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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Sonne schien auf die ferneren Regionen und ließ die zerklüfteten, gletscherbedeckten Gipfel aufleuchten.
    Wilson zog sich die Jacke aus und legte sie neben sich auf den Stein.
    Bingham betrachtete das Panorama. »Ein Glück, dass ich meinen Hut noch habe. Hätte ihn fast verloren, als ich mich über den Fluss schwang, wissen Sie.« Er zog seinen Tabaksbeutel aus der Tasche, klopfte die Wassertropfen ab und breitete dann den Beutelinhalt neben sich aus. »Es gibt zwei Dinge, die man im Urwald niemals tun sollte«, sagte er. »Erstens ... sich auf ein Nest von Feuerameisen setzen. Zweitens ... den Hut verlieren. In dieser Höhe brennt einem die Sonne sonst ein Loch in den Schädel.«
    Wilson rieb sich das unrasierte Kinn und ließ sich die Nachmittagssonne ins Gesicht scheinen. »Gott sei Dank hat es aufgehört zu regnen.«
    »Dafür ist es jetzt feucht«, sagte Bingham. »Das ist genauso schlimm.«
    Zwischen den Baumwipfeln und an den Felswänden hing ein feiner Dunst, ein Hinweis, dass die Luftfeuchtigkeit an die hundert Prozent betrug. Wilson wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, dann zog er sein Hemd aus und legte es ebenfalls auf den Stein. »Es ist unangenehm, aber nichts ist so schlimm wie der Regen.« Wilson setzte sich und zog sich die Schuhe und Socken aus. Während er den Hut absetzte, ließ er die nackten Füße über den Rand baumeln, wo es sechzig Meter steil in die Tiefe ging.
    Als er vor acht Jahren nach Machu Picchu transportiert worden war, war er bei Nacht und Regen angekommen, sodass er von den Ruinen nichts gesehen hatte. Das würde nun anders sein. Es kam ihm vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen. Seitdem war so viel passiert, dass er sich vorkam wie ein völlig anderer Mensch. Wenn er darüber nachdachte, konnte er nicht mehr sagen, wer er inzwischen war. Plötzlich kam ihm Helena in den Sinn. Es waren tröstliche Gedanken, die ihm schon unzählige Male durch Phasen der Einsamkeit geholfen hatten. Die Erinnerung an sie und die damalige Zeit war ihm kostbar.
    Wenn alles nach Plan lief, würde er schon in ein paar Stunden von hier verschwinden können. Er würde in die Firma zurückkehren und ein normales Leben führen, soweit das nach allem, was er gesehen und getan hatte, möglich war. Würde es einen weiteren Auftrag für ihn geben? Er wusste es nicht. Und so gern er seinen Vorgesetzten auch sagen würde, dass er nicht mehr der Aufseher sein wollte, so sehr wusste er im Grunde, dass er sich die Chance letztlich doch nicht entgehen lassen würde.
    »Glauben Sie wirklich, dass Vilcabamba da oben liegt?«, fragte Bingham. Er rollte feuchten Tabak in ein feuchtes Papierchen ein.
    »Auf dem Kamm über uns.«
    Bingham spähte mit zusammengekniffenen Augen gegen die Sonne. »Da oben?«
    »Es ist die letzte große unentdeckte Zitadelle Südamerikas. Sie sind es, dem man die Entdeckung zuschreiben wird, Hiram. Sie werden auf der ganzen Welt bekannt sein, eine lebende Legende.«
    »Angenommen es ist wahr, was Sie sagen, dann erklären Sie mir noch mal, warum Sie den Ruhm nicht selbst einstreichen wollen.«
    »Wenn die Geschichte geschrieben wird, werde ich nicht hier gewesen sein, Hiram. Das ist eine unserer Abmachungen, wenn Sie sich erinnern.«
    »Das sagten Sie schon, aber das beantwortet meine Frage nicht. Warum wollen Sie den Ruhm nicht für sich?«
    »Das werde ich Ihnen sehr bald verraten«, sagte Wilson.
    Bingham leckte an dem Papierchen entlang und klebte es dann zu. »Sie versprechen viel, reden aber nie über Ihre Motive. Das ist sehr beunruhigend.«
    Wilson schraubte den Verschluss von seiner Wasserflasche und trank einen großen Schluck. »Wenn ich es Ihnen zu früh sage, werden Sie denken, ich bin verrückt geworden.«
    Bingham zündete sich seine Zigarette an. »Ich glaube, der Verrückte bin ich.« Er blies eine Rauchfahne aus. »Weil ich mit Ihnen gegangen bin.«
    Wilson grinste. »Eines Tages werden Sie sich gern an diese Expedition zurückerinnern.«
    Bingham schien seine Zigarette zu genießen. »Haben Sie gesehen, wie gut diese Amazonen gebaut sind? Toll!«
    »Nicht schon wieder ...«
    »Daran werde ich mich gern zurückerinnern. Was Sie angeht, bin ich mir nicht so sicher.«
    »Diese Frauen hätten Sie umgebracht, wenn sie gekonnt hätten.«
    Bingham zog an der Zigarette. »Kann schon sein, dass sie gefährlich sind. Aber was für eine Art zu sterben! Wie die sich bewegen, haben Sie das gesehen? Diese Spannkraft und diese Figur! Gewöhnlich habe ich für große Frauen nichts

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