR
17. J ANUAR 1908
    Wilson spürte, wie sich von seiner Brustmitte ein Gefühl der Wärme bis in die Fingerspitzen und Zehen ausbreitete – die Wirkung seines Omega-Befehls, der ihn gerade vor einem qualvollen Tod bewahrt hatte. Er näherte die Klinge der Liane, die um die Steinsäule gewickelt war. Wenn die Kriegerinnen noch einen Schritt vorwärtsgingen oder nach ihrem Bogen griffen, wäre er gezwungen, sie in den Tod stürzen zu lassen. Als er der Anführerin in die Augen sah, erinnerte er sich, wo er diese ungewöhnlichen hellbraunen Augen schon einmal gesehen hatte. Es war die Frau von der Plaza de Armas, die ihn unter der Kapuze heraus beobachtet hatte. Aus irgendeinem Grund hatten sich ihm ihre Augen ins Gedächtnis eingebrannt.
    Schon der erste Blickkontakt hatte ihm den Atem geraubt, und die Frau jetzt unverhüllt in ihrer ganzen Schönheit zu sehen, überstieg seine Erwartungen. Ihre Haare waren dick und schwarz und zu einem Zopf geflochten, ihre Gesichtszüge markant und ebenmäßig, die Augenbrauen perfekt geschwungen. Sie trug eine Miene grimmiger Entschlossenheit und schien ihn ebenfalls erkannt zu haben. Solch eine Frau hatte Wilson noch nie gesehen. Sie hatte geschmeidige braune Haut, pralle Brüste, muskulöse Oberschenkel und bot mit dem bronzenen Brustpanzer, den breiten Armschienen, Lederschurz und Schwert einen eindrucksvollen Anblick. Es war verständlich, wenn sich ihre Gegner dadurch leicht ablenken ließen. Doch die anderen drei Kriegerinnen waren genauso beeindruckend, und dass sie jetzt auf der schwankenden Brücke ums Gleichgewicht kämpften, tat ihrer Schönheit keinen Abbruch.
    Neben Wilson regte sich Bingham auf dem nassen Felsboden und stöhnte. »Oh, mein Kopf.« Langsam öffnete er die Augen und sah sich um. »Was ist passiert?« Er machte Anstalten, nach seinem Gewehr zu greifen, und tastete um sich. Währenddessen versuchte er, sich darüber klar zu werden, was passiert war.
    Wilson blieb völlig auf die Anführerin konzentriert, die mit ihren Gefährtinnen auf der schwankenden Brücke stand. Unter ihnen rauschte der Urubamba mit einer Lautstärke vorbei, die an den Nerven zerrte.
    Bingham setzte sich auf, dann sah er die Hängebrücke. »Ich gehe nicht über diesen Fluss!«, sagte er wütend und rieb sich die Augen wie ein Kind nach dem Mittagsschlaf. »Wo ist mein Gewehr?«, fragte er dann erschrocken.
    Wilson setzte die Klinge an die Liane, dann zeigte er über die Köpfe der Frauen hinweg zum anderen Ufer – eine klare Aufforderung, sich zurückzuziehen, sonst würde er das zweite Geländer kappen.
    »Wir werden von zwei Seiten angegriffen!«, klagte Bingham.
    »Keine Sorge«, erwiderte Wilson in beruhigendem Ton. »Wir sind hier sicher.«
    Bingham drehte sich nach allen Seiten, um sich zu orientieren. »Wie kommen die auf die Brücke?« Er sah vollkommen verwirrt aus. »Wo sind wir denn eigentlich?«
    Ohne die Amazonen aus den Augen zu lassen, antwortete Wilson: »Wir haben den Fluss überquert und sind am Nordufer.«
    »Wie haben wir das denn geschafft?« Bingham hielt das Gesicht in den Regen, um einen klaren Kopf zu bekommen. »Und wo ist mein Gewehr?«
    »Das liegt noch drüben«, sagte Wilson. »Ich musste Sie tragen.«
    »Sie haben es liegen lassen?«
    »Ein schlichtes Danke würde mir genügen.«
    »Wie konnten Sie mir das antun?«
    »Wenn Sie geblieben wären, um zu kämpfen, wären Sie jetzt tot.«
    Bingham kam vom Boden hoch. »Das sind die Kriegerinnen, die uns gejagt haben? Die meine Esel getötet haben?«
    »Genau die.«
    »Sie wirken auf mich gar nicht so brutal«, brummte Bingham. »Jedenfalls nicht von hier aus. Aber sie sind außergewöhnlich, nicht wahr? Allein die Größe ... sie müssen mindestens einen Meter achtzig groß sein.« Er drehte den Kopf zu Wilson. »Kein Mensch wird mir glauben, wenn ich erzähle, dass ich in den Anden Amazonen gesehen habe.« Ein Lächeln hellte seine Miene auf. »Alle werden denken, ich sei verrückt geworden. So

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