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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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es sich sammelte. Die Mauer aus hellen Granitquadern neben ihr ging in eine glatte Mauer aus schwarzem Stein über.
    Gleich kommt der Eingang zum inneren Tempel.
    Helena spürte es.
    Sie trat durch ein Tor und gelangte auf ein freies Plateau. Als sie sich zum Gebäude hin umdrehte, blickte sie zum ersten Mal in das königliche Mausoleum, das direkt unter dem Sonnentempel lag, dem heiligsten Bau in der »Stadt in den Wolken«. Die Gewölbe waren für die Mumien der Könige und Königinnen gedacht gewesen. Das war der Ort, wo Helenas Träume sie hinführten.
    Gespannt blickte sie in die tiefen Schatten der Grabstätte und wartete auf eine Verbindung ... eine Vision. Doch es geschah nichts, außer dass der Regen auf ihren Schirm prasselte und der eisige Wind ihr in die Kleidung fuhr.
    »Über uns befindet sich der Sonnentempel«, sagte Pablo. »das einzige runde Bauwerk der Inka. Der Sonnengott Inti ist der wichtigste unter den Inka-Göttern. Er ist Herrscher des Universums, Herr über Leben und Tod. Er wärmt die Erde und lässt das Korn wachsen. Er lenkt auch Lust und Ehrgeiz des Menschen, die Grundlagen des Fortschritts.«
    Helena hörte ihm zu, aber ihr Kummer über das Ausbleiben einer übernatürlichen Verbindung machte sie benommen. Sie war mit so großer Hoffnung nach Peru gereist, und die lief nun ins Leere. Was für ein grausamer Scherz des Schicksals führte sie auf eine Reise ohne Ziel? Ihre Vision in der Gleisbauhütte war so real gewesen, und jetzt dies – nichts als leere Steinbauten auf einem Bergkamm.
    Als Helena wieder in ihrem warmen Bett im Hotelzimmer lag, starrte sie an die Decke und dachte an die aufkeimende Verzweiflung zurück, die sie am Morgen empfunden hatte. Es war wichtig, optimistisch zu bleiben, sagte sie sich. Doch sosehr sie sich darum bemühte, es fiel ihr schwer, sich nicht der Enttäuschung hinzugeben. Sie wusste, dass es in solchen Situationen nichts Schlimmeres gab, als allein zu sein und zu viel Zeit zum Nachdenken zu haben. So würden die Zweifel die Oberhand gewinnen.
    Helena begann sich zu fragen, warum Don Eravisto glaubte, dass Wilson eine Frau und ihre Kinder ermordet hatte. Dazu wäre er niemals in der Lage, dessen war sie sicher. Selbst wenn man Wilson dazu zwingen wollte, könnte er es nicht tun. Aber Don Eravisto war davon überzeugt, dass er die Bluttat begangen hatte, die den Lebensweg seines Großvaters, seines Vaters und nun auch seinen eigenen bestimmte. Diese Tat rächen zu müssen war eine schwere Last. Doch wie es schien, war Don Eravisto willens, abzudrücken und Helenas Blut in einem Zugwaggon zu verspritzen, um die Vergangenheit zu ändern – obwohl er selbst alles dabei verlieren würde.
    Wie kam Don Eravisto überhaupt auf die Idee, dass sich die Vergangenheit ändern ließ? Nach allem, was Helena mit eigenen Augen gesehen hatte – sie war dabei gewesen, als das Zeitportal aktiviert wurde –, konnte sie sich nur schwer mit dem Gedanken abfinden, dass alle Zeit nebeneinander existierte. Das war schwer zu begreifen, selbst wenn man es am eigenen Leib erfahren hatte. Doch Don Eravisto glaubte es, und in seiner Familie wurde es über zwei Generationen hinweg beteuert.
    Es stellte sich die Frage, welche Rolle Helena dabei spielte. Don Eravisto behandelte sie, als wäre sie selbst eine Mörderin, als hätte sie das schändliche Verbrechen an seiner Familie begangen. Sie war damals noch nicht einmal geboren, und über eine tatsächliche Verbindung mit Wilson konnte nur spekuliert werden, genau wie über die Vision in der Gleisbauhütte. Das Ganze war so frustrierend, dass sie am liebsten laut geschrien hätte. Stattdessen befahl sie sich, optimistisch zu bleiben, wie Wilson es gewollt hätte.
    Optimistisch und konzentriert, hatte er immer gesagt. Dein Denken ist nicht dazu gemacht, sich gegen das zu verteidigen, was in dir ist.
    Helena atmete tief durch. Sie griff zum Nachttisch nach der ägyptischen Münze, die Wilson ihr geschenkt hatte. Sie drückte das kühle Metall zwischen den Fingern, umkreiste mit dem Daumen die Delle in der Mitte und betrachtete die Münze dann im Schein der Bettlampe. Dieses Ding hatte Wilson das Leben gerettet. Das war erst gut ein Jahr her.
    Helena war sicher, dass diese Münze den Weg zu Wilson finden würde. Sie glaubte fest, dass er das Geldstück eines Tages wieder in der Hand halten würde. Doch im Augenblick hielt er sich in der Vergangenheit auf, ungefähr hundert Jahre von Helena entfernt. Er war in der Zeit zurückgereist,

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