Die Vergessene Welt
brennen.
Der Hilfstrupp war angekommen. Er bestand aus zwanzig
Indianern mit Stangen, Seilen und allem, was für die
Überbrückung des Abgrundes von Nutzen hätte sein können.
Nun werden wir wenigstens mit dem Transport unseres
Gepäcks keine Schwierigkeiten haben, wenn wir morgen
unseren Rückweg zum Amazonas antreten.
Und damit beschließe ich in glücklicher und dankbarer
Stimmung diesen Bericht. Unsere Augen haben große
Wunder gesehen, und unsere Seelen sind durch Mühen und
Entbehrungen geläutert. Jeder von uns ist auf seine Weise
reifer geworden. Es ist möglich, daß wir in Para eine Pause
einlegen und uns neue Kleidung beschaffen. Falls wir es tun,
wird dieser Brief einen Tag vor uns ankommen. Andernfalls
trifft er am gleichen Tag wie wir in London ein. In jedem
Falle, mein lieber Mr. McArdle, hoffe ich, Ihnen schon sehr
bald die Hand schütteln zu können.
#16
Der Triumphzug
§
Ich möchte an dieser Stelle allen Freunden für die
Unterstützung und Gastfreundschaft, die wir überall auf
unserer Rückreise erfuhren, unseren Dank abstatten. Ganz
besonders möchte ich Senor Penalosa sowie den anderen
Beamten der brasilianischen Regierung für die großzügigen
Maßnahmen danken, mit denen sie uns die Reise erleichtert
haben. Auch Senor Pereira sind wir zu großem Dank
verpflichtet. Durch seine Vorsorge haben wir bereits bei
unserer Ankunft in Para eine komplette Neuausstattung
vorgefunden und konnten somit in menschenwürdigem
Zustand wieder in die zivilisierte Welt zurückkehren. Es muß
einen schlechten Eindruck auf unsere Gastgeber und
Wohltäter gemacht haben, daß wir ihren Fragen ausgewichen
sind und ihnen keine Auskunft über die geografische Lage des
Maple-White-Landes gegeben haben. Die Umstände ließen
uns keine andere Wahl. Ich möchte hiermit darauf hinweisen,
daß sie nur unnütz Zeit und Geld verschwenden, wenn sie
versuchen sollten, unseren Spuren zu folgen. Selbst die Namen
haben wir in unseren Berichten abgeändert, und ich bin sicher,
daß auch bei sorgfältigstem Studium niemand unserem
unbekannten Land auch nur auf tausend Meilen nahekommen
wird.
Das Aufsehen, das wir überall in Südamerika erregt haben,
hatten wir anfangs für örtlich begrenzt gehalten, denn wir
hatten keine Ahnung, welche Aufregung das bloße Gerücht von
unseren Erlebnissen in ganz Europa zur Folge hatte. Erst als
die Ivernia an die fünfhundert Meilen vor Southampton war und
eine Zeitung nach der anderen, eine Agentur nach der anderen
uns telegrafisch Riesensummen für einen kurzen Bericht über
unsere Erlebnisse boten, wurde uns klar, wie groß das
Interesse der gesamten Öffentlichkeit inzwischen war. Wir
hatten jedoch beschlossen, daß die Presse keinerlei Material
erhalten sollte, bevor wir nicht mit den Mitgliedern des
Zoologischen Instituts zusammengetroffen waren. Als
Delegierte fühlten wir uns verpflichtet, unseren ersten Bericht
der Versammlung zu erstatten, die uns den Auftrag für unsere
Forschungsreise erteilt hatte. Dementsprechend lehnten wir
jegliche Auskunft ab, obwohl wir Southampton voller
Journalisten fanden. Dies hatte zur Folge, daß sich das
öffentliche Interesse um so mehr der Tagung zuwandte; die für
den 7. November abends anberaumt wurde. Der Hörsaal des
Zoologischen
Instituts,
Ausgangspunkt
unserer
Unternehmung, war natürlich bei weitem zu klein dafür, also
wurde die Queens Hall gemietet. Inzwischen weiß man, daß die
Veranstalter es ebensogut mit der Albert Hall hätten versuchen
können, und auch die wäre immer noch zu klein gewesen.
Die große Versammlung war für den zweiten Abend nach
unserer Ankunft festgesetzt. Zuvor hatte natürlich jeder von
uns seine dringlichsten persönlichen Angelegenheiten zu
regeln. Von meinen kann ich jetzt noch nicht sprechen.
Möglicherweise werde ich ruhiger darüber berichten können,
wenn ich erst einmal etwas Abstand gewonnen habe. Am
Beginn dieser Erzählung habe ich dem Leser mitgeteilt, welches
die Beweggründe für meine Beteiligung an dieser Reise waren.
Es ist daher nur recht und billig, daß ich später damit fortfahre
und über das Ergebnis berichte. Immerhin habe ich zur
Teilnahme an diesem wundervollen Abenteuer einen ganz
bestimmten Anstoß bekommen und kann letzten Endes der
Frau, die mich dazu bewegen hat, nur unendlich dankbar sein.
§
Und nun komme ich zum letzten und höchst
bedeutungsvollen Ereignis, der Krönung unserer Abenteuer.
Während
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