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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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übrig, aber bei denen, wer weiß.«
    »Sie sind anders, als ich dachte.« Wilson sah ihn an.
    »Was dachten Sie denn?«
    Wilson zuckte die Achseln. »Ich wusste, wer Sie sind, kannte Ihren Ruf. Ich habe Sie mir einfach anders vorgestellt.«
    Bingham lachte. »Sie hören sich an wie meine Frau! Sie kann auch nicht glauben, dass Yale mir einen Lehrauftrag für Südamerikanische Geschichte gegeben hat. Sie hätten Alfredas Gesicht sehen sollen, als ich ihr eröffnete, dass ich nach Peru gehe, um alte Inka-Stätten zu suchen. Die Hölle selbst kann nicht so furchteinflößend sein wie eine Frau ...«
    »Wenn sie hört, dass Sie Vilcabamba entdeckt haben, wird sie beeindruckt sein.«
    »Und während ich all die Auszeichnungen entgegennehme, wo werden Sie dann sein, Wilson?«
    »Fort.«
    »Wo?«
    »Zu Hause.«
    »In Australien?«
    Wilson lächelte. »Ja ... in Australien.«
    »Zu Hause bei den wahlberechtigten Frauen. Viel Glück!«
    Wilson legte sich auf den glatten Stein und ließ sich von der Sonne bescheinen. Er schloss die Augen. »Wir werden hier eine Stunde Rast machen und uns trocknen lassen. Dann gehen wir weiter. Ich will, dass Sie ausgeruht sind, damit Sie Ihre Entdeckung genießen können.«
    Bingham zog an der Zigarette und legte sich ebenfalls zurück. »Teils denke ich noch immer, dass da oben gar nichts sein wird. Bloß zwei Steinhäuser und ein Lama-Stall. Ich werde nichts weiter entdecken, als dass Sie mich getäuscht haben. Was für ein Witz.«
    »Es liegt da oben. Das versichere ich Ihnen.«
    Bingham drückte die Zigarette aus und warf den Stummel in den feuchten Wald. Während er seinen Blick schweifen ließ, sagte er: »Die Inkas müssen total verrückt gewesen sein. Warum haben sie ausgerechnet hier eine Stadt gebaut? Wo es so schwierig ist hinzukommen? Es ist gefährlich – ich meine, sehen Sie sich doch mal um! Die Steilfelsen, die Flüsse! Im Winter ist es hier bitterkalt, und der Sommer ist verregnet oder zumindest höllisch feucht.«
    »Sie wollten eben nicht, dass ihre Stadt gefunden wird«, antwortete Wilson. »Überlegen Sie mal: Die Inkas haben nichts Schriftliches hinterlassen. Wissen Sie, warum?«
    Bingham schüttelte den Kopf. »Aber dafür hatten sie eine ziemlich hoch entwickelte Kultur, muss ich zugeben. Sie hatten diese Knotenschnüre mit Tausenden von bunten Strängen. Meines Wissens haben sie damit ihre Geschichte aufgezeichnet.«
    »Sie hatten sehr wohl eine Schrift. Sie hatten zweiundvierzig Buchstaben, und alle Priester und Adligen konnten lesen und schreiben. Sie haben Papierrollen benutzt. Jahrhundertelang. Dann wurde im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts alles Schrifttum vernichtet.«
    »Warum sollten sie das getan haben?«, fragte Bingham.
    »Weil sie die Lage dieser Stadt da oben geheim halten wollten. Als die Spanier nach Peru kamen, gab es nichts, was auf die Existenz der Stadt hinwies.«
    »Wozu die ganze Mühe?«
    »Das habe ich Ihnen schon zu Anfang gesagt: Die Stadt hat einen Kern aus Gold. Erinnern Sie sich?«
    »Sie sagten, es gäbe keinen Schatz zu entdecken. Daran erinnere ich mich.«
    »Keinen Schatz, aus dem man Kapital schlagen kann.«
    Wilson sah einen riesigen Kondor über dem Tal kreisen. Er war schwarz mit einem weißen Federkranz am Hals und sehr langen Federn an den Flügelspitzen, die wie Finger aussahen.
    »Ein Kondor«, sagte er.
    Bingham schaute nur flüchtig hin. »Ja, ein gewaltiges Tier.« Dann sah er Wilson wieder an. »Was nützt mir ein Schatz, den ich nicht zu Geld machen kann?«
    »Es gibt Schätze, die man gar nicht haben möchte«, antwortete Wilson. »Aber die Entdeckung Vilcabambas wird Ihnen auch so genug Ruhm und Vermögen einbringen.«

30.
    A NDEN , P ERU
89 K ILOMETER NORDWESTLICH VON C USCO
O RTSZEIT : 12.59 U HR
19. J ANUAR 1908
    Aclla und Sontane kauerten sich hinter einen umgestürzten Baumstamm auf der Aussichtsterrasse neben dem alten Wächterhaus. Auf einem Felsvorsprung achthundert Schritt unter ihnen saßen die zwei weißen Männer deutlich sichtbar in der Sonne. Es war seltsam, dass sie sich nicht um Deckung bemühten, andererseits war ohnehin alles an ihnen seltsam.
    Von ihrer Position aus hatten Aclla und Sontane freie Sicht nach Osten über das Tal und auch über die überwucherten Ruinen der Zitadelle hinter ihnen. Im Norden lag der Gipfel des Machu Picchu, im Süden der niedrigere Gipfel des Huayna Picchu. Von ihrem Platz aus ging es überall senkrecht zum wütenden Urubamba hinab. Dort hatten die Jungfrauen der

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