Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
Vom Netzwerk:
nicht in die Zukunft, wie sie erwartet hatte. Er hatte älter ausgesehen, so als wäre seit ihrer letzten Begegnung für ihn mehr Zeit vergangen als für sie.
    Helena betrachtete die Münze in der einen und den Colt in der anderen Hand. Die Münze hatte Wilson das Leben gerettet ... der Colt hätte ihr fast das Leben genommen.
    Alles passiert aus einem Grund , sagte sie sich und spürte, wie sich ihre Stimmung ein wenig hob. Sie musste nur Geduld haben, bis sie an der Reihe war. Fürs Erste konnte sie nichts tun als warten.

28.
    C USCO , P ERU C ALLE P AVITOS O RTSZEIT : 4.42 U HR 19. J ANUAR 1908
    Die Gedanken stürmten auf ihn ein, während Gonzales durch den strömenden Regen nach Hause lief. Wie befohlen hatte er den Telegrafenbeamten aus dem Bett geholt und ein Telegramm nach Lima aufgegeben, damit unverzüglich mehr Soldaten geschickt wurden. Auf der Uhr an der Plaza de Armas war es Viertel nach vier, als Gonzales seinen Esel durch die Gasse führte und in den Pferch hinter seinem Haus stellte. Er nahm dem Tier den Sattel ab und gab ihm trockenes Heu zu fressen.
    »Gut gemacht«, sagte er und tätschelte ihm den Kopf.
    Ehe er ins Haus ging, zog er sich die schmutzigen Sachen aus und legte sie über die Trockenmauer an der Tür. Splitternackt stand er im eiskalten Regen und rieb mit zitternden Händen ein Stück Seife über seine nasse Haut. Seine Frau duldete nicht, dass man von draußen Schmutz hereinbrachte. Er hatte die Wahl, sich vorher zu waschen oder die Konsequenzen zu tragen.
    »Wann hört dieser Regen endlich mal auf?«, murmelte er. Nackt und zitternd schloss er die Tür auf, trat in die kalte Küche und suchte sich im Dunkeln ein Handtuch aus dem Schrank. Er hätte ein Streichholz anreißen und die Öllampe anzünden können, aber er wollte seine Familie nicht wecken, die im Nebenzimmer schlief.
    Das einfache Zwei-Raum-Haus am Stadtrand hatte einen Steinboden und Wände aus Lehmziegel. Verglichen mit den Häusern der Nachbarschaft war es ein solider Bau, denn es war von denselben Handwerkern gebaut worden wie die Kaserne. Mit dem Holz, dem Mörtel, den drei Fenstern und Steinplatten, die dabei übrig geblieben waren, hatten sie ein recht modernes Heim zusammenschustern können. Es war klein, hatte aber hohe Decken und ein solide gedecktes Dach, von dem das Regenwasser gut ablief, egal wie sehr es schüttete. Die Küche hatte einen Herd, ein Waschbecken und einen modernen Eisschrank, in dem man Fleisch bis zu einer Woche aufbewahren konnte. Hinter dem Haus gab es einen Stall für den Esel und einen Verschlag, in dem sie zehn Hühner hielten. Gonzales und seine Frau waren sehr stolz auf das Haus und wurden von ihren vielen Verwandten darum beneidet.
    Er trocknete sich ab, band sich das Handtuch um die Hüften und setzte sich im Dunkeln hin, um über die vergangenen drei Tage nachzudenken.
    Nach und nach gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er konnte auf dem karierten Tischtuch einen nur halb geleerten Teller erkennen. Das war höchst ungewöhnlich, denn seine Frau ließ nie Reste draußen stehen, weil es Ratten anlockte.
    Plötzlich hatte er heftiges Herzklopfen. Er sprang auf, rannte zur Tür des Nebenzimmers und spähte hinein. Ihm rauschte das Blut in den Ohren, sodass er nichts hörte außer dem Regenwasser, das vom Dach in die Pfützen platschte.
    In der Tür stehend starrte er ins Dunkel, wo die beiden Betten standen, und spürte eine furchtbare Angst.
    Die Zeit schien stillzustehen.
    »Da bist du ja, Lucho«, sagte seine Frau schlaftrunken. »Dem Herrn sei Dank.«
    Erleichtert seufzte Gonzales und sah nach seinen drei Kindern, die in dem kleinen Bett schliefen. »Ich bin endlich zurück, Chiquita«, sagte er dann zu seiner Frau.
    »Dem Herrn sei Dank«, wiederholte Sarita. »Es wurden Leute ermordet, und andere sind verschwunden. Alle haben eine Todesangst.« Sie stützte sich auf den Ellbogen.
    Gonzales setzte sich neben sie auf die Bettkante und strich ihr über den Kopf. »Alles wird gut.« Er bettete sie zurück aufs Kissen. »Ich bin jetzt hier, um alles in Ordnung zu bringen. Ich werde die Stadt nicht noch einmal verlassen.«
    »Ich bin so froh, dass du unbeschadet zurückgekommen bist«, flüsterte sie.
    »Du musst jetzt schlafen, Chiquita. Die Kinder werden bald wach. Wir können uns am Morgen darüber unterhalten.«
    Sie kuschelte sich ein und machte die Augen zu. »Schön, dass du wieder zu Hause bist, Lucho.«
    Gonzales schlüpfte neben sie ins warme Bett. »Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher