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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Lichteinfall. Wenn er den Bischof jetzt ansah, erschien ihm dieser so heilig wie die Kirche selbst und die zahllosen Bilder von Jesus, der Jungfrau Maria und der Apostel, die ringsum die Wände schmückten.
    »Wir bitten dich nun, segne dieses Wasser«, fuhr Monseñor Domingo fort, und seine Stimme hallte durch die Kirche. »Gewähre uns deinen Schutz an diesem Tag, Herr, den du erschaffen hast. Erneuere den lebendigen Quell unseres Lebens, und bewahre uns an Leib und Geist, damit wir frei sind von Sünde und in deine Gegenwart kommen, um dein Geschenk der Erlösung anzunehmen. Beschütze uns vor dem entsetzlichen Übel, das die Seelen unserer Gemeinde ergreifen will, und mache uns würdig, damit wir in deinem Namen handeln. Dies bitten wir durch Christus, unseren Herrn.«
    »Amen«, antwortete die Gemeinde.
    Bischof Francisco murmelte weitere Gebete, dann schlug er das Kreuz über der Silberschale, um zu verkünden, dass die Flüssigkeit nun heilig sei.
    Kurz herrschte Stille, dann füllte der Chor den Raum mit dem Gloria, einer der schönsten Hymnen, die Gonzales je gehört hatte. Bischof Francisco nahm das silberne Aspergill in die eine und die Silberschale mit dem Weihwasser in die andere Hand. Dann ging er mit gemessenen Schritten die Mittelstufen des Altars hinunter, drei Priester in schwarzer Soutane folgten ihm. Während er sich der Gemeinde näherte, tauchte er das Ende des Aspergills in das Weihwasser und besprengte seine Herde mit feinen Tröpfchen aus der perforierten Kugel.
    Das Ritual kannte Gonzales vom Palmsonntag, wo der Bischof seine Gemeinde mit Weihwasser besprengte, um die Reinigung der Seele anzudeuten und Schutz vor dem Bösen zu gewähren. An einem anderen Tag hatte er das noch nicht gesehen.
    »Herr, wir haben wider dich gesündigt«, sagte der Bischof mit kräftiger Stimme. »Herr, erbarme dich.«
    Wer einen Spritzer abbekam, erwiderte: »Herr, erbarme dich.«
    So ging der Bischof langsam den Mittelgang hinunter und spritzte Weihwasser nach beiden Seiten. »Herr, erweise uns Barmherzigkeit und Liebe«, sagte er.
    Die Antwort folgte. »Und schenke uns Erlösung.«
    Als der Bischof sich näherte, spürte Gonzales unwillkürlich den Drang, seine Familie schützen zu müssen, sie von dem Mann fernzuhalten, ungeachtet seiner mächtigen Stellung in der Kirche. Er wandte sich seiner Frau zu, um sie zu warnen, sah in ihrem Blick aber nur Arglosigkeit und Hoffnung.
    Sie neigte sich flüsternd zu ihm. »Wir werden beschützt.«
    Im Hintergrund sang der Chor aus voller Brust, und Weihrauchduft lag in der Luft.
    Plötzlich blickte Bischof Francisco ihm direkt in die Augen, sodass es Gonzales eiskalt über den Rücken lief. Die Augen des Geistlichen waren schwarz wie die Nacht, sein Gesicht sah verhärmt aus und bleich wie Alabaster.
    »Möge der Allmächtige uns gnädig sein«, sagte Bischof Francisco und besprengte Gonzales’ Familie mit Weihwasser.
    In diesem Moment ging alles wie in Zeitlupe, und die himmlischen Klänge des Chors verstummten zu kalter Stille. Die glänzenden Wassertropfen schienen in der Luft zu hängen, während Gonzales sah, wie der Priester den verdorbenen Blick auf seine Frau richtete. Ein böses Lächeln flog über die Lippen des Mannes, als er das kleine Silberkreuz an ihrem Hals und dann die Körperrundungen darunter betrachtete. Dann fiel sein Blick hungrig auf die drei Kinder in der vorderen Bank. Gonzales wollte den Säbel hochreißen und den Mann niederstrecken – oder was auch immer er sonst war. Sein Instinkt sagte ihm, dass sich schreckliche Gedanken in dem verdorbenen Verstand des Bischofs tummelten. Gonzales packte das Heft des Säbels. Doch sosehr er sich bemühte, ihn aus der Scheide zu ziehen, es gelang ihm nicht.
    Plötzlich spritzte ihm Weihwasser ins Gesicht und schien ihn einen Augenblick lang zu betäuben. Er fasste sich wieder, als er warme Nässe in seiner Hose spürte, dann sah er erneut den Bischof an. Dessen Blick war nun auf die Wassertropfen geheftet, die auf Saritas makelloser Haut und ihrem Busen glänzten. Dann beschleunigte sich der Lauf der Zeit wieder, und Gonzales starrte direkt in die dunklen Augen des Geistlichen.
    Er konnte nicht mehr unterscheiden, was wirklich war und was nicht.
    »Vergib uns unsere Sünden«, sagte Bischof Francisco mit tiefer Stimme, »und schenke uns das ewige Leben.«
    Sarita und die Kinder sagten pflichtgemäß Amen.
    Gonzales brachte kein Wort heraus. Er saß mit Herzklopfen da und hatte vor Hilflosigkeit einen

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