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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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nichts hatte sehen können.
    Hinter sich hörte er Bingham schnaufend und mit schweren Schritten ankommen. »Unglaublich ... dass ich so weit gelatscht bin.« Er brachte keinen Satz an einem Stück heraus, so sehr war er außer Atem. »Wo ist ... die Stadt?« Er beugte sich vornüber, die Hände auf die Knie gestützt, zog den Hut ab und ließ ihn fallen. Der Schweiß tropfte ihm von Stirn und Nase. Er nahm seine Wasserflasche vom Gürtel und zog den Verschluss ab. »Können Sie ... mir was ... überschütten?«, bat er.
    Wilson nahm ihm die mit Segeltuch gepolsterte Flasche ab und goss den Inhalt über Binghams verschwitzten Kopf und Nacken.
    »Das tut gut!« Bingham richtete sich auf und ließ sich das Wasser über den Rücken laufen. Gegen die blendende Sonne schaute er zum Urubamba-Tal, dann zum Gipfel des Machu Picchu. »Also ... wo ist die unglaubliche Stadt, die Sie mir versprochen haben? O mein Gott!« , hauchte er dann.
    Wahrscheinlich konnte nur Howard Carters Entdeckung von Tutanchamuns Grab mit diesem Moment mithalten.
    »Ich bin hoch erfreut, dass Sie kein Lügner sind!«, rief Bingham dann aus. Er schloss Wilson spontan in die Arme und drehte sich aufgeregt hüpfend mit ihm im Kreis. »Sie sind kein Lügner! Sie sind kein Lügner!«, sang er.
    Wilson freute sich für ihn, nahm ihn jedoch bei den Schultern und schob ihn von sich. »Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um sich zu fassen.«
    »Sie sind kein Lügner!«
    »Leise«, flüsterte Wilson.
    »Aber ich bin glücklich!« Bingham warf die Arme in die Luft. »Sehen Sie sich das an!« Staunend schaute er über die Ruinen. »Das ist noch besser, als ich es mir vorgestellt hatte! Es ist wundervoll!« Er lief auf die Stadt zu, ohne zu ahnen, dass sich vor ihm ein Abgrund befand. Er setzte zum Schritt über die Kante an, und Wilson musste ihn am Kragen packen und zurückreißen, sodass Bingham das Gleichgewicht verlor und ins Unkraut fiel.
    »Was sollte das?«, fragte er ärgerlich und rieb sich beim Aufstehen den schmerzenden Hintern. »Wollen Sie nicht, dass ich mich freue?«
    »Ich will nicht, dass Sie umkommen«, erwiderte Wilson. »Jetzt seien Sie still, und warten Sie ab, bis ich einen Weg auf die andere Seite gefunden habe.«
    Bingham schaute in die bewaldete Schlucht. Der Blick hinunter war schwindelerregend, und er musste sich an einem Baum festhalten. Ohne Zweifel hatte Wilson ihm gerade das Leben gerettet.
    Aclla und Sontane hielten sich zwischen Bäumchen und Farnen in einem natürlichen Granitspalt verborgen. Sie lagen auf dem Bauch, neben sich den Bogen, sodass sie mit wenigen Handgriffen einen Pfeil abschießen konnten. Von ihrer Position aus konnten sie alles sehen, was Dowling und Bingham taten, und vor allem konnten sie jedes Wort verstehen, das gesprochen wurde.
    Hundert Schritt weiter weg lagen Orelle und Ilna in den Ruinen bei Nustas Palast auf der Lauer und warteten auf einen Befehl. Wenn die zwei Männer über die Schlucht zum Wächterhaus kamen, waren sie leicht einzukreisen.
    »Der Hagere ist wie eine Witzfigur«, flüsterte Sontane. »Er wäre beinahe abgestürzt.«
    Das Kondorweibchen zog noch immer seine Kreise am blauen Himmel, doch inzwischen ein wenig tiefer. Die Sonne beschien das Tier von unten, sodass man die mächtigen Krallen und das strahlende Weiß des Federkragens sehen konnte.
    »Apu wacht«, flüsterte Sontane.
    »Unsere Vorfahren sind bei uns«, sagte Aclla.
    Unten ging Wilson fünf Schritte zurück und rannte dann, so schnell er konnte, auf den Abgrund zu. Er drehte sich im Flug, schnellte auf die Granitwand zu und trat sich auf halber Strecke von dort ab, was ihn über die restliche Distanz hinwegtrug. Die Sonnenjungfrauen benutzten eine ganz ähnliche Technik bei weiten Sprüngen.
    Wilson landete elegant mit einem Sicherheitsabstand von etwa drei Metern vom Abgrund. Die Hand an der Mauer des Wächterhauses schaute er im Inneren nach, ob dort ein Dachbalken lag, mit dem er die sechs Meter breite Schlucht überbrücken konnte.
    »Ich bin gleich wieder da«, rief Wilson zu Bingham hinüber und lief eine Reihe perfekter Stufen hinunter auf ein Bambusdickicht zu. Gleichzeitig achtete er auf mögliche Anzeichen, ob jemand vor ihnen den Ort erreicht hatte. Er hob einen dicken Stein auf, zog sein Messer, setzte die Klinge an den Fuß einer Bambusstange und schlug mit dem Stein gegen den Messerrücken. Im Nu hatte er fünf kerzengerade Stangen beisammen und trug sie zum Abgrund. Mit einer Ranke band er sie zusammen,

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